Inhalt
Ein Bauer des österreichischen Mühlviertels wird mit durchschnittener Kehle aufgefunden. Während die Mörderin sofort gefasst werden kann, stellt sich bei der Testamentseröffnung heraus, dass der Ermordete seine sieben Knechte und Mägde als Alleinerben eingesetzt hat. Die ehemaligen Dienstleute finden sich schon bald mit der neuen Situation zurecht. Doch die alteingesessenen Bauern beobachten das unorthodoxe Treiben auf dem Hof mit Skepsis und Neid: "Das wird ein Unglück, wenn ein Knecht ein Herr sein will." Schließlich eskaliert die schwelende Missgunst der Dorfbewohner zu offener Gewalt.
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Doch die alte Nane, die junge Magd Emmy (überragend: Sophie Rois aus dem Ensemble der Castorfschen Volksbühne Berlin), der Knecht Lucas (Simon Schwarz als unehelicher Sohn von Rosalind und Danninger), der Knecht Severin (Lars Rudolph schlüpft immer wieder auch in die Rolle des Erzählers), zwei weitere junge Mägde und der Hütejunge wollen nicht verkaufen. Sie arbeiten hart, aber auf eigene Rechnung. Die Ernte fällt so gut aus, dass sie zur eigenen Überraschung alle Steuern und Abgaben aufbringen können.
Da greift Danninger zum letzten Mittel: er hetzt den Großknecht und mit Sepp einen weiteren, tumben Helfershelfer auf, die Siebtelbauern zu überfallen und deren Scheune anzuzünden. Lucas wehrt sich, verwundet den Großknecht tödlich und wird von der alten Nane in einer Höhle versteckt. Doch Danninger setzt eine Kopfprämie aus, die allerlei Gesindel in die Bauernschaft lockt. Lucas will nach Amerika auswandern, vorher aber noch einmal seine Mutter Rosalind, die im Gefängnis sitzt, besuchen. Dabei wird er erkannt und vom Mob gestellt: er stirbt, nimmt aber Danninger mit in den Tod. Für Emmy und Severin ist der Traum vom eigenen Anwesen ausgeträumt: sie verkaufen den Hof und ziehen nach Norden, um ein Schiff nach Amerika zu suchen...
„Die Siebtelbauern“ ist der zweite Kinofilm von Stefan Ruzowitzky. Der junge Österreicher, Jahrgang 1961, hatte mit seinem Erstling „Tempo“ für Furore gesorgt und den Max-Ophüls-Preis in Saarbrücken gewonnen. Auch mit dem selbst als Heimatfilm bezeichneten Alpenwestern „Die Siebtelbauern“ war er insgesamt zwölfmal auf internationalen Festivals erfolgreich. 1998 gabs etwa den Emden Film Award und beim Max Ophüls Wettbewerb in Saarbrücken den Preis des saarländischen Ministerpräsidenten, zudem wurde Simon Schwarz als Best Young Actor ausgezeichnet.
Die bittersüße Parabel auf Willkür (der etablierten Bauern) und Utopie (der Titelhelden) spielt im oberösterreichischen Mühlviertel der 1920er Jahre und wurde am Originalschauplatz gedreht. Es ist eine tragische Geschichte, aber sie wird mit viel derbem Humor erzählt. Denn in der utopischen Landkommune geht es recht unbekümmert und lustig zu: Emmy bändelt mit Lucas an, der wiederum macht sich an den jungen Mägden zu schaffen. Es geht fröhlich zu im Heuschober, und der Spaß im Leben wirkt sich positiv auf die Freude an der Arbeit aus. Was sich die etablierten Bauern – naturgemäß – nicht gefallen lassen können...
„Die Siebtelbauern“, in Österreich am 28. Februar 1998 und in Deutschland am 4. März 1999 in den Kinos gestartet, ist der letzte große Film mit dem begnadeten Schauspieler Ulrich Wildgruber, der dem Theaterpublikum vor allem als Hamlet in Peter Zadeks grandioser Bochumer Shakespeare-Inszenierung in Erinnerung ist. Außerdem bemerkenswert ist der Soundtrack des Films: Klaviermusik von Erik Satie.
Pitt Herrmann