Gustaf Gründgens

Weitere Namen
Gustaf Heinrich Arnold Gründgens (Geburtsname) Gustave Grundgens (Weiterer Name)
Darsteller, Regie, Drehbuch, Musik, Produzent, Produktionsleitung
Düsseldorf Manila, Philippinen

Biografie

Gustaf Gründgens wird am 22. Dezember 1899 in Düsseldorf-Oberkassel als Sohn des kaufmännischen Angestellten Arnold Gründgens und seiner Frau Emmy geboren. Er besucht das Gymnasium in Düsseldorf, ein katholisches Internat in Mayen. 1916 geht er als Kriegsfreiwilliger an die Westfront. 1917 Mitglied der Fronttheatergruppe Saarlouis; 1918 Leiter des Fronttheaters, das nach Thale (Harz) verlegt und nach Kriegsende in Bergtheater Thale umbenannt wird. 1919 nimmt er als zahlender Schüler an der Hochschule für Bühnenkunst des Düsseldorfer Schauspielhauses Unterricht bei Louise Dumont und Gustav Lindemann; er erhält erste Rollen, gibt Vortragsabende, Gastspiele an der Düsseldorfer Freilichtbühne.

1920 Engagement an den Städtischen Bühnen Halberstadt, dort auch Tanzregie. 1921 an den Vereinigten Städtischen Theatern Kiel. 1922 Theater in der Kommandantenstraße Berlin. 1923 von Erich Ziegel an die Kammerspiele in Hamburg engagiert, spielt Gründgens in den fünf hamburger Jahren 71 Rollen und führt bei 32 Inszenierungen Regie. Sein Repertoire umfaßt die großen klassischen Rollen (Hamlet, Danton), die Operette (Offenbach), das Konversationsstück (Wilde, Shaw), zeitgenössische Dramatik (Wedekind, Sternheim, Georg Kaiser).

Sein Regiedebüt hat er 1924; u.a. inszeniert er die Zweitaufführung von Klaus Manns "Anja und Esther" sowie 1927 in Leipzig die Uraufführung seiner "Revue zu Vieren". In beiden Produktionen spielen Erika und Klaus Mann, Pamela Wedekind und Gründgens die Hauptrollen. Im Juli 1926 heiratet er Erika Mann; die Ehe wird am 9.1.1929 geschieden.

1927 Engagement an den Kammerspielen des Deutschen Theaters Berlin. 1928-33 Auftritte und Inszenierungen an Berliner Bühnen; 1929 erste Opernregie bei Mozarts "Die Hochzeit des Figaro" (Musikalische Leitung: Otto Klemperer), Kabarettauftritte u.a. mit Ernst Busch und Grethe Weiser in der Nelson-Revue. 1932 Wechsel an die Preußischen Staatstheater; seine erste Rolle ist Mephisto in Lothar Müthels "Faust"-Inszenierung.

1934 wird er Intendant des Staatlichen Schauspielhauses und Staatsschauspieler. 1936 Ernennung zum Preußischen Staatsrat, Heirat mit der Schauspielerin Marianne Hoppe. 1937-45 Generalintendant der Preußischen Staatstheater. Ins Zentrum des Spielplans stellt er die deutsche Klassik. Ein triumphaler Erfolg wird 1941 seine Neuinszenierung von "Faust I", auch in "Faust II" (1942) spielt er den Mephisto und führt die Regie. 1938 und 1941 Operninszenierungen in Berlin und Wien, 1942 Truppenbetreuung in Norwegen. 1943 Gefreiter in der Ersatzabteilung Division Hermann Göring, zeitweise in den Niederlanden stationiert, bei Kriegsende in Berlin.

Als Gründgens 1929 zu filmen beginnt, ist er am Theater auf kleine Rollen zwielichtiger Charaktere festgelegt, spielt in Gesellschaftskomödien elegante Herren, distinguiert, voll kalter Zynismen: Verführer, Lebemänner, Intriganten, Erpresser; Rollen, die auch der Film – und länger als das Theater – ihm bietet. Er spezialisiert sich auf Bonvivants und Hochstapler ("Der Brand in der Oper"; "Die Gräfin von Monte Christo").

Geschliffene Umgangsformen trüben keineswegs die kriminelle Energie; kühle Berechnung prägt die internationale Panzerknackerkapazität im Berliner Ganovenkiez ("M"), diabolische Tücke den adligen Hahnrei, der, stets auf Etikette bedacht, an seinem Rivalen kalt und herzlos Rache nimmt ("Liebelei").

Gründgens spielt, als positiver Held weit weniger wirkungsvoll, in musikalischen Komödien ("Die Finanzen des Großherzogs"; "Tanz auf dem Vulkan"), historischen Epen ("So endete eine Liebe"; "Das Mädchen Johanna"), Propagandafilmen (Chamberlain in "Ohm Krüger"); er inszeniert mit "Capriolen" eine turbulente Fliegerkomödie, mit "Der Schritt vom Wege" eine lange Zeit hochgeschätzte Adaption des Fontane-Romans "Effi Briest". 1938 übernimmt er bei der Terra-Filmkunst GmbH die Leitung einer eigenen Herstellungsgruppe.

