Pygmalion

Deutschland 1935 Spielfilm

Filme der NS-Zeit sind im Kontext der staatlich beeinflussten Produktion und Rezeption zu sehen. Mehr erfahren »

Inhalt

In der Adaption des später als Musical berühmt gewordenen Theaterstücks von George Bernard Shaw brilliert Gustaf Gründgens in der Hauptrolle. Professor Higgins lehrt Phonetik und beobachtet mit fachlichem Interesse andere Menschen und ihre Ausdrucksformen, so auch die Blumenverkäuferin Eliza. Mit ihr will er ein Experiment durchführen und sie so umfassend zur "Dame" erziehen, dass sie in höheren Gesellschaftskreisen bestehen kann und niemand ihr die soziale Herkunft anmerkt. Erfolgreich trainiert er ihr den Gossenslang ab und formt sein perfektes Wunschbild. Doch sein wissenschaftlicher Versuch wird von romantischen Gefühlen durchkreuzt.

 

Kommentare

Sie haben diesen Film gesehen? Dann freuen wir uns auf Ihren Beitrag!

Falk Schwarz
Feuer und Eis
George Bernard Shaw, hager, groß, von sprühendem Geist, nahm sich den englischen Hochmut der verbal class distinction vor: deine Sprache entscheidet über deine gesellschaftliche Stellung! Eliza Doolittle spricht Slang. Higgins (GG) bringt ihr mit seinem Phonetik-Crashkurs King's-Englisch bei und befördert sie damit in eine andere Gesellschaftsschicht. Das lässt sich ins Deutsche kaum übertragen. Und wie hilft sich der Film? Jenny Jugo schleudert vor Covent Garden in London (!) - ordinäres Bayerisch heraus. Der allwissende Higgins hört es, sagt ihr auf den Kopf zu, wo sie herkommt: aus dem Londoner Slum! Noch verdrehter wird es, als ein anderer Passant mit leicht süddeutscher Sprachfärbung Higgins fragt: Und woher komme ich? (Antwort wäre: aus Baden), nein: Aus Schottland. Wie bitte? Mit Logik hat der Film nichts am Hut. (Günter Neumann rettete sich bei der Übertragung des Musicals "My fair Lady" ins kesse Berlinerische - und traf damit genau ins Schwarze). Dann spielt GG auf - eiskalt, brillant, immer auf Abstand. Er huldigt seinem Narzissmus, bleibt von weiblichem Charme unbeeindruckt und lebt vor allem seinem Intellekt. Das spielt GG kühl und wunderbar identisch mit der Rolle. Dieser Bonvivant Higgins kriegt es nun mit der vitalen, burschikosen, koboldhaften Eliza zu tun, die ihm mit ihrem Charme und ihrer umstandslosen Art den Kopf verdreht. Ihr weiß er nichts entgegenzusetzen. Jenny Jugo ist so in Schwung, dass sie das Gossenhafte sehr schnell hinter sich lässt und in der ihr gemäßen Bühnenhochlautung weiter spricht. Higgins sieht in ihr das Sprachexperiment, nicht die reizvolle Frau. Oder doch? Es kommt zwar filmisch zu wenig Nähe zwischen den Beiden, zu kaum einer Berührung, doch als sie ihn zum Schluss fragt: "Was soll ich machen?" Meint er: "Bei mir bleiben". Eine Art Trostpflaster (ein Schluss, den Shaw in der ersten Fassung verwarf). - Wir dürfen annehmen, dass diese Liaison nicht lange gut gehen wird. Denn das ist der Nachteil der Shaw-Stücke: sie sind brillant konzipiert, mit witzigen Dialogen, aber sie wirken konstruiert, am Schreibtisch ersonnen. Es geht nicht um Schicksale, sondern um die geistreichen Einfälle des Autors. Shaw war ein Erzschelm. Als er einst bei einer festlichen Tafel neben einer schönen Frau saß, provozierte sie ihn: "Stellen sie sich vor, wir hätten zusammen ein Kind! Es hätte meinen Körper und ihren Geist". Darauf Shaw: "Hoffentlich nicht umgekehrt".

Credits

Regie

Kamera

Schnitt

Darsteller

Produktionsfirma

Produzent

Alle Credits

Dreharbeiten

    • Im Garten des Hauses von Jenny Jugo
Prüfung/Zensur:

Prüfung: 30.08.1935

Aufführung:

Uraufführung: 02.09.1935

Titel

  • Originaltitel (DE) Pygmalion

Fassungen

Original

Prüfung/Zensur:

Prüfung: 30.08.1935

Aufführung:

Uraufführung: 02.09.1935