Am 4. November wird der sechste Günter Rohrbach Filmpreis im saarländischen Neunkirchen verliehen. Die Jury um den Vorsitzenden Burghart Klaußner hat aus 70 Einreichungen die besten fünf Filme ausgewählt, die um den renommierten Filmpreis konkurrieren.
Die Entscheidung der Jury wurde heute von Oberbürgermeister Jürgen Fried im Rahmen einer Pressekonferenz im Neunkircher Rathaus bekannt gegeben.
Die Filme "24 Wochen" von Anne Zohra Berrached, "Das weiße Kaninchen" von Florian Schwarz, "Junges Licht" von Adolf Winkelmann, "Nebel im August" von Kai Wessel und "Wild" von Nicolette Krebitz stehen im Finale der mit 10.000 Euro dotierten Auszeichnung. Neben dem Preis für den besten Film werden zusätzlich vier weitere Preise vergeben: der Preis für den besten Darsteller in Höhe von 5.000 Euro und drei Sonderpreise in Höhe von 2.500 Euro, 3.500 Euro und 5.000 Euro.
Die Finalisten im Überblick:
"24 Wochen"
Die Bühne, das Scheinwerferlicht – Astrid lebt und liebt ihren Beruf als Kabarettistin mit Hingabe, während ihr Mann und Manager Markus sie gelassen und gekonnt unterstützt. Doch als die beiden ihr zweites Kind erwarten, wird ihr sonst so durchgetaktetes Leben unerwartet aus der Bahn geworfen: Bei einer Routineuntersuchung erfahren sie, dass ihr Kind schwer krank ist. Im Staffellauf zwischen Diagnosen und Ratschlägen stößt ihre Beziehung an ihre Grenzen. Mitten in einem Gewissenskonflikt stehen sie vor einer Entscheidung über Leben und Tod.
Unter anderem mit Julia Jentsch, Bjarne Mädel, Johanna Gastdorf, Emilia Pieske, Maria Dragus
"Das weiße Kaninchen"
Eigentlich dachte die 13-jährige Sara, sie habe sich im Internet mit dem 16-jährigen Benny angefreundet. Doch hinter "Benny" verbirgt sich Simon Keller – Mitte 40, Familienvater. Als Lehrer engagiert er sich vor allem für Medienerziehung. Sara und Benny bzw. Simon freunden sich schnell an. Als sich Sara online in den 17-jährigen Kevin verliebt und ihm ein Nacktfoto von sich schickt, wird sie damit von Kevin erpresst. Simon bietet der verzweifelten Sara seine Hilfe an, auch das LKA Stuttgart ist Kevin und seinen Machenschaften auf der Spur. Doch sowohl Kevin als auch die Justiz haben es schwer, die sich anbahnende Katastrophe aufzuhalten.
Unter anderem mit Devid Striesow, Lena Urzendowsky, Louis Hofmann, Shenja Lacher
"Junges Licht"
Ein Sommer im Ruhrgebiet der 60er Jahre: Der Fortschritt der Republik wird hier produziert, mit Kohle und Stahl als Bausteine des Wirtschaftswunders. Man raucht, isst Currywurst, kauft im Tante-Emma-Laden und sieht auf dem Weg zur Arbeit viele Gastarbeiter. Der zwölfjährige Julian will in dieser Welt nicht wie seine Altersgenossen Bier trinken und obszöne Sachen machen, er ist anders. Er kümmert sich um seine kleine Schwester, schmiert die Brote für den unter Tage schuftenden Vater Walter und hilft sonntags in der Kirche. Julian ist ein aufmerksamer Beobachter, weswegen ihm auch die frühreife Nachbarstochter Marusha nicht entgehen kann. Von ihr ist er fasziniert – aber natürlich nicht der einzige Verehrer. An einem besonders heißen Tag entlädt sich die erotische Spannung und das Leben von Julian und seiner Familie ist danach nicht mehr dasselbe. Der Junge läuft von zuhause weg, um sich einem Pfarrer anzuvertrauen…
Unter anderem mit Charly Hübner, Peter Lohmeyer, Stephan Kampwirth, Oscar Brose, Lina Beckmann, Nina Petri, Caroline Peters
"Nebel im August"
Im Nazi-Deutschland ist "Euthanasie" bittere Realität – wer nicht der nationalsozialistischen Rassenideologie entspricht, wird in Heimen weggesperrt, in denen systematische Tötung an der Tagesordnung ist. So soll es auch dem 13 Jahre alten Ernst Lossa ergehen, einem Kind fahrender Händler. Der aufgeweckte und rebellische Junge hat einige Zeit in verschiedenen Heimen verbracht, wo er schließlich als nicht erziehbar eingestuft wurde. Daraufhin landet er in einer von Dr. Walter Veithausen geleiteten Nervenheilanstalt, in der ihm schon wenig später klar wird, dass dort Menschen getötet werden. Als auch ihm dasselbe Schicksal wie vielen anderen Kindern droht, versucht er auszubüxen. Gemeinsam mit seiner ersten großen Liebe Nandl plant er die Flucht…
Unter anderem mit Ivo Pietzcker, Sebastian Koch, Jule Hermann, Fritzi Haberlandt, Thomas Schubert
"Wild"
Ania ist eine zurückgezogene, schüchterne junge Frau, die alleine in einem engen Apartment lebt und in einer Technikfirma unter ihrem eher unangenehmen Chef Boris arbeitet, ohne viel Aufmerksamkeit zu erregen. In ihrer Freizeit treibt Ania ein Kunstprojekt voran und trainiert auf einem Schießstand. Eine Begegnung mit einem Wolf, den sie trifft, während sie nach Hause geht, verändert Anias Leben auf ungeahnte Weise. In ihr erwacht eine große Leidenschaft, die sie im alltäglichen Arbeitstrott gar nicht mehr für möglich hielt. Ania beginnt, den Wolf zu jagen – und ihr gelingt es schließlich, das wilde Tier mit in die Wohnung zu nehmen. Mehr und mehr entdeckt sie ihre eigene animalische Seite: Die Lust auf Sex wächst, das Interesse an sozialen Normen sinkt. Auf andere wirkt Ania nun mal anziehend und mal abstoßend…
Unter anderem mit Lilith Stangenberg, Georg Friedrich, Silke Bodenbender
Finalistenwoche und Preisverleihung
Die fünf Finalistenfilme werden in der traditionellen Finalistenwoche vom 30. Oktober bis 3. November 2016 jeweils um 18.00 Uhr, Donnerstag zusätzlich um 20 Uhr im Cinetower in Neunkirchen gezeigt. Tickets können unter www.cinemas-nk.de oder unter 06821 / 923410 für 5,50 Euro bestellt werden. Ein Sammelticket für alle fünf Finalisten kostet 25 Euro.
