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Die 18-jährige Cindy lebt mit ihren Eltern im Berliner Vorort Schönefeld, ganz in der Nähe des neuen Flughafens, dessen Bau jedoch ebenso wenig Fortschritte zu machen scheint, wie Cindys Leben. Das introvertierte, leicht übergewichtige Mädchen gehört nicht gerade zu den begehrtesten Teenagerinnen des Viertels, selbst von ihrem Vater wird sie spöttisch "Rosinenbomber" genannt. Nicht zuletzt deshalb ist ihre Selbstachtung im Keller: Cindy glaubt, dass ihr Kumpel Danny wohl recht hat, wenn er sagt, dass ihre Eltern bestimmt lieber das Kind des Hausmeisters gehabt hätten – denn das kam schon als Totgeburt zur Welt. Dann aber lernt Cindy durch einen Zufall den finnischen Flughafeningenieur Leif kennen, und auf einmal sieht sie die Chance gekommen, ihrem trostlosen Leben eine entscheidende Wende zu geben.
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„Bei mir passiert nur halb soviel wie bei uns auf dem Friedhof“ beichtet Cindy dem Nachbarssohn Danny, mit dem sie sich regelmäßig nachts auf dem Gottesacker trifft. Dabei haben ihre Mitschülerinnen gerade ein nicht gerade vorteilhaftes Video aus der Turnhallen-Umkleide ins einmal mehr asoziale Netz gestellt. Danny, der sich als ihr Freund sieht, spendet keinen Trost – im Gegenteil. Sie wird von dem destruktiven Zyniker ständig vorgeführt und heruntergemacht. Soll sie mit so einem Asi zum Abiball gehen? Noch aber ist nicht klar, ob sie überhaupt die Nachprüfung besteht. Und dann kommt ein Brief aus dem allzu fernen Baden-Baden: Eine Azubi-Stelle als Hotelfachfrau wäre zu haben…
„Schönefeld Boulevard“ spielt mit der Metapher der ewig unfertigen Baustelle des Flughafens BER. Und der Name der Protagonistin lässt Assoziationen mit der noch beleibteren Comedyfigur „Cindy aus Marzahn“ der aus Luckenwalde stammenden Stand-up-Komikerin Ilka Bessin aufkommen. Doch die Schönefelder Cindy ist alles andere als eine „Prinzessin aus dem Plattenbau“: Die allseits aufgrund ihrer üppigen Körpermaße geschmähte und von Gleichaltrigen verschmähte Abiturientin muss lernen, den Zumutungen einer Gesellschaft mit kommerziell genormten Schönheits-Maßstäben zu trotzen und selbstbewusst eigene Wege zu gehen.
„Schönefeld Boulevard“ ist nach „Kroko“, „Hab mich lieb!“ und „Mondkalb“ der vierte Kinofilm der gebürtigen Brandenburgerin Sylke Enders. Was die Dichte des Stoffes betrifft kann sie mit dieser geradezu klassischen Coming-of-Age-Geschichte an ihre vielfach preisgekrönten Leinwand- und Bildschirmproduktionen zuvor nicht anknüpfen. Dafür aber mit der unerschrocken-unmittelbaren Präsenz der mit 22 Jahren bereits sehr erfahrenen Berliner Schauspielerin Julia Jendroßek punkten, die seit 2007 vor allem auf den Theater-Brettern zu erleben ist.
Sylke Enders im Presseheft: „Schönefeld ist für mich ein metaphorisches Bild für die Lebenssituation meiner Hauptfigur Cindy: Das Leben fliegt an ihr vorbei. Als beliebtes Opfer von Demütigungen steht sie auf der Erde, festgehalten von ihrem Gefühl, auf der Verliererseite zu stehen. Aber dann verstummt sie nicht, sondern weigert sich, in dem Wollen der anderen verwickelt zu sein und die Welt öffnet sich für sie mit ihren Möglichkeiten. Ein finnischer Ingenieur vom Großflughafen, dem der Geruch der weiten Welt und gelebter Erfahrungen anhaftet, ist Cindys kurzzeitiges Glück und Lebensschule. Ihre Eigenwilligkeit darf endlich zum Vorschein kommen. Schritt für Schritt gewinnt sie mehr Selbstvertrauen und wird ermutigt ihr Schicksal in die eigene Hand zu nehmen.“
Pitt Herrmann