Crazy

Deutschland 1999/2000 Spielfilm

Inhalt

Von vier Schulen ist der 16-jährige Benjamin bereits geflogen. Jetzt kommt er an das Internat Neuseelen, wo er, anders als bisher, schnell Anschluss an die Clique seines Klassenkameraden Janosch findet. Gemeinsam machen die Jungs ihre ersten Schritte auf dem Weg ins Erwachsenwerden: Partys, Alkohol, Striplokale, erster Sex. Als sich jedoch sowohl der schüchterne Benjamin als auch der Draufgänger Janosch in die hübsche Malen verlieben, wird ihre Freundschaft auf eine harte Probe gestellt.

 

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Heinz17herne
Heinz17herne
Der halbseitig gelähmte Benjamin wird aufgrund schulischer Schwächen aufs Internat geschickt. Da lernt er zwar auch weiterhin nur ungenügend Mathematik, dafür kommt er, nach anfänglichen Problemen, mit seinem nassforschen Zimmergenossen Janosch gut zurecht und wird in eine Jungenclique aufgenommen, die hinter der schönen Malen und der erfahreneren Marie her ist und in der er den ersten Schmerz unerwiderter Liebe kennenlernt.

Die Zutaten dieses Schülerfilms, der auf dem gleichnamigen Bestseller von Benjamin Lebert basiert, sind nicht neu: Lagerfeuerromantik, übermütige Spiele im Badesee, Wett-Wichsen auf Bahlsenkekse, ein heimlicher Besuch im Strip-Lokal, erste sexuelle Übungsversuche, dumme Machosprüche und noch dümmere Mutproben. Eingefangen in Bilder, die ganz nah an der jugendlichen Wirklichkeit sind von der ebenfalls noch sehr jungen Kamerafrau Sonja Rom („Fandango“).

Es sind die Darsteller, die aus altbekannten Zutaten ungemein frisches, lebendiges, humorvolles, aber keineswegs, wie vielfach behauptet, unbeschwertes Kino machen. Etwa Willy Rachow als der kleine Florian, den alle nur „Mädchen“ nennen. Oder Can Taylanlar als schweigsamer Troy, der als notorischer Bettnässer als einziger ein Einzelzimmer bewohnen darf. Oder Christoph Ortmann als so dicker wie gutmütiger Kugli. Dazu die beiden einstigen DDR-Stars Dagmar Manzel als Bennis Mutter und Jörg Gudzuhn als Mathelehrer Falckenstein.

Die schönste Szene des Films, der mit etwa 1,5 Millionen Kinobesuchern zu den erfolgreichsten deutschen Produktionen des Jahres 2000 gehörte, ist das Schlussbild. „Benni“ hat es nicht geschafft und muss erneut die Schule wechseln. Die ganze Clique gibt ihm eine Abschiedsparty – und in der Schulküche stimmen die Mädchen ein zu Herzen gehendes Ständchen an, Hildegard Knefs unsterbliches Chanson „Für mich soll's rote Rosen regnen“ ...

„Crazy“ ist auch ein melancholischer Streifen über die Vergänglichkeit der Jugend, die so unbeschwert ja nicht ist, wie es auf den ersten Blick scheint. Besonders wenn man wie Benny behindert ist und sich die „Scheiß Behindertentour“ von der eigenen Schwester vorwerfen lassen muss. Doch Benjamin teilt seine eigentliche Behinderung mit seinen Schulgenossen – nämlich die, jung zu sein. Sie alle gehören, wie Janosch einmal sagt, einer „Randgruppe“ an: „Fett, krüppelig, schweigend, dumm.“

„Hallo Leute. Ich heiße Benjamin Lebert, bin sechzehn Jahre alt, und ich bin ein Krüppel. Nur damit ihr es wisst. Ich dachte, es wäre von beiderseitigem Interesse“: Benjamin Lebert, dem im zarten Alter von 17 Jahren mit „Crazy“ ein Bombendebut als Autor gelang, weiß wovon er schreibt: Er ist seit seiner Geburt halbseitig gelähmt und hier im oberbayerischen Neubeuern, wo der Film mit zahlreichen Laiendarstellern gedreht wurde, auch zur Schule, besser: ins Landerziehungsheim, gegangen.

„Crazy“ schildert das besondere Leben in einer besonderen (und exklusiven) Schule. „Crazy“ ist vor allem aber die Geschichte von knapp einem Dutzend Jugendlicher, die auf der Suche sind nach einem Platz im Leben, das auch in dieser scheinbar vollendeten Idylle zu stark von den Erwachsenen geprägt wird. Hans-Christian Schmids Leinwand-Adaption weicht stark von der Romanvorlage ab, was dem Autor Benjamin Lebert aber nur recht sein kann: „Die meisten Menschen halten ‚Crazy‘ für meine Autobiographie. Das ist falsch. ‚Crazy‘ ist ein Roman, in dem es eine Figur gibt, die mir ähnlich ist und meinen Namen trägt. Das ist alles. Meine Autobiographie ist ein ganz anderes Buch, nämlich: ‚Die Geschichte vom kleinen Hund, der nicht bellen konnte‘.“

Gedreht wurde die Adaption des 1999 erschienenen Romans vor allem am authentischen Ort, dem Landerziehungsheim Schloss Neubeuern. Tom Schilling und Robert Stadlober wurden mit dem Bayerischen Filmpreis 2001 als beste Nachwuchsdarsteller ausgezeichnet. Nach der Aufführung am 11. Februar 2001 auf der Berlinale gabs überdies die „Lola“ in Silber in der Kategorie „Bester Spielfilm“.

Pitt Herrmann

Credits

Alle Credits

Kamera

Ausstattung

Kostüme

Schnitt-Assistenz

Ton-Design

Mischung

Darsteller

Herstellungsleitung

Produktionsleitung

Dreharbeiten

    • 26.08.1999 - 22.10.1999: München, Rosenheim, Neubern (Allgäu)
Länge:
97 min
Format:
35mm, 1:1,85
Bild/Ton:
Farbe, Dolby SRD
Prüfung/Zensur:

FSK-Prüfung (DE): 24.05.2000, 84946, ab 12 Jahre / feiertagsfrei

Aufführung:

Kinostart (DE): 08.06.2000;
TV-Erstsendung (DE): 10.10.2002, Pro 7

Titel

  • Originaltitel (DE) Crazy

Fassungen

Original

Länge:
97 min
Format:
35mm, 1:1,85
Bild/Ton:
Farbe, Dolby SRD
Prüfung/Zensur:

FSK-Prüfung (DE): 24.05.2000, 84946, ab 12 Jahre / feiertagsfrei

Aufführung:

Kinostart (DE): 08.06.2000;
TV-Erstsendung (DE): 10.10.2002, Pro 7

Auszeichnungen

Deutscher Filmpreis 2001
  • Lola in Silber, Bester Spielfilm
Bayerischer Filmpreis 2001
  • Darstellernachwuchspreispreis
  • Darstellernachwuchspreis, Bester Spielfilm
FBW 2001
  • Prädikat: besonders wertvoll