Klassentreffen 1.0 - Die unglaubliche Reise der Silberrücken

Deutschland 2017/2018 Spielfilm

Inhalt

30 Jahre sind vergangen, seit Andreas, Nils und Thomas ihr Abitur gemacht haben. Als nun die Einladung zum Klassentreffen kommt, stürzt das die Freunde in eine Krise, denn die großen Träume und Ziele der Jugend sind längst den Ernüchterungen des Erwachsenenlebens gewichen: Beziehungskrisen, widerspenstige Kinder, Stress im Job. Trotzdem wollen sie sich selbst - und mehr noch ihren ehemaligen Mitschülern - beweisen, was sie draufhaben. Also fährt das Trio bereits zwei Tage früher in das Luxushotel, in dem das Klassentreffen stattfinden soll. Dort wollen die Endvierziger es mächtig krachen lassen, ganz wie früher. Unglücklicherweise hat Thomas eine Anstandsdame dabei: Lili, die aufmüpfige Tochter seiner neuen Freundin Linda. Die 17-Jährige soll im Auftrag ihrer Mutter ein wachsames Auge auf den DJ und Frauenhelden haben. Als der Tag des Klassentreffens dann endlich gekommen ist, lassen Verwicklungen und Turbulenzen nicht lange auf sich warten.

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Martin Betzwieser
Klassentreffen 1.0: Eine kinematografische Nahtoderfahrung !
Es ist unfassbar. Der Film strotzt vor peinlichsten Klischees und ist frauenverachtend und schwulenfeindlich bis zum Geht-nicht-mehr. Wir lernen schon früh Nils´ Hämmorhoidenproblem kennen, das durch ständige Wiederholungen und Variationen nicht lustiger wird als beim ersten Dialog. Frauen werden hier durchgehend als notgeile Schlampen oder hysterische Zicken inszeniert und mehrfach über Tische oder andere Einrichtungsgegenstände geschleudert, wobei die Kameraperspektive gerne unter den Rock oder zwischen die Beine geht. Tommy´s (Til Schweiger) Ex-„Fuck-Buddy“ oder „Fuck-Body“ ist als Stalkerin inszeniert, die ihn mehrfach verfolgt und sexuell belästigt, von ihm bewusstlos in einen Wäscheschacht geworfen und fast überfahren wird. Selbst Schweigers untalentierter Tochter Lili kann man fast in die Ritze schauen, als ihre Filmfigur Lilli – sehr originell - besoffen im Bett liegt. Zwei ehemalige Lehrerinnen im reifen Alter sind angezogen wir Puffmütter. Andere Männer und besonders junge Männer werden permanent als Bedrohung für die eigene Ehe oder als homosexuelle Bedrohung für den eigenen Körper gesehen. Dann müssen wir eingeklemmte Genitalien in Großaufnahme und eine blutige Intimrasur ertragen, was für niemanden außer Til Schweiger lustig ist. Wie unterhaltsam und handlungsfördernd eingeklemmte Genitalien sein können, sah ich kürzlich nochmal in Paul Verhoevens Meisterwerk TÜRKISCHE FRÜCHTE von 1973 mit dem im Sommer verstorbenen Rutger Hauer. Til Schweiger inszeniert seinen Tommy als prominenten und unwiderstehlichen Stecher und Frauenbeglücker, den alle sexuell verführen wollen, obwohl er monogam werden muss, während seine beiden Kumpels die Frau ausgespannt wurde bzw. die Ehe total kriselt und sie dabei im Vergleich zu Tommy herabgewürdigt werden. Seinen Tommy führt Schweiger dann mit der Kopulationsszene ein. Wie aprart, dass Schweigers Ex-Frau inzwischen über mehrere Til-Affären während ihrer Ehe berichtet. Merkwürdig ist, dass Tommy / Til Schweiger nie seinen Hut absetzt und sogar unter der Dusche und in der Sauna trägt, was mich eine Glatze vermuten lässt. Das ist alles so spießig und verklemmt, dass man sich an die Dirndl- und Lederhosenfilme der 70er Jahre oder die berüchtigten Report-Filme erinnert fühlt; bei SchleFaZ war ja vor einigen Wochen HAUSFRAUENREPORT 3 zu bestaunen.

Dass Til Schweiger seine Filme gerne mit seinen untalentierten Familienmitgliedern und Kumpels besetzt, ist man ja inzwischen gewohnt. Es ist schon tragisch, dass Milan Peschel sich dem niedrigen Niveau so selbstverständlich anpasst und sich im wahrsten Sinn des Wortes zum Affen macht. Peschel ist anerkannter Theaterdarsteller und Theaterregisseur und bekam für seine Kinorolle als Krebskranker in HALT AUF FREIER STRECKE einen Bundesfilmpreis. Vermutlich um Gage zu verdienen, wirkte er bereits in mehreren peinlichen Filmen von und mit Matthias Schweighöfer mit. Ebenfalls bedauernswert ist der österreichische Filmstar Simon Schwarz als Moderations-Hampelmann bei der Klassenfeier; er spielte in mehreren österreichischen Brenner-Krimis mit Josef Hader mit und konnte als Co-Ermittler in den bayerischen Eberhofer-Krimis immerhin seine Würde bewahren.

