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Alle Fotos (8)Biografie
Martin Benrath, geboren als Helmut Kurt August Hermann Krüger am 09. November 1926 in Berlin, nimmt 1946 Schauspielunterricht bei Maria Loya und erhält bereits ein Jahr später sein erstes Engagement beim Theater am Schiffbauerdamm, wo er bis 1950 vor allem in Märchenstücken zu sehen ist. 1952 holt ihn Gustaf Gründgens ans Düsseldorfer Schauspielhaus, wo er hochgelobte Rollen in Inszenierungen von Cocteaus "Bacchus" und Hauptmanns "Die Ratten" spielt.
Seit einem Unfall mit einer Narbe auf der Wange gezeichnet, die einem studentischen "Schmiss" gleicht, wird Benrath gerne in der Rolle des Korpsstudenten oder des preußischen Offiziers besetzt – ähnlich auch in seinem Kinodebüt, dem Zweiteiler "Meines Vaters Pferde" aus den Jahren 1953/54: In der überaus erfolgeichen Familiensaga verkörpert Benrath einen kriegsversehrten Offizier, der durch die Liebe einer Frau ins Leben zurückfindet. In den kommenden Jahren avanciert Benrath, der von der Kritik vor allem für seine nuancenreiche Gestaltung selbst trivialerer Rollen gelobt wird, zu einem gefragten (Neben-)Darsteller des deutschen Unterhaltungsfilms. So ist er in populären Musikfilmen wie "Tausend Melodien", dramatischen Heimatfilmen wie "Heidemelodie" und Komödien wie "Die ideale Frau" zu sehen – allesamt Erfolgsfilme ohne größeren Anspruch.
In Bernhard Wickis Kriegsfilm "Morituri" (1964/65) hingegen bekommt Benrath Gelegenheit, einen komplexeren Charakter zu spielen: An der Seite von Marlon Brando und Yul Brynner brilliert er als rücksichtslos-karrieristischer Nazi-Offizier. Trotz seiner Kinoerfolge bleibt Benrath jedoch vor allem dem Theater verbunden. So gehört er bis 1962 zum Ensemble des Düsseldorfer Schauspielhauses und wechselt anschließend für sieben Jahre ans Bayerische Staatsschauspiel, wo er "mit viriler Kälte und distanziertem Charme sensible und nervöse Helden, Prinzen, Könige, Götter, Verbrecher und Salonherren" (CineGraph) gibt. Erst ab Mitte der siebziger Jahre ist er wieder regelmäßiger auf der Kinoleinwand zu sehen: In "Berlinger – Ein deutsches Abenteuer" von Bernhard Sinkel und Alf Brustellin spielt er bravourös die Rolle eines Individualisten, der vom Dritten Reich bis in die siebziger Jahre hinein immer wieder gegen gesellschaftliche Normen aufbegehrt.
Obwohl er sich noch 1996 in einem Interview mit dem Hamburger Abendblatt leicht abschätzig über die Filmschauspielerei äußert ("Beim Film kann man nichts lernen") bleibt Benrath neben seiner weiterhin prosperierenden Theaterkarriere ein gefragter Darsteller bei Film und Fernsehen. Allein mit Bernhard Sinkel dreht er zwei weitere, hochgelobte Kinofilme: Den Politthriller "Kaltgestellt" (1980), in dem er einen zynischen Agenten gibt, sowie die nostalgische Stummfilm-Hommage "Der Kinoerzähler" (1993).
Seit den späten siebziger Jahren ist Benrath immer öfter auch im Fernsehen zu sehen. Wie auch am Theater wird er nun häufig in der Rolle des distinguierten, arrivierten Gentleman besetzt. So spielt er 1979 die Rolle des Konsuls in der 11-teilgen TV-Verfilmung der "Buddenbrocks" und gibt in Bernhard Sinkels Mehrteiler "Väter und Söhne" (1986), den jüdischen Bankier Bernheim, der als perverse Ironie des Schicksals die Entwicklung des Todesgases Zyklon B mitfinanziert und später von den Nazis ermordet wird.
Zu Benraths schönsten "späten" Rollen zählen der einsame "Stern"-Chefredakteur in Helmut Dietls Satire "Schtonk" (1992) sowie der Part des weisen Großvaters in Jo Baiers Strittmatter-Verfilmung "Der Laden", für den er 1999 den Grimme-Preis in Gold erhält. In dem TV-Dreiteiler "Zwei Asse und ein König" spielt er im gleichen Jahr seine letzte Rolle – natürlich die des Königs. Am Tag der Erstausstrahlung, dem 31. Januar 2000, stirbt Martin Benrath in Herrsching am Ammersee.