Rudolf Prack
Rudolf Amon Prack, geboren am 2. August 1905 in Wien, besuchte nach dem Abschluss des Realgymnasiums die Handelsakademie und absolvierte eine Banklehre. Anschließend arbeitete er als Bankangestellter, jedoch vor allem zu dem Zweck, sich das Schauspielstudium am renommierten Max-Reinhardt-Seminar zu finanzieren. Nach dieser Ausbildung erhielt er ein Engagement am Theater in der Josefstadt, wandte sich jedoch schon bald dem Filmgeschäft zu.
Sein Debüt als Kinoschauspieler gab Rudolf Prack 1937 in Carl Lamačs musikalischem Lustspiel "Florentine". 1939 nahm Gustav Ucicky ihn für die Wien-Film unter Vertrag. Noch im selben Jahr sah man ihn als Prinz Luitpold in dem Kostümfilm "Die kleine Prinzessin" sowie als Felix Pirlinger in Ucickys Melodram "Mutterliebe". Ein erster Durchbruch gelingt ihm ein Jahr darauf mit der Rolle des Wilddiebs in Karl Köstlins "Krambambuli" nach der Novelle von Marie Freifrau von Ebner-Eschenbach. In Veit Harlans "Die goldene Stadt" spielte Prack den Bauernsohn Thomas, der von seiner Verlobten Anna (Kristina Söderbaum) verlassen wird, weil sie den Verführungen der Großstadt erliegt.
Der große Durchbruch als Publikumsliebling gelingt ihm allerdings erst nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Im deutschen Film der späten 1940er und frühen 1950er Jahre avancierte der stets sympathisch und solide wirkende Prack zu einem Ideal- und Vorbild der Aufbau-Generation. Besonders erfolgreich waren seine Arbeiten mit der Schauspielerin Sonja Ziemann. Insgesamt elf Mal standen die beiden zwischen 1947 und 1956 gemeinsam vor der Kamera und wurden mit Filmen wie dem Heimatfilm "Grün ist die Heide" (1951), dem Abenteuerfilm "Die Diebin von Bagdad" (1952) oder der Romanze "Dany, bitte schreiben Sie" (1956) zu einem der großen Leinwand-Traumpaare jener Jahre. "Zieprack", wie das Duo von manchen Spöttern genannte wurde, stand im Nachkriegsdeutschland für die Sehnsucht nach einer heilen Welt und in den Wirtschaftswunderjahren für Optimismus und Dynamik. Exemplarisch erfüllte sich in "Die Privatsekretärin" (1953) mit der Liebe der Schreibkraft zum Generaldirektor die Aufstiegsphantasie des Wirtschaftswunderlandes.
Da Pracks Schauspielstil nicht von exzentrischen Besonderheiten oder Manierismen geprägt war, fiel dem Publikum die Identifikation leicht. Zumeist sah man ihn als bürgerlichen Ehrenmann, hochrangigen Militär oder Adeligen. So gab er den Erzherzog in "Kaiserwalzer" (1953), den Zar Alexander in "Der Kongreß tanzt" (1955) und den Kronprinz in "Kronprinz Rudolfs letzte Liebe" (1956). Häufig sagten bereits die Titel seiner Filme alles über seine Rolle: "Kaisermanöver" (1954), "Ball im Savoy" (1955), "Kaiserball" (1956), "Aus dem Tagebuch eines Frauenarztes" (1959). Zu seinen wichtigsten Partnerinnen zählten Winnie Markus, Marianne Hold und Johanna Matz.
In den 1960er und 70er Jahren spielte er zunehmend in Heimatfilmen wie "Mariandl" (1961), "Happy-End am Wörthersee" (1964), "Ruf der Wälder" (1965) oder "Verliebte Ferien in Tirol" (1971). Im Fernsehen feierte er Mitte der 60er Jahre als "Landarzt Dr. Brock" in einer 26-teiligen Vorabendserie einen späten Erfolg.
Als seine Popularität nachließ, schrieb Prack Hörspiele und Kurzgeschichten. 1976 durfte er in Wilhelm Pellerts "Jesus von Ottakring" einen heruntergekommenen Major spielen und sein eigenes Rollenklischee ironisieren. In Hans Jürgen Syberbergs "Karl May" und Ottokar Runzes "Die Standarte", seinem letzten Filmauftritt, hatte er Gastrollen.
Rudolf Prack, verheiratet und Vater dreier Kinder, starb am 3. Dezember 1981 in Wien.