Tilo Prückner

Weitere Namen
Thilo Prückner (Schreibvariante)
Darsteller, Regie
Augsburg Berlin

Biografie

Tilo Prückner wurde am 26. Oktober 1940 in Augsburg geboren. Seine Jugend verbrachte der Arztsohn in Nürnberg und besuchte dort das Melanchthon-Gymnasium. Er wurde Mitglied der Schülerbühne sowie des Jugendtheaters der Städtischen Bühnen Nürnberg und machte so erste Schauspielerfahrungen. Nach dem Abitur 1960 ging Prückner zum Jurastudium nach Erlangen und schloss sich dort der Studentenbühne an. Die Schauspielerei entwickelte sich schnell vom Hobby zum Lebensmittelpunkt, so dass Prückner sich entschied, das Studium abzubrechen, um sich ganz dem Theater widmen zu können. Er ging nach München, wo er bei Hans Josef Becher und Ellen Mahlke im Schauspiel ausgebildet wurde, außerdem nahm er Tanzunterricht.

Seinen ersten Auftritt hatte Prückner 1962 am Theater der Jugend; dort spielte er in Shakespeares "Sommernachtstraum". Sein Engagement an der Münchner Bühne währte bis 1964, danach wechselte er an das Stadttheater St. Gallen, wo er meist in komischen Rollen auftrat. Während eines zweijährigen Engagements an den Städtischen Bühnen Oberhausen, das er 1966 begann, stand er in "Wilder Reiter GmbH" (1967) erstmals vor der Kamera. In der wüsten Satire von Franz-Josef Spieker, einem der ersten Vertreter des Neuen Deutschen Films, war er in einer kleinen Nebenrolle zu sehen. 1968/69 ging Prückner dann für ein Gastspiel an das Schauspielhaus Zürich, wo er erstmals mit Peter Stein zusammenarbeitete.

Nicht unbeeinflusst durch diesen ging Tilo Prückner zu Beginn der 1970er-Jahre nach Berlin und gehörte dort zu den Gründungsmitgliedern des wohl bekanntesten politischen Theaters seiner Zeit, der Schaubühne am Halleschen Ufer. Dort war er bis 1973 aktiv und stand unter anderem 1971 in Peter Steins Inszenierung von Ibsens "Peer Gynt" auf der Bühne. Durch TV-Übertragungen des Schaubühnen-Programms erreichte er so erstmals ein größeres Publikum. Im Anschluss arbeitete er als freier Schauspieler am Bayerischen Staatsschauspiel. In diese Zeit fallen auch seine ersten Drehbucharbeiten, so veröffentlichte er 1973 zusammen mit Roland Teubner das Bühnenstück "Gilgamesch und Engidu".

Im Laufe der 1970er-Jahre verlagerten sich Prückners Aktivitäten jedoch zunehmend in Richtung Spielfilm: Nachdem er in Wolfgang Petersens Thriller "Einer von uns beiden" eine kleine Nebenrolle übernommen hatte, trat er im Knastdrama "Die Verrohung des Franz Blum" (1974) unter der Regie von Reinhard Hauff als Häftling Zick Zack erstmals prominenter in Erscheinung. In der Folge bekam Prückner einige Rollen in ambitionierten TV-Produktionen, ohne jedoch das Kino aus den Augen zu verlieren. Bereits 1975 sah man ihn in Ulf Miehes Debüt "John Glückstadt" erneut auf der Leinwand, danach folgten bereits seine ersten beiden großen Rollen: Im Milieufilm "Familienglück" (1975) gab er in der Hauptrolle einen Dreher, der von Familie und Beruf überfordert wird; in Hans W. Geißendörfers Kinodebüt, dem ungeschönten Heimatfilm "Sternsteinhof" (1976), einen ärmlichen Heiligenschnitzer. Für diese tragende Nebenrolle wurde er für einen Deutschen Filmpreis nominiert.

In der Folge wurde der Schauspieler im Neuen Deutschen Film immer wieder für Außenseiter, Sonderlinge und Gaunerrollen engagiert. Einem Leinwandauftritt als Hilfsarbeiter im Kritikererfolg "Berlinger" (1975) von Alf Brustellin und Bernhard Sinkel folgte Prückners nächstes Meisterstück in der Slapstick-Komödie "Bomber & Paganini" (1976), in der er an der Seite von Mario Adorf ("Bomber") den verschlagenen Schmalspurganoven Paganini gab. Für seine schauspielerische Leistung wurde er 1976 mit dem Deutschen Darstellerpreis (Chaplin-Schuh) ausgezeichnet. Er spielte weiterhin neben dem Kino auch in TV-Produktionen, etwa Uli Edels "Der harte Handel" (1978), wobei ihm Filme mit historischem Bezug besonders zusagten. Edgar Reitz' "Der Schneider von Ulm" (1978) bedeutete daher eine Paraderolle für Tilo Prückner, der in der Titelrolle den deutschen Flugpionier Albrecht Ludwig Berblinger gab, der zu Beginn des 19. Jahrhunderts den Traum vom Fliegen träumt, gleichgültig demgegenüber, was die Zeitgenossen von dem eigenwilligen Bastler halten.

