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Lars Eidinger, geboren am 21. Januar 1976 in Berlin, absolvierte von 1995 bis 1999 eine Schauspielausbildung an der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch in Berlin. Bereits während der Ausbildung stand er in der Spielzeit 1997/98 am Deutschen Theater Berlin auf der Bühne. Nach seiner Ausbildung erhielt Eidinger ein Engagement an der Berliner Schaubühne, deren Ensemble er bis heute angehört. Hier spielte er in einer Reihe moderner Klassiker-Inszenierungen wie "Hamlet", "Endstation Sehnsucht" oder "Nora" und inszenierte selbst 2008 Schillers "Die Räuber".
Nach einer kleinen Rolle in der Serie "Berlin Berlin" im Jahr 2003 spielte Lars Eidinger gelegentlich auch kleinere Kino- und Fernsehrollen. 2009 sorgte er auf der Berlinale mit seiner ersten Kinohauptrolle in Maren Ades preisgekröntem Beziehungsmelodram "Alle Anderen" an der Seite von Birgit Minichmayr für Aufsehen.
Eine weitere Hauptrolle, ebenfalls in einem Beziehungsdrama, hatte er im Jahr darauf in Stefan Kornatz" hoch gelobtem TV-Film "Verhältnisse" an der Seite von Devid Striesow, Nicolette Krebitz und Anna Schudt. Für diese Rolle wurde er für den Deutschen Fernsehpreis nominiert. 2011 konnte man ihn dann in gleich drei Kinofilmen sehen: In dem niederländischen Drama "Code Blue" (NL, 2011) und in "Hell" von Tim Fehlbaum: der Endzeitthriller erzählt von einer kleinen Gruppe von Menschen, die in einem von sengender Sonne verödeten Deutschland ums Überleben kämpfen; Ende des Jahres gehört Eidinger dann zum hochkarätigen Ensemble des Liebesdramas "Das Fenster zum Sommer" von Hendrik Handloegten.
Im folgenden Jahr startete der bereits 2011 fertig gestellte "Tabu – Es ist die Seele ein Fremdes auf Erden" offiziell in den deutschen Kinos. Eidinger spielt darin den legendären österreichischen Dichter Georg Trakl, der im Film eine heimliche Liebesbeziehung zu seiner Schwester hat. In Hans-Christian Schmids Familiendrama "Was bleibt" (2012) spielte er einen Mann, der während eines Wochenendbesuchs mit dem aus den Fugen geratenen Leben seiner Eltern konfrontiert wird. Für seine Leistungen in diesem Film und in "Tabu" wurde Eidinger 2012 mit dem Preis der deutschen Filmkritik ausgezeichnet.
Im selben Jahr gab er in der "Tatort"-Folge "Borowski und der stille Gast" (2012) den Bösewicht und gehörte in einer kleineren Nebenrolle zum Ensemble von Peter Greenaways "Goltzius and the Pelican Company" (NL/F/UK/HRV), über das Leben von Hendrik Goltzius.
Danach sah man Eidinger in einer Reihe von Fernsehhauptrollen: In der Bestseller-Verfilmung "Grenzgang" (2013) spielte er einen Mittvierziger in der deutschen Provinz, der noch einmal die Chance auf eine große Liebe bekommt; in Sylke Enders' Beziehungsdrama "Du bist dran" (2013) brillierte er als vom Leben frustrierter Familienvater; in der "Polizeiruf 110"-Folge "Der Tod macht Engel aus uns allen" (2013) begab er sich als transsexuelle Tänzerin an der Seite von Matthias Brandt auf die Suche nach einem Mörder; für diese Rolle erhielt Eidinger eine Nominierung für den Deutschen Fernsehpreis.
In "Der Wagner-Clan. Eine Familiengeschichte" (2013, TV) verkörperte Eidinger den Komponistensohn Siegfried Wagner; und in Thomas Bergers von der Kritik hoch gelobtem Drama "Der Prediger" (2013, TV) spielte er an der Seite von Devid Striesow einen Mörder, dessen Plan, nach der Haft Priester zu werden, möglicherweise nur ein Winkelzug ist, um eine vorzeitige Entlassung zu erreichen.
