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Alle Fotos (42)Biografie
Eva Mattes, geboren am 14. Dezember 1954 in Tegernsee, arbeitete schon während ihrer Schulzeit als Synchronsprecherin beim Fernsehen: sie sprach den Timmy in rund 250 Folgen der Serie "Lassie" und lieh "Pippi Langstrumpf" und Charles Dickens' "David Copperfield" ihre Stimme. Nachdem sie im Alter von zehn Jahren erste kleine Theater- und Filmrollen absolviert hatte, wirkte sie ab Ende der 1960er Jahre regelmäßig in Kino- und Fernsehproduktionen mit.
Bereits mit ihren ersten beiden Filmrollen, in Reinhard Hauffs "Mathias Kneißl" (1970) und Michael Verhoevens umstrittenem Vietnam-Drama "o.k." (1970), gelang ihr der Durchbruch bei Kritik und Publikum: 1971 wurde sie für ihre Leistung in beiden Filmen mit dem Deutschen Filmpreis ausgezeichnet. 1973 folgte ein weiterer Bundesfilmpreis für "Die bitteren Tränen der Petra von Kant" und "Wildwechsel", die beide unter der Regie von Rainer Werner Fassbinder entstanden waren. Mit Fassbinder arbeitete Mattes, die nie eine formelle Schauspielausbildung hatte, auch in den folgenden Jahren wiederholt zusammen. Durch ihre prägnanten Rollen in Filmen wie Roland Klicks "Supermarkt" (1974), Werner Herzogs "Stroszek" (1977) oder Peter Lilienthals "David" avancierte sie zu einer der wichtigsten Darstellerinnen des Neuen Deutschen Films. 1979 wurde sie in Cannes als beste Nebendarstellerin in "Woyzeck" (Regie: Werner Herzog) ausgezeichnet. In der Fernseh-Dokumentation "Eva Mattes: Fragen an die Mutter" (Regie: Claudia Holldack) beschäftigte sie sich intensiv mit der Rolle ihrer eigenen Mutter, der Schauspielerin Margit Symo.
Parallel zu ihren TV- und Kinoarbeiten spielte Mattes auch regelmäßig Theater. Von 1972 bis 1979 hatte sie ein Engagement am Deutschen Schauspielhaus Hamburg. Hier erregte sich kurz nach Beginn Aufsehen durch ihre wagemutige Verkörperung der Beppi in "Stallerhof" von Franz Xaver Kroetz.
Auch in den 80er Jahren setzte Mattes ihre beeindruckenden Auftritte in Filmen bedeutender Regisseure und Regisseurinnen fort: Sie spielte die Hauptrolle in Helma Sanders-Brahms' Kriegsdrama "Deutschland bleiche Mutter" (1980) und die Titelrolle von Marcel Prousts Haushälterin in Percy Adlons "Celeste" (1980), die ihr den Bayerischen Filmpreis einbrachte. 1983 erhielt sie den vom Bundesverband Regie verliehenen Deutschen Darstellerpreis. In der Fassbinder-Hommage "Ein Mann wie EVA" (1984) verkörperte sie den titelgebenden Regisseur. Unter Margarethe von Trottas Regie wirkte sie in der Episode "Eva" des Films "Felix" (1988) und als friedensbewegte Ost-Pastorin in dem Trennungs-Epos "Das Versprechen" (1995) mit. Markante Rollen hatte sie außerdem unter anderem in Bernhard Sinkels "Der Kinoerzähler" (1993) und Joseph Vilsmaiers "Schlafes Bruder" (1995), Sherry Hormans "Widows - Erst die Ehe, dann das Vergnügen" (1998) an der Seite von Ornella Muti und Katja Flint sowie in Didi Danquarts Antisemitismus-Studie "Viehjud Levi" (1999).
Zu Eva Mattes' wichtigsten Fernseharbeiten zählen ihre Rolle in der satirischen Familienserie "Motzki" (1993) und die "Tatort"-Kommissarin Klara Blum, die sie seit dem Jahr 2000 regelmäßig spielte. 2001 beeindruckte Mattes an der Seite von Ulrich Mühe als Magda Goebbels in Kai Wessels "Goebbels und Geduldig". 2002 erhielt sie erneut einen Deutschen Filmpreis, diesmal als Beste Nebendarstellerin in dem Kinderfilm "Das Sams" (2001); die ausgezeichnete Rolle der Annemarie Rotkohl spielte sie 2003 erneut "Sams in Gefahr". Auch als Synchronsprecherin wurde Mattes im Lauf der Jahre gelegentlich wieder aktiv: so etwa bei "Werner – Beinhart!" (1990) oder bei "Lauras Stern" (2004). 2010 arbeitete sie wieder mit Percy Adlon zusammen und spielte in dessen "Mahler auf der Couch" (Co-Regie: Felix Adlon) die Rolle der Anna Sofie Schindler-Moll.
In dem Familienfilm "Keiner geht verloren" (2009, TV) stellte Mattes als bayerische Wirtshausbesitzerin, deren Sohn eine Ostberlinerin heiraten will, ihr komödiantisches Talent unter Beweis. 2010 spielte sie in der Komödie "Das Glück ist eine Katze" (TV) eine kratzbürstige Anwältin im nachbarschaftlichen Kleinkrieg.
Neben ihren Fernsehrollen und ihren Pflichten als "Tatort"-Kommissarin findet Eva Mattes aber immer noch Zeit für Kinoauftritte: 2012 schlüpfte sie für "Sams im Glück" erneut in die Rolle der liebenswerten Frau Rotkohl (nunmehr Frau Mon); unter der Regie von Elfi Mikesch spielte sie in "Fieber" (2014) eine Fotografin, die sich auf eine Spurensuche in die Vergangenheit ihres verstorbenen Vaters, eines Fremdenlegionärs, begibt.
Im Fernsehen spielte sie ab 2015 eine Hauptrolle in der Heimatserie "Lena Morenz" als Mutter der Titelfigur; im Dezember des darauffolgenden Jahres löste sie ihren 31. und letzten Fall als "Tatort"-Ermittlerin in der Folge "Wofür es sich zu leben lohnt" (2016, Regie: Aelrun Goette), in der sie gegen eine linke Wohngemeinschaft älterer Damen ermittelt, gespielt von den ehemaligen Fassbinder-Darstellerinnen Hanna Schygulla, Irm Hermann und Margit Carstensen. Kleinere Auftritte hatte Eva Mattes in der Familienchronik "Bella Germania" (2018) und in der bayerischen Krimikomödie "Leberkäsjunkie" (2019).
Eine Rückkehr zu ihrer Fassbinder-Zeit war auch Oskar Roehlers Filmbiografie "Enfant Terrible" (2020), die episodenhaft aus dem Karriereweg des Filmemachers erzählt: Darin verkörperte Eva Mattes die Schauspielerin Brigitte Mira.
2022 gehörte Mattes zum Hauptensemble der sechsteiligen Thrillerserie "Das Netz – Spiel am Abgrund", über kriminelle Machenschaften im Profifußball. Die "Tatort"-Episode "Murot und das Paradies" (2023) zeigte sie in einem markanten Auftritt als knochentrockene Gerichtsmedizinerin; für den Kinofilm "Rehragout-Rendezvous" aus der erfolgreichen Eberhofer-Filmreihe schlüpfte sie erneut in die Rolle einer bayerischen Landbewohnerin. Eine Hauptrolle hatte Eva Mattes in dem hoch gelobten Drama "Ungeschminkt" (2024) als Ex-Gattin einer (inzwischen) Transfrau.