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Alle Fotos (2)Biografie
Benedict Neuenfels wurde am 11. März 1966 in Bern geboren. Der Sohn der Schauspielerin Elisabeth Trissenaar und des Regisseurs Hans Neuenfels arbeitete nach dem Abitur als Kameraassistent, unter anderen für Xaver Schwarzenberger und Robby Müller. Von 1988 bis 1994 folgte ein Studium an der Deutschen Film- und Fernsehakademie (dffb), danach führte er die Kamera bei den Kinofilmen "Bunte Hunde" (1995), "Frau Rettich, die Czerny und ich" (1998) und weiteren Filmen. Bereits 1992 gewann er den Max Ophüls Preis für "Die fliegenden Kinder" und 1997 den Adolf-Grimme-Preis für den TV-Krimi "Sperling und das Loch in der Wand".
Neuenfels, der ab 1996 als Dozent für Bildgestaltung an der Filmakademie Ludwigsburg und an der dffb lehrte, arbeitete insbesondere mit dem Regisseur Dominik Graf zusammen, so bei den Fernsehfilmen "Der Skorpion" (1997) und "Deine besten Jahre" (1999), für den er beim Deutschen Kamerapreis ausgezeichnet wurde, sowie bei "Der Felsen" (2002) und "Der rote Kakadu" (2006). Zu seinen weiteren wichtigen Kinoarbeiten zählen "Lost Killers" (2002) von Dito Tsintsadze, ebenfalls mit dem Deutschen Kamerapreis prämiert, und die Ensemblekomödie "Sie haben Knut" (2003) von Stefan Krohmer.
2006 übernahm er die Bildgestaltung bei Stefan Ruzowitzkys KZ-Drama "Die Fälscher", das 2008 mit dem Oscar für den Besten fremdsprachigen Film ausgezeichnet wurde. In ausgebleichten, beinahe monochromen Bildern visualisierte er die zwischen Trostlosigkeit und Hoffnung changierende Stimmung der Geschichte und trug maßgeblich zur Wirkung des Films bei - eine Leistung, die ihm eine Nominierung für den Deutschen Filmpreis 2007 einbrachte. Sowohl den Bayerischen Filmpreis als auch den Deutschen Filmpreis erhielt Neuenfels dann 2008 für Maria Schraders Drama "Liebesleben" nach dem Roman von Zeruya Shalev.
In der TV-Produktion "Auf dem Vulkan" (2007) stand Maria Schrader dann vor der Kamera Neuenfels', weiterhin filmte dieser für Arte und RBB einen Abschnitt des Mammutfilms "24 h Berlin – Ein Tag im Leben" (2009). Im gleichen Jahr fand er die passenden Bilder für Romuald Karmakars filmisches Porträt des Techno-DJs Ricardo "Villalobos". 2011 erhielt Neuenfels einen weiteren Deutschen Kamerapreis für seine Arbeit an Kilian Riedhofs intensivem, Grimme-prämiertem TV-Film "Homevideo", bei dem die klare und ungekünstelte Bildgestaltung stark dazu beiträgt, dass sich das Publikum in die Situation des pubertierenden und brutal gemobbten Protagonisten Jakob (Jonas Nay) hineinversetzen kann.
Zwei Jahre später folgte eine erneute Auszeichnung (seine sechste) beim Deutschen Kamerapreis, für "Das Wochenende"(2012) von Nina Grosse. Mit Stefan Ruzowitzky realisierte Neuenfels in der Folgezeit gleich drei Filme, die collageartige NS-Dokumentation "Das radikal Böse" (DE/AT 2013), den düsteren Reißer "Die Hölle – Inferno" (AT/DE 2016) sowie den britischen Infektionshorrorfilm "Patient Zero" (GB 2018). Für Ruzowitzky und Michael Krummenacher zeichnete er außerdem für die Bildgestaltung der Endzeit-Miniserie "8 Tage" (2019) verantwortlich.
Neben weiteren Produktionen für das Fernsehen, darunter zwei Borowski-"Tatorte", arbeitete der Director of Photography zuletzt mit Wolfgang Fischer bei dessen vielgelobtem "Styx" (2018) zusammen. Dabei schaffte er das Kunststück, mit der Kamera ein großes Drama der Welt auf dem begrenzten Raum eines Segelschiffs erfahrbar zu machen. Für seine Leistung wurde er neben weiteren Auszeichnungen 2018 mit dem Bayerischen Filmpreis und 2019 mit dem Deutschen Filmpreis ausgezeichnet. 2019 erhielt er außerdem den Ehrenpreis des Deutschen Kamerapreises.
Für den Regisseur Stefan Ruzowitzky zeichnete Neuenfels bei zwei sehr unterschiedlichen Filmen für die Bildgestaltung verantwortlich: bei der Hermann-Hesse-Adaption "Narziss und Goldmund" (DE/AT 2020) und bei dem im Wien der 1920-Jahre spielenden, expressionistisch stilisierten Thriller "Hinterland" (AT/BE/LU/DE 2021). Für seine Arbeit bei Maria Schraders vielfach preisgekröntem Science-Fiction-Film "Ich bin Dein Mensch" (2021) erhielt Neuenfels beim Günter Rohrbach Filmpreis den Preis des Oberbürgermeisters.
Bei Aelrun Goettes "In einem Land, das es nicht mehr gibt" (2022) fing er die Atmosphäre der DDR-Modeszene der 19980er-Jahre ein, bei Kilian Riedhofs "Stella. Ein Leben." (2023) das beklemmende Lebensgefühl im Deutschland der Nazizeit. Ebenfalls 2023 wurde Benedict Neuenfels für sein Gesamtwerk mit dem Marburger Kamerapreis geehrt.