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Alle Fotos (5)Biografie
Sabine Derflinger wurde 1963 in Wels, Österreich, geboren und wuchs in Vöcklabruck auf. Ab Mitte der 1980er Jahre sammelte sie praktische Filmerfahrungen als Regie- und Produktionsassistentin bei Spiel- und Dokumentarfilmen. Von 1991 bis 1996 absolvierte sie ein Studium im Fachbereich Drehbuch und Dramaturgie an der Filmakademie Wien. Während dieser Zeit realisierte sie gemeinsam mit Bernhard Pötscher zwei abendfüllende Dokumentarfilme: "Geraubte Kindheit" (AT 1994), über eine Wohngemeinschaft für vernachlässigte, misshandelte und missbrauchte Kinder, wurde mit dem Hans Cermak Preis ausgezeichnet; "Achtung Staatsgrenze" (AT 1996), über Abschiebehäftlinge in Österreich, die Bemühungen der Flüchtlingsbetreuer und die Konflikte der betroffenen Beamten, erhielt den Interkulturpreis Oberösterreich.
Nach ihrem Diplom begann Sabine Derflinger als freie Drehbuchautorin und Regisseurin für Spiel- und Dokumentarfilme zu arbeiten. Für den Dokumentarfilm "The Rounder Girls" (AT 1999), über das gleichnamige österreichische Soul-Jazz-Pop-Vokal-Trio, erhielt sie den Grünpreis Kultur. Im Jahr 2000 war sie Gründungsmitglied von dok.at., der Interessensgemeinschaft Österreichischer Dokumentarfilmer Ihr Spielfilm "Vollgas" (AT/DE 2002), über eine alleinerziehende Mutter zwischen Lebenslust und Alltagspflichten, wurde beim Max Ophüls Festival mit dem Förderpreis Langfilm ausgezeichnet.
2003 erhielt Derflinger für ihr Wirken den Kulturpreis des Landes Oberösterreich und den Österreichischen Förderungspreis für Filmkunst (seit 2010: Outstanding Artist Award für Film). Ein Erfolg war auch ihr Fernsehspiel "Kleine Schwester" (DE 2004), ein Psychodrama über eine disziplinierte Bundesgrenzschützerin, deren charismatische jüngere Halbschwester zu einer Gruppe rechter Skin-Musiker und mutmaßlicher Schleuser gehört. Der Film bekam sehr positive Kritiken und erhielt den ver.di Fernsehpreis sowie beim Münchner Filmfest den VFF TV-Movie Award für die Beste Fernsehproduktion.
Nach den Dokumentarfilmen "Schnelles Geld" (2005) und "Fremde Kinder – In den Straßen von Delhi" (2006) realisierte sie den Spielfilm "42plus" (AT 2007), über die Midlife-Krise einer Frau von Anfang 40, der zwiespältige Kritiken erhielt.
2010 gründete sie die Produktionsfirma Derflinger Film und realisierte den Kinofilm "Tag und Nacht" (AT 2010), über zwei junge Frauen, die Prostitution zunächst als lukratives Abenteuer betrachten, dann aber von der düsteren Realität eingeholt werden. Anschließend drehte sie den Dokumentarfilm "Hot Spot" (AT 2011), über ein Restaurant, dessen Betreiber gezielt Menschen einstellt, die üblicherweise durch alle Raster fallen, um ihnen eine Perspektive zu verschaffen.
In den folgenden Jahren realisierte Derflinger nicht zuletzt zahlreiche Serienfolgen. So etwa mehrere Epsioden von "Paul Kemp - Alles kein Problem" (AT 2013) und "Tatort" (2012, 2014). Für die vieldiskutierte "Tatort"-Folge "Angezählt" (AT 2014), über Elendsprostitution in Wien, erhielt sie einen Grimme-Preis. Zwischen 2015 und 2018 inszenierte Derflinger 15 Folgen der bitterbösen österreichischen Gesellschaftsserie "Vorstadtweiber", bei der sie für die sechste Folge der 2. Staffel (2016) den Deutschen Regiepreis Metropolis erhielt. In den Folgejahren drehte sie Episoden der deutschen Krimireihen "Die Füchsin" (2018-2019) und "Letzte Spur Berlin" (2019-2020).
Daneben realisierte Derflinger den Kinofilm "Anna Fucking Molnar" (2017), über eine Schauspielerin (Nina Proll), die mit privaten und beruflichen Rückschlägen zu kämpfen hat. 2018 gab sie in St. Pölten mit einer Inszenierung von Nestroys "Der Zerrissene" ihr Theaterdebüt.
Sabine Derflingers Kino-Dokumentarfilm "Die Dohnal" (AT 2019), über die österreichische Frauenministerin und Feministin Johanna Dohnal, feierte auf der Viennale 2019 Premiere und wurde beim Filmfestival Diagonale in Graz 2020 sowie beim Österreichischen Filmpreis 2021 als Bester Dokumentarfilm ausgezeichnet. Daran anknüpfend drehte Derflinger ein filmisches Porträt über die wegweisende deutsche Feministin und Publizistin Alice Schwarzer, das 2022 unter dem Titel "Alice Schwarzer" in die Kinos kam.