Milan Peschel
Milan Peschel, 1968 in Berlin geboren, machte zwischen 1984 und 1986 zunächst eine Ausbildung als Theatertischler an der Deutschen Staatsoper Berlin und arbeitete danach bis 1991 als Bühnentechniker an der Volksbühne Berlin. Ebenfalls in Berlin absolvierte er von 1991 bis 1995 ein Schauspielstudium an der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch, auf das Engagements am Hans-Otto-Theater in Potsdam und der Neuen Bühne Senftenberg folgten. Unter der Intendanz von Frank Castorf war Peschel seit 1997 festes Ensemblemitglied an der Berliner Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz, im Zuge von Gastauftritten aber auch an anderen deutschen und österreichischen Bühnen zu sehen, etwa am Thalia Theater in Hamburg oder bei den Salzburger Festspielen.
Neben seiner Theatertätigkeit stand Milan Peschel ab Anfang der 2000er Jahre immer wieder auch vor der Kamera. So war er in erfolgreichen TV-Produktionen wie "Stauffenberg" (R: Jo Baier, 2003) oder "Pechmarie" (R: Hendrik Handloegten, 2005) aus der "Tatort"-Reihe, aber auch auf der Leinwand als Hauptdarsteller beispielsweise in "Lenz" (2006) zu sehen, sowie als arbeitsloser Vater in Robert Thalheims "Netto" (2005). Für seine darstellerische Leistung in letzterem wurde Milan Peschel für den Deutschen Filmpreis 2006 als Bester Hauptdarsteller nominiert.
Es folgten weitere Kinorollen, unter anderem in "Hannah" (2006) und "Das wilde Leben" (2007), sowie als soziophober Security-Angestellter, der an der Seite Moritz Bleibtreus zum Kämpfer gegen Fernsehschwachsinn wird, in Hans Weingartners "Free Rainer" (2007). Mit "AlleAlle" von Pepe Planitzer war Milan Peschel im Sommer 2008 erneut in einer - für ihn schon fast typischen - Kinohauptrolle zu sehen: als skurriler und liebenswerter Loser Domühl, der auf einem alten Militärstützpunkt lebt. Dass er auch ganz anders kann, bewies Peschel dann in Sebastian Schippers melancholischem Beziehungsfilm "Mitte Ende August" (2009). In der freien Adaption von Goethes "Wahlverwandschaften" verkörperte er einen jungen Mann, dessen glückliche Beziehung durch das unerwartete Auftauchen seines Bruders und einer Bekannten an die Grenzen geführt wird.
Auch danach wirkte er in einer Reihe thematisch sehr unterschiedlicher, jedoch durchweg ambitionierter Kinofilme mit, so etwa in Sven Taddickens Historienabenteuer "12 Meter ohne Kopf", Matti Geschonnecks Berliner Milieustudie "Boxhagener Platz" oder Oskar Roehlers umstrittenem "Jud Süss - Film ohne Gewissen", in dem er den Schauspieler Werner Krauß verkörperte. Nach Nebenrollen in dem historischen Fußballfilm "Der ganz große Traum" und der Erfolgskomödie "What a Man" begeisterte Peschel 2011 Kritik und Publikum mit seiner Leistung in Andreas Dresens "Halt auf freier Strecke". Darin spielt er einen Familienvater, der erfährt, dass er an einem unheilbaren Gehirntumor erkrankt ist. 2012 wurde er für diese Leistung mit dem Deutschen Filmpreis geehrt.
In Hermine Huntgeburths "Die Abenteuer des Huck Finn" (2012) hatte Peschel dann eine ungewohnt düstere Rolle als Sklaventreiber, während er in Matthias Schweighöfers Erfolgskomödie "Schlussmacher" (2012) als liebeskranke Nervensäge in einer echten Paraderolle zu sehen war. Daneben hatte er kurze Gastauftritte unter anderem in Peter Thorwarths "Nicht mein Tag" (2013) und Schweighöfers "Vaterfreuden" (2014). In Anno Sauls Komödie "Irre sind männlich" (2014) sah man Peschel dann wieder in einer Kinohauptrolle: Er spielte einen Großstadtcasanova, der gemeinsam mit seinem besten Freund eine durchtriebene Methode entwickelt hat, um Frauen zu verführen – bis die beiden durch ihre Masche unverhofft mit diversen Problemen konfrontiert werden.