2014 meldete Eidinger, der noch immer zum Ensemble der Berliner Schaubühne gehört, sich auch als Kinoschauspieler zurück: In "Die Wolken von Sils Maria" spielte er unter der Regie des französischen Autorenfilmers Olivier Assayas und an der Seite von Juliette Binoche und Kristen Stewart einen erfolgreichen jungen Theaterregisseur. In dem Berlinale-Wettbewerbsbeitrag "Vergine giurata" (2015) gab er einen Bademeister, der für eine junge Sportschwimmerin zum entscheidenden Faktor in deren schwierigem Selbstfindungsprozess wird. Eine Schlüsselrolle hatte er auch in "DORA oder die sexuellen Neurosen unserer Eltern" (2015), als erste Liebe einer geistig behinderten 18-jährigen.
Viel Kritikerlob bekam er auch für seine Rolle in Lars Kraumes "Familienfest" (2015), als Sohn eines herrischen Familienpatriarchen (Günther Maria Halmer). An der Schaubühne Berlin sah man Eidinger 2015 in der Titelrolle von Shakespeares "Richard III.".
Erneut unter der Regie von Olivier Assayas spielte er in dem preisgekrönten Drama "Personal Shopper" (FR/DE/BE 2016) den geheimnisvollen Liebhaber einer divenhaften Modeschöpferin. Im selben Jahr verkörperte in dem Fernsehfilm "Terror – Ihr Urteil", nach dem Theaterstück von Ferdinand von Schirach, den Verteidiger eines Kampfpiloten, der eigenmächtig ein entführtes Passagierflugzeug abgeschossen hat.
Anfang 2017 startete "Die Blumen von gestern" (DE/AT 2016) in den Kinos. Darin hatte Lars Eidinger die Hauptrolle eines Holocaust-Forschers, der durch seine neue, exzentrische Praktikantin gezwungen wird, sein Leben zu hinterfragen. Für diese Rolle wurde er für den Deutschen Filmpreis nominiert und mit dem Österreichischen Filmpreis ausgezeichnet. Ebenfalls 2017 konnte man Eidinger in einigen internationalen Produktionen sehen: In der britischen Serie "SS-GB", einer fiktiven Geschichte über ein von den Nazis besetztes England, spielte er einen nach London versetzten SS-Offizier. In der zweiten Staffel der amerikanischen Sci-Fi-Thriller-Serie "Sense8" hatte er eine Nebenrolle als Unterweltboss. Er hatte eine Nebenrolle in der französischen Selbstfindungsgeschichte "Maryline" und verkörperte in dem russischen Historiendrama "Matilda" Zar Nikolaus II.
Aber auch in deutschen Produktionen blieb Lars Eidinger weiterhin sehr präsent. Unter anderem spielte er in der Serie "Babylon Berlin" (2017) einen einflussreichen, auf Fritz Thyssen basierenden Unternehmersohn, und verkörperte in "Mackie Messer - Brechts Dreigroschenfilm" Bertolt Brecht. In Florian Henckel von Donnersmarcks "Werk ohne Autor" (2018) hatte er einen Auftritt als Führer durch eine Nazi-Ausstellung über "entartete Kunst", und in Christian Alvarts Thriller "Abgeschnitten" (2018) spielte er einen psychopathischen Entführer.
Für seine Rolle in der Roadmovie-Komödie "25 km/h" (2018) wurde er zusammen mit Bjarne Mädel mit dem Ernst-Lubitsch-Preis ausgezeichnet. In dem TV-Mehrteiler "M - Eine Stadt sucht einen Mörder" (2019) war er der Vater eines ermordeten Mädchens. Außerdem gehörte er zum Ensemble mehrerer internationaler Produktionen: bei Tim Burtons Disney-Film "Dumbo" (US 2019), der sechsteiligen Agentenserie "West of Liberty" (DE/SE/GB 2019) und dem Astronauten-Dramas "Proxima" (FR/CN/DE 2019).
