Credits
Regie
Drehbuch
Kamera
Schnitt
Musik
Darsteller
- Rita
- Hotte
- Loni
- Katja
- Berni
- Alois
- Russin
- Stadelmeier
- Max
- Dorle
Produktionsfirma
Alle Credits
Regie
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Drehbuch
Kamera
Kamera-Assistenz
2. Kamera
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Ausstattung
Innenrequisite
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Schnitt
Ton
Stunt-Koordination
Stunts
Casting
Musik
Darsteller
- Rita
- Hotte
- Loni
- Katja
- Berni
- Alois
- Russin
- Stadelmeier
- Max
- Dorle
- Xaver
Produktionsfirma
im Auftrag von
Herstellungsleitung
Produktionsleitung
Aufnahmeleitung
Dreharbeiten
- 11.08.2009 - 11.09.2009: Mittenwald, München
Länge:
90 min
Bild/Ton:
Farbe, Dolby
Aufführung:
Aufführung (DE): 02.07.2010, München , Filmfest
Titel
- Originaltitel (DE) Keiner geht verloren
Fassungen
Original
Länge:
90 min
Bild/Ton:
Farbe, Dolby
Aufführung:
Aufführung (DE): 02.07.2010, München , Filmfest
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Wo die einstige Stahlarbeiterin Katja in einem im oberbayerischen Voralpenland gelegenen Gasthof tätig ist – der Liebe wegen. Zu Max, dem Koch, und in zweiter Linie auch Sohn der in vielerlei Hinsicht umtriebigen Gastwirtin Loni (im ausladenden Dirndl: Eva Mattes jodelt wie zu besten Zeiten des frühen Kroetz).
Ausgerüstet mit dem vermutlich skurrilsten Navi-Sondermodell der Filmgeschichte begibt sich Rita auf die Reise in die Neue Welt, die freilich schon vor Leipzig beendet zu sein scheint. Was am Auspuff ihrer Rostlaube von „Golf“ liegt, wahrscheinlich auch so ein „Wende-Modell“, das den gutgläubigen Ossis von geschäftstüchtigen Wessis aufgeschwatzt worden ist.
Aber da ist Hotte (der überragende „Rote Faden“ einer ansonsten sehr halt-losen Geschichte: Sylvester Groth) vor, ein offenbar aus einer Nervenheilanstalt geflüchteter Schauspieler, den Rita sozusagen von der Straße aufliest. Was allein schon der Solidarität mit einem, der über Erfahrungen an der „Trasse“ verfügt, geschuldet ist. Was jedoch kein Wessi und kein Nach-Wende-Ossi versteht: Die nur unter BAM firmierende Baikal-Amur-Magistrale war das zentrale Subbotnik-Projekt des ganzen sowjetischen Einflussbereichs. Das Autorenduo Bert Koß/Michael Peschke hat mehrfach solche Insider-Gags eingestreut zum stillen Gaudium der Wissenden...
Hotte hat also nicht nur besagten Auspuff repariert, eine Kleinigkeit für ein an der „Trasse“ geschultes Improvisationstalent, sondern Rita auch heil am Ziel abliefert – und damit sich selbst gleich mit. Beide geraten in eine geradezu traumhafte Bergkulisse, hinter der es freilich mächtig bröckelt: Um den Lonihof steht es nicht zum Besten, ja es droht sogar der Konkurs, wenn wie geplant die Schneekanonen tatsächlich eingemottet werden.
Und dann taucht auch noch Lonis „Ex“, der Hallodri Xaver (Goldkettchen-Stenz aus dem Lehrbuch: Helmfried von Lüttichau) auf, um seinen Schuldenberg mit dem Verkauf des beträchtlichen Champagner-Vorrats im opulent bestückten Weinkeller des Landgasthofs zu tilgen. Der als Michelin-sterngekrönte Spitzenkoch hat andere Vorstellungen von einem kulinarischen Verwöhn-Angebot für potente Gäste wie die elegante Frau Dr. Koburg (eine Bank: Gundi Ellert) als Max. Der ganz froh darüber ist, dass Papa wieder am Herd steht, auch wenn Katjas Spezialität Soljanka nun bajuwarischen Schmankerln weichen soll.
Dabei könnte gerade diese gehaltvolle Suppe, sozusagen das DDR-Pendant zur norddeutschen Mockturtle, zum Renner werden bei Wassilli (Jurij Rosstalny) und den anderen west-sibirischen Gästen des örtlichen Polit-Patriarchen Alois, der samt Leibgarde aus München in die Provinz gekommen ist, um bei den heurigen Passionsfestspielen den Jesus zu spielen. „Ich helfe ihm leidend auszusehen und sich dabei gut zu fühlen“: In Hotte glaubt er den sehnlich erhofften Profi-Regisseur gefunden zu haben, der vor allem ihn ins rechte Rampenlicht rückt. Jedenfalls mutiert der Lonihof zum Probenort und die russischen Gäste zu Statisten in einem Spiel, dessen Spirale aus Scherz, Satire, Ironie und durchaus auch tieferer Bedeutung sich immer schneller dreht...
Das wurde aber auch Zeit nach zwei Jahrzehnten deutscher Wiedervereinigung: „Keiner geht verloren“ ist eine herrlich überdrehte skurril-satirische Ost-West-Komödie, die weder im SED-Regime sozialisierten Berlinern noch besserwisserischen bayerischen Spezlwirtschaftern etwas schenkt. Dabei stehen die Autoren ganz auf der Seite der unterdrückten Arbeiter und Bauern beiderseits der nun hoffentlich auch in den Köpfen überwundenen Mauer. „Mich hat vor allem das Aufeinanderprallen der Biographien gereizt“, gibt der Berliner Regisseur Dirk Kummer im Presseheft zu Protokoll. Und der Preuß’ weiß, wovon er redet – in der bayerischen Diaspora.
„Bau auf, Bau auf, Freie Deutsche Jugend bau auf...!“: Wer an Harry Tischs Tisch gekellnert und sich dabei einen Orden verdient hat, wird doch wohl ein bayerisches Büffet schmeißen. Und wer dem Schabowski damals den Zettel untergeschoben hat bei der legendären Pressekonferenz über die bevorstehende Öffnung der Grenzen zwischen beiden deutschen Staaten, der wird doch wohl in der Lage sein, ein gutkatholisches Erweckungsdrama auf die Bretter zu stellen. Und wer wie Dirk Kummer selbst drei Jahre bei den Grenztruppen der Nationalen Volksarmee gedient hat, kann Hotte auf die Frage, wo er so gut Schießen gelernt hat, die Antwort in den Mund legen: „An der Grenze!“
Pitt Herrmann