1945/46 neunmonatige sowjetische Internierung; im Prüfungsverfahren sagen zahlreiche Künstler, unter ihnen Ernst Busch, für Gründgens aus, so dass er im April 1946 entlassen wird. Er seinerseits verwendet sich u.a. für Emmy Sonnemann-Göring und den ehemaligen Reichsfilmintendanten Fritz Hippler. Gustav von Wangenheim holt ihn ans Deutsche Theater Berlin; seine erste Rolle im Mai 1946 ist der Christian Maske in Sternheims "Der Snob". Im gleichen Jahr wird die Ehe mit Marianne Hoppe geschieden.

1947-51 Generalintendant der Städtischen Bühnen Düsseldorf; 1948-52 Präsident des Deutschen Bühnenvereins; 1951-55 Geschäftsführer des Düsseldorfer Schauspielhauses. Neben seinen repräsentativen Klassiker-Aufführungen (u.a. "Faust I", 1949; "Die Räuber", 1951) stehen deutschsprachige Erstaufführungen moderner Autoren (Sartres "Die Fliegen", 1947; Arthur Millers "Der Tod des Handlungsreisenden", 1950; T. S. Eliots "Die Cocktailparty", 1950; Cocteaus "Bacchus", 1952).

Ab 1955 ist Gründgens Generalintendant des Deutschen Schauspielhauses Hamburg; seine wichtigsten Inszenierungen sind hier "Thomas Chatterton" von Hans Henny Jahnn (Uraufführung, 1956), "Faust I" (1957) – mit der er 1959 in Moskau, 1961 in New York gastiert und die 1960 auch in einem Kinofilm "dokumentiert" wird – , "Faust II" (1958), "Die heilige Johanna der Schlachthöfe" von Brecht (Uraufführung, 1959). Seine letzte Regiearbeit ist im April 1963 "Hamlet"; mit Ablauf der Spielzeit 1962/63 legt er die Intendanz nieder.

Gustaf Gründgens stirbt am 7. Oktober 1963 auf einer Weltreise in Manila.

Sein Nachruhm ist verknüpft mit Klaus Manns "Mephisto. Roman einer Karriere". Das erstmals 1936 im Amsterdamer Exil erschienene, "mit viel Hohn und Hass" verfasste Buch ist – allen gegenteiligen Beteuerungen des Autors zum Trotz – ein Schlüsselroman, der das Thema "Künstler im Dritten Reich" unverkennbar an der Person Gründgens abhandelt. Zu dessen Lebzeiten wagt kein bundesdeutscher Verleger die Publikation. Die 1965 erschienene Ausgabe des Nymphenburger-Verlags wird 1966 auf Antrag des Adoptivsohns und Gründgens-Erben Peter Gorski gerichtlich verboten, 1971 wird eine Verfassungsklage des Verlags vom Bundesgerichtshof abgewiesen.

1979 bearbeitet Ariane Mnouchkine den Roman für ihr pariser Théâtre du Soleil; die Dramatisierung wird auch auf westdeutschen Bühnen gespielt. 1980/81 verfilmt István Szabó "Mephisto" mit Klaus Maria Brandauer in der Titelrolle. Die 1981 im Rowohlt-Verlag erscheinende Taschenbuchausgabe des Romans unterläuft schließlich das noch immer rechtsgültige Verbot und hebt es faktisch auf.

CineGraph – Lexikon zum deutschsprachigen Film
© 1984ff edition text+kritik im Richard Boorberg Verlag, München.

FILMOGRAFIE

1963
  • Darsteller
1960
  • Darsteller
  • Gesang
1960
  • Darsteller
  • Künstlerische Oberleitung
1957/1958
  • Mitwirkung
1940/1941
  • Darsteller
  • Künstlerische Oberleitung
  • Herstellungsleitung
1941
  • Darsteller
1939/1940
  • Regie
  • Herstellungsleitung
1938/1939
  • Regie
  • Herstellungsleitung
1938
  • Darsteller
1937
  • Darsteller
  • Regie
1935
  • Darsteller
1935
  • Darsteller
1935
  • Darsteller
1934
  • Darsteller
1934
  • Darsteller
1933
  • Darsteller
1933
  • Darsteller
1932/1933
  • Darsteller
1933
  • Darsteller
1933
  • Regie
  • Drehbuch-Mitarbeit
1932/1933
  • Darsteller
  • Regie
  • Liedtexte
  • Produktionsleitung
1931
  • Darsteller
1931
  • Darsteller
1930/1931
  • Darsteller
1930
  • Darsteller
1930
  • Darsteller
1930
  • Darsteller