Neben seiner Arbeit als Schauspieler betätigt Lars Eidinger sich auch als DJ und Musiker. In einem Interview erzählte er 2019, dass er mit seinen zahlreichen Buchungen als DJ inzwischen mehr Geld verdient als am Theater. 2018 gestaltete er für den NDR eine Folge der Doku-Talkshow "Die Geschichte eines Abends…", zu der er die Schauspielerin Sophia Thomalla, den Politiker Kevin Kühnert, die Schlagersängerin Stefanie Hertel und den Herzchirurgen Michael Hübler einlud. Die Sendung war für den Grimme-Preis 2019 nominiert.
Ebenfalls 2019 hatte Eidinger im Neuen Aachener Kunstverein seine erste Einzelausstellung als Künstler, bei der unter dem Titel "Autistic Disco" überwiegend Videos und Fotos zu sehen waren. Zudem trat er 2019 in mehreren Musikvideos der Gruppe Deichkind auf und diente der Band danach bei der Erstellung einer überdimensionalen Nachgestaltung von Michelangelos Deckenfresko "Die Erschaffung Adams" als menschlicher Pinsel: ein achtminütiger Film, der als Eröffnungsvideo bei Deichkind-Konzerten lief, dokumentiert, wie Eidinger nackt und kopfüber an einem Stahlseil hängend in Farbe getaucht wird und sich anschließend auf der Leinwand räkelt.
Zusammen mit dem Modemacher Philipp Bree veröffentlichte Eidinger Anfang 2020 eine Tasche aus Rindsleder, deren Design von der Aldi-Plastiktüte inspiriert war. Auf Fotos posierte er mit der 550 Euro teuren Tasche vor einer Berliner Obdachlosenunterkunft, was ihm scharfe Kritik einbrachte. Das Düsseldorfer Obdachlosenmagazin FiftyFifty produzierte in Anspielung auf die Kampagne eine Tasche, die der Plastiktüte von Lidl nachempfunden ist – sie wurde für Obdachlose kostenlos ausgegeben.
Als Theaterschauspieler sah man Eidinger 2020 in der Titelrolle von "Peer Gynt" an der Schaubühne Berlin, und 2021 als "Jedermann" bei den Salzburger Festspielen. Im Kino spielte er in dem KZ-Drama "Persischstunden" (RU/DE/BY 2020) einen SS-Offizier und in dem DDR-Drama "Nahschuss" (2020) einen Ingenieur (angelehnt an die reale Person des Werner Teske), der sich vom DDR-Geheimdienst als Spion anwerben lässt und schließlich hingerichtet wird. der Film kam im Sommer 2021 in die Kinos. Im gleichen Jahr gehörte Eidinger zum Ensemble von David Schalkos Streaming-Serie "Ich und die anderen".
Im November 2021 war er als Stern-Reporter Gerd Heidemann in der sechsteiligen Fernsehserie "Faking Hitler" zu sehen, über den Skandal um die gefälschten Hitler-Tagebücher. Weitere TV-Rollen hatte er unter anderem in der "Tatort"-Folge "Murot und das Prinzip Hoffnung" (2021) und als drogensüchtiger Schauspieler, in der französisch-amerikanischen Dramedy-Miniserie "Irma Vep" (2022) von Olivier Assayas (der Eidinger bereits 2016 in "Personal Shopper" besetzt hatte). In der US-amerikanischen Miniserie "All the Light We Cannot See" ("Alles Licht, das wir nicht sehen", 2023) spielte er einen SS-Standartenführer.
Auch auf der Kinoleinwand war Eidinger in internationalen Produktionen zu sehen: In "Die Zeit, die wir teilen" (FR/DE/IR 2021) als neurotischer Partner von Isabelle Hupperts Hauptfigur, in Noah Baumbachs "White Noise" ("Das weiße Rauschen", US 2022) als mysteriöser Tablettendealer. Im Frühjahr 2023 startete zudem ein preisgekrönter Dokumentarfilm über Eidinger selbst: "Lars Eidinger - Sein oder nicht sein".
Auf der Berlinale 2024 war Eidinger gleich mit zwei Filmen vertreten: im Wettbewerb in dem Familiendrama "Sterben" und im Panorama in Jan Bonnys True-Crime-Erzählung "Der Panther".