Sehr negativ fallen die extrem aufdringlichen Produktplatzierungen auf, die alle als Sponsoren im Abspann aufgezählt sind, darunter ein Versicherungskonzern, für den Schweiger gemeinsam mit seiner Tochter Emma Tiger Werbung macht.

Sehr anstrengend und teilweise unzumutbar ist die Montage. Til Schweiger ist selbst für den Endschnitt verantwortlich und zerlegt einfache Dialogszenen von zwei Minuten am Frühstückstisch oder an der Hotelrezeption in 60, 80 oder 100 Einstellungen von wenigen Sekunden oder Sekundenbruchteilen. Damit tut er weder uns noch seinen Darstellern*innen einen Gefallen, da ihre „Leistungen“ kaum betrachtet werden können. Dabei hätte ich einige Bilder, die ich lieber vergessen würde, wie die lila angeschwollenen Testikel von Nils (Samuel Finzi), gerne kürzer oder gar nicht gesehen. Eine hektische Montage kann bei Actionszenen oder zur Visualisierung einer Verunsicherung oder Paniksituation sehr sinnvoll sein, aber nicht bei ruhigen Dialogszenen; das ist das kontraproduktiv und nervig. Hier sieht man, was für ein miserabler Regisseur Til Schweiger ist und dass er keine Ahnung von Filmsprache hat. Entweder Schweiger passierten immer wieder Anschlussfehler oder andere Filmfehler, die er durch die Montage kaschieren möchte, oder er findet das gut so; in beiden Fällen ist er als Regisseur einfach nur unfähig. Besonders diese Montage und die penetrante Musikberieselung mit Schmusepop-Kakophonie machen den gesamten Film zu einer kinematografischen Nahtoderfahrung und neben anderen beschriebenen Mängeln zum schlechtesten Film des Jahrzehnts.

Ein Dialogsatz ist allerdings herausragend: „Pferden würde man den Gnadenschuss geben, wenn sie so werden wie wir.“ (oder so ungefähr). Das kann man auch auf Schweiger & Co. übertragen; sie bekommen für ihre Machwerke allerdings Filmförderung rektal verabreicht.

Im Abspann finde ich insgesamt drei weitere Schweiger-Familienmitglieder, darunter seinen Sohn Valentin, der sich inzwischen vom Praktikanten bis zum Kamera-Assistenten hocharbeitete.

Es ist übrigens eine Neuverfilmung einer erfolgreichen dänischen Filmkomödie bzw. einer Komödientrilogie und auch die kommenden beiden geplanten Fortsetzungen basieren auf den dänischen Teilen 2 und 3. Sehr originell … Klassentreffen 2.0 wird trotz des miserablen filmischen 1.0-Ergebnisses bereits mit einer Million Filmförderung gesponsort.

An Halloween schaute ich mit einem interessierten Freund ein ganz besonderes Horror-Doppelprogramm: HOT DOG und KLASSENTREFFEN 1.0. Wir schauten Aufnahmen aus dem Programm eines nicht genannten Abo-Senders, den ich zum Pauschalpreis empfange; für die schlechtesten Filme des Jahrzehnts wird natürlich kein Geld ausgegeben. Wir mussten sehr viel und oft lachen. Wir lachten aber nicht, weil es so lustig war, was wir sahen. Wir lachten aus Verzweiflung. Wir hätten eigentlich passend zu den Filmen und zu Halloween schreien müssen und wollen, was wir aus Rücksicht auf die Nachbarschaft vermieden. Er nannte den Abend sehr treffend Schweigoween. Aber der Kürbiseintopf war sehr lecker.

Die schlechtesten Filme des Jahrzehnts 2010 bis 2019 gibt es hier:

https://www.freitag.de/autoren/martin-betzwieser/die-schlechtesten-filme-des-jahrzehnts-vol.1

Filmportal.de ist mehrfach verlinkt.

Credits

Alle Credits

Regie-Assistenz

Continuity

Kameraführung

Kamera-Assistenz

2. Kamera

Steadicam

Licht

Kamera-Bühne

Szenenbild

Ausstattung

Außenrequisite

Innenrequisite

Kostüme

Garderobe

Ton-Design

Geräusche

Darsteller

Line Producer

Produktionsleitung

Aufnahmeleitung

Geschäftsführung

Dreharbeiten

    • 22.08.2017 - 13.10.2017: Berlin, Brandenburg
Länge:
127 min
Format:
DCP
Bild/Ton:
Farbe, Dolby
Prüfung/Zensur:

FSK-Prüfung (DE): 07.09.2018, 182162, ab 12 Jahre / feiertagsfrei

Aufführung:

Kinostart (DE): 20.09.2018

Titel

  • Weiterer Titel (DE) Klassentreffen 1.0
  • Originaltitel (DE) Klassentreffen 1.0 - Die unglaubliche Reise der Silberrücken

Fassungen

Original

Länge:
127 min
Format:
DCP
Bild/Ton:
Farbe, Dolby
Prüfung/Zensur:

FSK-Prüfung (DE): 07.09.2018, 182162, ab 12 Jahre / feiertagsfrei

Aufführung:

Kinostart (DE): 20.09.2018