Sylvester Groth
Sylvester Groth, geboren 1958 in Jerichow (Sachsen-Anhalt), studierte zunächst an der Staatlichen Schauspielschule Berlin (heute: "Ernst Busch" Schauspielschule). Seine Karriere begann der ausgebildete Tenor am Theater: Von den Münchner Kammerspielen über die Berliner Schaubühne bis zu den Salzburger Festspielen und dem Wiener Burgtheater stand Groth bei einigen der renommiertesten Theater Deutschlands und Österreichs in Klassikern wie "Nathan der Weise" und "Macbeth" auf der Bühne.
Neben seinen zahlreichen Theaterarbeiten war Groth ab Anfang der achtziger Jahre zunehmend auch in Film- und Fernsehrollen zu sehen. Der Durchbruch gelang ihm hier mit einer Hauptrolle in Frank Beyers Drama "Der Aufenthalt" (1982), in dem er einen unschuldig verfolgten Kriegsgefangenen verkörperte. Seit jeher überzeugte der äußerlich eher unscheinbar wirkende Groth in seinen Filmrollen vor allem durch eine große Wandlungsfähigkeit und Vielseitigkeit sowie eine hohe darstellerische Intensität: sei es als Stasi-Agent in Hermine Huntgeburths TV-Drama "Romeo", als Dichter Clemens von Brentano in "Requiem für eine romantische Frau", als Sex-Revoluzzer Oswalt Kolle in "Kolle – Ein Leben für Liebe und Sex" oder als Joseph Goebbels in Dani Levys Komödie "Mein Führer". In der gleichen Rolle war er zwei jahre später in Quentin Tarantinos "Inglourious Basterds" zu sehen – und trieb das satirische Spiel darin noch ein ganzes Stück weiter.
Etwas realitätsnäher ging es dann in Andreas Dresens "Whisky mit Wodka" (2009) zu: an der Seite von Henry Hübchen verkörperte er einen leicht versnobten Filmregisseur, der eine Affäre mit der Ex-Freundin seines alternden Stars hat.
In den folgenden Jahren sah man Groth in mehreren hochkarätigen Fernsehproduktionen: In der hoch gelobten Komödie "Keiner geht verloren" (2010) brillierte er als gestrandeter Schauspieler, in der Filmbiografie "Beate Uhse - Das Recht auf Liebe" (2011) als (fiktiver) Staatsanwalt, der der Sexartikel-Händlerin den Prozess machen will.
Kino-Nebenrollen spielte er als Stasi-Offizier in dem Freundschaftsdrama "Wir wollten aufs Meer" (2011) und in der Bestsellerverfilmung "Frisch gepresst" (2012), wo er als mondäner Dessousverkäufer einmal mehr sein Talent für satirische Überzeichnung beweisen konnte. Nicht weniger überzeugend war seine Verkörperung eines Journalisten mit RAF-Vergangenheit, in der Bernhard-Schlink-Verfilmung "Das Wochenende" (2012) oder sein Auftritt als zynischer SS-Standartenführer in dem umstrittenen TV-Zweiteiler "Unsere Mütter, unsere Väter" (2013).
Einen bedrohlichen Charakter spielte Groth auch in den Kinofilm "Zum Geburtstag" (2013), als alter Klassenkamerad eines glücklichen Familienvaters, für dessen Existenz er immer mehr zu einer unberechenbaren Gefahr wird.