In den späten 1970er Jahren war Prückner unermüdlich vor der Kamera tätig: Er spielte unter anderem die Titelrolle in der mit dem Max-Ophüls-Preis ausgezeichneten Komödie "Der Willi-Busch-Report" (1979), einen Zeitungsmacher, der aus Mangel an Meldungen Alltagsgeschichten anheizt. Im gleichen Jahr sah man ihn außerdem in Christian Rischerts "Lena Rais" als autoritären und dennoch machtlosen Ehemann. In den frühen 1980er Jahren verlagerte sich der produktive Schauspieler dann vor allem auf TV-Produktionen, war aber immer wieder auch im Kino zu sehen, so in Geißendörfers Thomas-Mann-Verfilmung "Der Zauberberg" (1982) oder den Dieter-Hallervorden-Komödien "Der Schnüffler" (1983) und "Didi – Der Doppelgänger" (1984).

Weltweit bekannt wurde das Gesicht Prückners Mitte der 1980er schließlich durch Wolfgang Petersens Bestseller-Verfilmung "Die unendliche Geschichte", in der er den Nachtalb gab. Auch das Fernsehen hatte ihn außerhalb Deutschlands auf dem Schirm, als Prückner einen Drogenfahnder in der Emmy-nominierten englischen Serie "Traffic" spielte. In heimischen TV-Serien wie "Kottan ermittelt", "Büro, Büro" und später "Ein Fall für Zwei" war er ebenfalls zu sehen. Eine zentrale Rolle hatte er unter der Regie von Jörg Grünler in der sozialkritischen Miniserie "Münchener Freiheit" (1985), als schlitzohriger Obdachloser. Zeitgleich spielte er in unzähligen Fernsehfilmen, vorwiegend in spleenigen Nebenrollen wurde er zur festen Größe. Auf der Leinwand hingegen wurden seine Auftritte Ende der 1980er etwas spärlicher. Er spielte Michael Seebisch in Peter Kerns "Hab ich nur Deine Liebe" (1989) und übernahm Nebenrollen in Hark Bohms "Der kleine Staatsanwalt" (1987) sowie Uwe Jansons "Verfolgte Wege" (1989).

In den 1990ern stellte Tilo Prückner mit Nachdruck immer wieder auch sein komödiantisches Talent zur Schau; zunächst erneut als Zeitungsmann Willi Busch in der Nachwende-Satire "Deutschfieber" (1992), der Fortsetzung des "Willi-Busch-Reports", an der Seite von Christiane Paul, dann avancierte er in der bei Kritik und Publikum erfolgreichen TV-Serie "Adelheid und ihre Mörder" als hypochondrischer Kriminalhauptmeister Gernot Schubert zum Publikumsliebling an der Seite von Evelyn Hamann ("Adelheid"). Mit wenigen Ausnahmen blieb er in den 1990er Jahren dem Fernsehen treu, wurde dort unter anderem auch bei österreichischen Produktionen engagiert. 1998 spielte er dort auch für die Leinwand im rauen Heimatfilm "Die Siebtelbauern" von Stefan Ruzowitzky.

Im Folgejahr stand Prückner nach langer Abstinenz erneut auf der Bühne und spielte am kleinen Berliner "Teatr Kreatur" die Hauptrolle in seinem eigenen Stück "Meier muss Suppe essen", das er unter dem Pseudonym August von Unflath verfasst hatte. Ebenfalls 1999 verkörperte er den Juden Weinstein in der aufwändigen TV-Adaption von Victor Klemperers Tagebüchern ("Klemperer – Ein Leben in Deutschland").

Von 2001 bis 2008 sorgte Tilo Prückner in 15 Folgen als Kriminaloberkommissar Eduard Holicek, dem Kollegen von Jan Casstorff (Robert Atzorn), für Recht und Ordnung im Hamburger "Tatort", wenngleich die Figur Holicek selbst eher zur eigenwilligen und unaufgeräumten Sorte zählte. Auch im Zweiten Deutschen Fernsehen spielte Prückner ab 2003 im Krimifach, ging dort als schrulliger Vermieter der "Kommissarin Lucas" (Ulrike Kriener) jedoch nicht selbst auf Verbrecherjagd. Auch sonst verdingte sich der Schauspieler in den 2000er Jahren meist in anspruchsvollen Fernsehfilmen, mit gelegentlichen Ausflügen zum Kinospielfilm, wie Andreas Dresens "Willenbrock" (2005), in dem er einen Gebrauchtwarenhändler mimte.

