Bernhard Sinkel

Darsteller, Regie, Drehbuch, Produzent, Produktionsleitung
Frankfurt am Main

Biografie

Bernhard Sinkel, geboren am 19. Januar 1940 in Frankfurt am Main, studierte Theaterwissenschaft und Jura in München. Bereits während des Studiums spielte er Theater an der Studiobühne der Universität und machte politisches Kabarett im Rationaltheater. Nach dem Staatsexamen war er als Rechtsanwalt tätig und leitete das Archiv und die Dokumentation beim Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" (1970-72).

Ab 1972 arbeitete er als Autor, Regisseur, Cartoonist und Produzent in der Unabhängigen Lichtspielmanufaktur U.L.M., die zum Ulmer Institut für Filmgestaltung gehörte, und wo auch Filmemacher wie Alf Brustellin, Edgar Reitz und Alexander Kluge tätig waren. Dort realisierte Sinkel zahlreiche Beiträge für die deutsche Ausgabe der Kindersendung "Sesamstraße" und erlernte auf diese Weise das Handwerk des Filmemachens.

 

Sein Langfilmdebüt gab Bernhard Sinkel 1973 mit dem Fernsehspiel "Clinch", über ein Paar, das sich kontinuierlich auseinanderlebt, nach außen aber eine glückliche Fassade wahren will. Noch im gleichen Jahr begann er mit der Arbeit an seinem ersten Kinofilm: "Lina Braake oder Die Interessen der Bank können nicht die Interessen sein, die Lina Braake hat".  Mit geringem Budget gedreht, avancierte sein Debütfilm zu einem der ersten Publikumserfolge des Jungen Deutschen Films. Die sozialkritische Komödie über eine 81-jährige Frau, die sich mit Witz und List gegen die unseriösen Praktiken einer Bank wehrt, feierte im  Forum der Berlinale 1975 Premiere und wurde mit dem Interfilm Award ausgezeichnet. Es folgte ein Ernst-Lubitsch-Preis, ein Deutscher Filmpreis in Silber als Bester Spielfilm sowie ein Deutscher Filmpreis in Gold für die Hauptdarstellerin Lina Carstens.

Schon zuvor, im Jahr 1974, hatte Sinkel mit Alf Brustellin die ABS-Film-Produktion gegründet. Als Co-Autoren und Co-Regisseure realisierten sie zwei Kinofilme: "Berlinger"(1975), eine fiktive, von der Kritik in höchsten Tönen gefeierte Filmbiografie über die Abenteuer eines lebensfrohen Fabrikantensohns; und "Der Mädchenkrieg"  (1976), eine Familiengeschichte im nationalsozialistischen Deutschland, nach dem Roman von Manfred Bieler. Dieser Film wurde beim Filmfestival von San Sebastián 1977 mit dem Regiepreis ausgezeichnet und erhielt zwei Deutsche Filmpreise. Außerdem drehten Sinkel und Brustellin drei Episoden des Omnibusfilms "Deutschland im Herbst" (1978).

Auch in den Jahren danach entwickelte, schrieb und produzierte Sinkel gemeinsam mit Brustellin (bis zu dessen Umfalltod 1981) Projekte, bei denen er aber alleine Regie führte: "Taugenichts" (1978), nach Joseph von Eichendorffs Novelle "Aus dem Leben eines Taugenichts", und "Kaltgestellt" (1980), ein bitteres Politdrama, das im Wettbewerb von Cannes uraufgeführt wurde.

Fürs Fernsehen drehte Sinkel in den 1980er Jahren drei aufwändige Miniserien: den Fünfteiler "Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull" (1981) nach dem Roman von Thomas Mann; den mit Burt Lancaster und Julie Christie international besetzten Vierteiler "Väter und Söhne" (1985), über die Verstrickungen der IG-Farben während der Nazizeit; und die vierteilige Filmbiografie "Hemingway" (D/USA 1988), für die Hauptdarsteller Stacy Keach mit dem Golden Globe ausgezeichnet wurde.

In den 1990er Jahren bereitete Sinkel ein Projekt mit dem Titel "Maestro" vor, in dem er von der Karriere eines deutschen Dirigenten erzählen wollte. Um ein besseres Verständnis von der Welt der Musik zu bekommen, inszenierte er mehrere Opern, darunter 1993 "Die Bassariden" an der Deutschen Oper am Rhein und 1995 den "Parsifal" am Städtischen Opernhaus Nürnberg. Während dieser Zeit drehte Sinkel auch seinen bis heute letzten Film: "Der Kinoerzähler", nach dem Roman von Gerd Hofmann. Armin Mueller-Stahl spielt darin einen Kinoerzähler im Deutschland der 1930er Jahre, der darauf hofft, dass die Nazis den Stummfilm unterstützen werden. Der Film erhielt den Preis der Filmkunstgilde Confédération internationale des cinémas d'art et d'essai (CICAE) sowie einen Bayerischen Filmpreis für die Kostümgestaltung.

Nachdem sein Herzensprojekt "Der Maestro" im Jahr 1999 auf Grund eines unerwarteten Rückziehers der Bayerischen Filmförderung drei Wochen vor Drehbeginn abgebrochen werden musste, kehrte Sinkel dem Filmemachen den Rücken. Wie prägend Sinkels Werk für folgende Generationen ist zeigte sich unter anderem in Leander Haußmanns Komödie "Dinosaurier - Gegen uns seht ihr alt aus!" (2009), einer Hommage an den Klassiker "Lina Braake".

Sinkel selbst begann nach seinem Ausstieg aus dem Filmgeschäft als Romanautor zu arbeiten. 2003 erschien sein Kriminalroman "Bluff", 2005 sein Politthriller "Der dritte Sumpf". In "Augenblick der Ewigkeit" (2010) verarbeitete er die Dirigentengeschichte des Films "Der Maestro" in Romanform.

FILMOGRAFIE

1989-1995
  • Supervision
1992/1993
  • Regie
  • Drehbuch
  • Produzent
1987-1989
  • Regie
  • Drehbuch
1984-1986
  • Regie
  • Drehbuch
1984-1986
  • Regie
  • Drehbuch
1984-1986
  • Regie
  • Drehbuch
1984-1986
  • Regie
  • Drehbuch
1980
  • Regie
  • Drehbuch
  • Co-Produzent
1978/1979
  • Drehbuch
  • Co-Produzent
1977/1978
  • Regie
  • Drehbuch
  • Kommentar
1977/1978
  • Regie
  • Drehbuch
  • Co-Produzent
1976/1977
  • Regie
  • Drehbuch
1975
  • Regie
  • Drehbuch
  • Co-Produzent
1973
  • Regie
  • Drehbuch
  • Produzent
1971/1972
  • Mitwirkung
1971
  • Darsteller