Den Auftakt der Finalistenwoche macht am 30. Oktober der "Saarländische Filmemacher Abend", bei dem die Kurzfilme "Lottaleicht" von Stella Denis und "Reise nach Nirgendwo" von Thomas Scherer gezeigt werden (Eintritt 5,50 Euro).
Filminteressierte haben die Möglichkeit, an der Verleihung des Günter Rohrbach Filmpreises am Freitag, 4. November, um 20 Uhr in der Neuen Gebläsehalle teilzunehmen. Eintrittskarten gibt es für 30 Euro (inkl. Umtrunk und Imbiss) ab sofort an allen bekannten Vorverkaufsstellen, unter www.ticket-regional.de oder über die Ticket-Hotline 0651 / 97 90 777.
Die Auswahl:
70 Filme haben sich beworben. Die Jury um den Vorsitzenden Burghart Klaußner hat in München getagt und aus den von der Vorjury ausgewählten acht Filmen die fünf Finalisten festgelegt.
Neben dem prominenten Schauspieler Burghart Klaußner hat auch die bekannte Casterin Franziska Aigner die Jury unterstützt und die diesjährigen Gewinner bestimmt. Außerdem haben Uli Aselmann von die film gmbh, Andrea Etspüler vom Saarländischen Rundfunk, Thomas Reinhardt von der Saarbrücker Zeitung und Oberbürgermeister Jürgen Fried die acht Beiträge gesichtet.
Über den Günter Rohrbach Filmpreis:
Prof. Dr. Günter Rohrbach zählt zu den erfolgreichsten Filmproduzenten in Deutschland. Mit Filmen von Format wurde er im Laufe seiner fünf Jahrzehnte umfassenden Karriere einer der wagemutigsten, innovativsten und einflussreichsten Produzenten, dessen Weg vom Redakteur des WDR über den Studiochef der Bavaria und Professor an der HFF München zum Präsidenten und jetzigen Ehrenpräsidenten der Deutschen Filmakademie führte. Seit 1961 hat er Film- und Fernseharbeiten von Weltruf produziert, junge Talente gefördert, mit Studioarbeiten Maßstäbe gesetzt und die heimische Filmindustrie wohlwollend kritisch begleitet. Zu seinen Filmen zählen internationale Erfolgsproduktionen wie "Das Boot", "Die unendliche Geschichte" und "Die weiße Massai", Höhepunkte der Fernsehgeschichte wie "Berlin Alexanderplatz" und nationale Kinohits wie "Die Apothekerin", "Rennschwein Rudi Rüssel" und "Schtonk".
Der nach dem gebürtigen Neunkircher benannte Preis wurde 2011 zum ersten Mal vergeben. Am Wettbewerb können deutschsprachige Spielfilme mit einer Länge von mindestens 80 Minuten teilnehmen, die in den Themenbereich "Arbeitswelt und Gesellschaft" gehören. Ausgezeichnet wurde im letzten Jahr das Drama "Der Staat gegen Fritz Bauer" (Regie: Lars Kraume, Produzent: Thomas Kufus). Den Darstellerpreis erhielten Martina Gedeck für ihre Rolle als Jugendrichterin in "Das Ende der Geduld" und Burghart Klaußner für seine Hauptrolle als kompromissloser Generalstaatsanwalt in "Der Staat gegen Fritz Bauer". Die Saarland Medien GmbH vergab einen Innovationspreis an Jan Georg Schütte, den Regisseur und Autor von "Altersglühen – Speed Dating für Senioren". Den Preis des Oberbürgermeisters erhielten Julian Maas und Christoph M. Kaiser für die jazzige Musik in "Der Staat gegen Fritz Bauer".
Quelle und weitere Informationen: www.guenter-rohrbach-filmpreis.de