2007 gehörte er zum Schauspielerstab des österreichischen Oscargewinners "Die Fälscher"; hier stand er wie in der Coming-Out-Geschichte "Mein Freund aus Faro" (2008), dem bayerischen Ganovenstück "Räuber Kneißl" (2008) und Dresens tragikomischem "Whisky mit Wodka" (2009) in kleineren Rollen vor der Kamera. Eine  überdrehte Rolle als irrer NS-Wissenschaftler übernahm der Dauerexzentriker Prückner in der SciFi-Nazi-Klamotte "Iron Sky", die 2012 auf der Berlinale Premiere feierte. Im gänzlich anderen Fach, nämlich der Rentnerkomödie "Bis zum Horizont, dann links!" (2012) wusste der vielbeschäftigte Schauspieler in seiner Rolle als Schlepper dann kurz darauf ebenso zu überzeugen. Obendrein war er im Pferdefilm "Ostwind" (2013) zu sehen.

Tilo Prückner veröffentlichte Ende 2013 seinen ersten Roman "Willi Merkatz wird verlassen", dessen Hauptfigur die Geschichte einer späten Trennung und des ungestümen Neubeginns widerspiegelt, wie sie Prückner 2002 nach 36 Jahren Ehe selbst erfahren hatte. Die Kritiken fielen durchgehend äußerst positiv aus. Marco Kreuzpaintners "Coming In" bedeutete für Prückner 2014 dann die erste Kinorolle seit längerer Zeit, gemessen an seinem üblichen Output. Drei weitere Filme folgten im gleichen Jahr und dem darauf: Er spielte starke Nebenrollen als Doktor in Til Schweigers Erfolgsfilm "Honig im Kopf" (2014), als Reitlehrer in dem Sequel "Ostwind 2" (2015) und in der Komödie "Kleine Ziege, sturer Bock" (2015) als Vater der von Wotan Wilke Möhring verkörperten Hauptfigur.

Eine weitere Fernseharbeit verschlug ihn im Frühjahr 2015 erneut auf die Seite von Recht und Gesetz: In der ARD-Serie "Rentnercops" übernahm er die Hauptrolle des aus dem Ruhestand reaktivierten Kommissars Edwin Bremer, der sich gemeinsam mit Kollegen unterschiedlichen Alters mit skurrilen Fällen auseinandersetzen muss.

Daneben sah man ihn 2016 noch zwei Mal als Kluftinger senior in den "Kluftingerkrimis" mit Herbert Knaup, sowie als störrischen Rudi Weissglut in den "Krause"-Filmen "Krauses Hoffnung" (2016) und "Krauses Umzug" (2020). Natürlich übernahm der unermüdliche Prückner auch sonst zahlreiche TV-Parts, etwa als liebevoller Großvater in "Ein Lächeln nachts um vier" (2017). Die Gaunerkomödie "Alte Bande" brachte ihn 2019 noch einmal mit seinem "Bomber & Paganini"-Co-Star Mario Adorf zusammen: die beiden spielten darin zwei alternde Knastbrüder, die mit einem dritten Kumpan (Hermann Beyer) einen Ausbruch planen.

Seine letzten Kinoauftritte hatte Tilo Prückner als Stammgast in der Kneipen-Milieustudie "Leif in Concert - Vol. 2" (2019) und erneut als freundlicher Reitlehrer in den Sequels "Ostwind: Aris Ankunft" (2019) und "Ostwind - Der große Orkan" (2020). Die Uraufführung des letzten Films erlebte er nicht mehr: Am 2. Juli 2020 starb Tilo Prückner im Alter von 79 Jahren in Berlin.

 

FILMOGRAFIE

2019/2020
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2016
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2014/2015
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2015
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2014/2015
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2014
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2014
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2009/2010
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2005
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2004/2005
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2004
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2003/2004
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2003/2004
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2003
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2003
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2002
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2002
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2001
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2001
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2000/2001
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2000/2001
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2000/2001
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2000/2001
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2000
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1999
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1998
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1999
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1999
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1995/1996
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1995/1996
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1994/1995
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1994
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1994
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1992/1993
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1992
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1992/1993
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1992/1993
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1990
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1988/1989
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1986
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1981/1982
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1979
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1978/1979
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1978
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1976
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1975/1976
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1975/1976
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1975
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1975
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1974/1975
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1974/1975
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1974/1975
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1973/1974
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1973/1974
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1970/1971
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1968
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1968
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1968
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