Unter der Regie von Christian Schwochow hatte er in der ambitionierten Tragikomödie "Bornholmer Straße" (TV, 2014), über die letzten Stunden vor der Öffnung der Berliner Mauer 1989, eine Hauptrolle als DDR-Oberleutnant und Parteisekretär. Leichtere Kost waren die Kinderfilme "Rico, Oskar und die Tieferschatten" (2014) und "Rico, Oskar und das Herzgebreche" (2015), in dem er den unheimlichen, leicht verwahrlosten Nachbarn der jungen Helden spielte, und die Komödie "Der Nanny" (2015), in dem er den linkischen Babysitter zweiter verzogener Wohlstandskinder gab. An der Seite von Daniel Brühl und Jesper Christensen hatte er in Wolfgang Beckers Bestsellerverfilmung "Ich und Kaminski" (2015) eine kleine, aber einprägsame Rolle als Chefredakteur eines Kunstmagazins.
Auch 2016 wurde ein starkes Jahr für Peschel: Unter anderem spielte er in Johannes Nabers Märchenverfilmung "Das kalte Herz" das Glasmännlein, in "Rico, Oskar und der Diebstahlstein" ein letztes Mal den Nachbarn Fitzke und in Philipp Stölzls TV-Verfilmung von "Winnetou" den kauzigen Sam Hawkens. Auch 2017 wirkte er in einer ganzen Reihe von Filmen mit. Er hatte kleinere Auftritte unter anderem in Robert Thalheims Agentenkomödie "Kundschafter des Friedens", in Andreas Dresens Kinder- und Jugendfilm "Timm Thaler oder das verkaufte Lachen" und in Pepe Danquarts romantischer Komödie "Auf der anderen Seite ist das Gras viel grüner".
Neben seinen zahlreichen Filmarbeiten wirkte (und wirkt) Milan Peschel immer wieder auch in Theaterinszenierungen mit, so etwa am Deutschen Theater Berlin und an der Berliner Volksbühne. Als Theaterregisseur inszenierte er unter anderem "Tartuffe" am Theater Kopenhagen (2016), "Pünktchen und Anton" an der Parkaue Berlin (2017) und "Mephisto" (von Klaus Mann) an Staatstheater Hannover (2018).
Auf der Kinoleinwand sah man Milan Peschel in Robert Schwentkes hoch gelobtem Kriegsdrama "Der Hauptmann" (2017) als Anhänger des titelgebenden Offiziers. Der Film startete im März 2018 in den deutschen Kinos. Im gleichen Monat gehörte er zum Ensemble von "Fünf Freunde und das Tal der Dinosaurier". Außerdem kamen 2018 Til Schweigers Komödie "Klassentreffen" und Andreas Dresens Filmbiografie "Gundermann" in die Kinos, beide mit Peschel in tragenden Rollen.
Der Kinderfilm "TKKG" (2019) zeigte ihn als zwielichtigen Hellseher, der Kinderfilm "Mein Lotta-Leben – Alles Bingo mit Flamingo!" (2019) als selbsternannten Guru. In der "Tatort"-Folge "Querschläger" (2019) hatte Peschel eine Hauptrolle als Zollbeamter, der aus Verzweiflung zum Erpresser wird. Für die Bühne inszenierte er unter anderem am Theater Heidelberg "Arsen und Spitzenhäubchen" (2018) und am Schauspielhaus Magdeburg "Die Letzten" (2019).
2020 starten gleich mehrere Filme mit Peschel in den Kinos: im Januar die Komödie "Die Hochzeit", eine Fortsetzung des Kassenhits "Klassentreffen 1.0"; im Februar der Familienfilm "Lassie - Eine abenteuerliche Reise"; im Oktober der Kinderfilm "Jim Knopf und die Wilde 13" und im November der Kinderfilm "Die Schule der magischen Tiere".
Für seine tragende Rolle in "Je suis Karl" (DE/CZ 2021, Regie: Christian Schwochow) als Familienvater, der seine Frau und seine jüngsten Kinder bei einem terroristischen Anschlag verliert, wurde Peschel für den Deutschen Filmpreis 2021 nominiert.
Milan Peschel lebt in Berlin.