Nahschuss

Deutschland 2019/2020 Spielfilm

Inhalt

Die DDR, Anfang der 1970er Jahre. Der Ingenieur Franz Walter erhält von der HVA, dem Auslandsnachrichtendienst der DDR, ein verlockendes Angebot: Er soll als Agent dabei behilflich sein, die DDR auf die Fußballweltmeisterschaft 1974 vorzubereiten, die in der BRD stattfindet. Als Gegenleistung wird ihm eine Professur in Aussicht gestellt. Franz, der bereits seit 1967 als Inoffizieller Mitarbeiter für die Stasi aktiv war, nimmt das Angebot an. Gemeinsam mit seinem Kollegen Dirk wird er zu Auslandseinsätzen in den Westen geschickt. Mit der Zeit aber wächst bei Franz das Unbehagen über die ausufernden Spionagetätigkeiten und seine fragwürdigen Missionen. Er beginnt, am System zu zweifeln, zieht sich immer mehr zurück. Nicht einmal seiner Frau Corina gelingt es, zu ihm durchzudringen. Am liebsten würde Franz verschwinden. Doch der Geheimdienst lässt ihn nicht aus den Fängen. Schließlich wird Franz verhaftet und wegen Hochverrats angeklagt…

 

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Heinz17herne
Heinz17herne
Der junge Wissenschaftler Franz Walter hat gerade an der Ost-Berliner Humboldt-Universität promoviert. Nach seiner grandiosen Dissertation gilt er auch in den Augen seiner Professorin Link als ihr natürlicher Nachfolger. Zunächst soll er für ein Jahr nach Äthiopien gehen, weshalb er sich nicht nur von seinen Fußballkameraden verabschiedet, sondern seiner Freundin Corina einem Heiratsantrag macht. In Ermangelung von Verlobungsringen malen sich beide diese mit dem Kugelschreiber an die Hand mit dem Versprechen, diese stets zu erneuern.

Franz sitzt bereits in der startbereiten Interflug-Maschine, als er vom Flughafen Schönefeld in die Hauptstadt zurückbeordert wird: Dirk Hartmann von der Hauptverwaltung Aufklärung des Ministeriums für Staatssicherheit wirbt ihn mit blumigen Versprechungen – und einer modern ausgestatteten Wohnung samt Balkon – ab. Er soll für den Auslandsnachrichtendienst der DDR arbeiten, was er natürlich seinem näheren Umfeld verheimlichen muss, schon gar seinem regimekritischen Vater Hans Walter.

Sein erster Auftrag führt ihn zusammen mit seinem Führungsoffizier Hartmann nach Hamburg, wo der Kundschafter „Panther“ bereits tätig ist: Franz soll den einstigen Oberliga-Star Horst Langfeld, der sich dem HSV angeschlossen hat, dazu bewegen, in die DDR zurückzukehren. Um dessen Kumpel Bodo Renner als Unterstützer zu gewinnen, wird die junge, attraktive Kundschafter-Kollegin Klara auf ihn angesetzt.

Zurück in Berlin wird geheiratet – allerdings nur in der von Wagner straff geführten HVA-Familie. Sodass selbst Walters Kicker-Kumpel Bernd nicht eingeladen worden ist: der Stasi-Job macht einsam. Für kurze Zeit schweben Franz und Corina im siebten Himmel, Geld ist kein Thema und Extrawünsche wie etwa Wassersport auf dem Müggelsee werden sofort erfüllt. Aber bald stellt sich der charmante, weltgewandte Dirk Hartmann als menschliches Wrack heraus: Alkoholmissbrauch, Prostitution. Immer mehr hinterfragt Franz die Sinnhaftigkeit seines Tuns.

Zum Bruch kommt es, als er herausbekommt, mit welch perfiden Methoden die Stasi arbeitet: Langfelds in der DDR verbliebenen Frau Luisa wird eine Krebserkrankung nicht nur angedichtet, sie wird tatsächlich einer entsprechenden Therapie unterzogen. Klara ist nach der Nacht mit Renner schwanger geworden und will das Kind austragen. Franz wird mit der notwendigen Augen-Operation seiner Mutter Margit unter Druck gesetzt, Klara zur Abtreibung in einer Rostocker Praxis zu bewegen. Er flüchtet sich in den Alkohol, befürchtet ein Verhältnis zwischen Corina und Dirk Hartmann. Als ihn die Kunde vom Selbstmord des Fußballers Langfeld erreicht, zu dem ihn von der Stasi gefälschte Briefe seiner Frau getrieben haben, will Franz hinschmeißen und in die Wissenschaft zurückkehren. Auf die Hilfe seiner Professorin kann er nicht hoffen…

Mit „Nahschuss“ ist der Filmemacherin und Fotokünstlerin Franziska Stünkel („Vineta“) ein eindringlicher Film über die Todesstrafe in der DDR gelungen. Die Hauptfigur Franz Walter, der Kameramann Nikolai von Graevenitz binnen knapp zwei Stunden nicht von der Seite weicht, ist an das Leben des Dr. Werner Teske, der 1981 als letzter Mensch in der DDR zum Tode verurteilt und hingerichtet wurde, angelehnt. Was kaum jemand weiß: Bis 1968 wurde in diesem Unrechtsstaat das Todesurteil mit dem Fallbeil vollstreckt. Weil sich die Guillotine mechanisch als fehleranfällig erwies, ging man zum unerwarteten Nahschuss in den Hinterkopf über. Am 26. Juni 1981 war Werner Teske der letzte, an dem auf diese Weise in der Leipziger Justizvollzugsanstalt im Gebäude des ehemaligen Königlichen Landgerichts die Todesstrafe vollstreckt wurde – in der ehemaligen Hausmeisterwohnung des Gefängnisses. Insgesamt wurden in der DDR 166 Personen hingerichtet bis zur offiziellen Abschaffung der Todesstrafe durch den Staatsrat am 17. Juli 1987.

Lars Eidinger verkörpert die Geschichte eines Mannes, der, Täter und Opfer zugleich, in die Mühlen eines Unrechtssystems gerät und daran zerbricht. Zu großen Teilen an Berliner Originalschauplätzen gedreht wie der Untersuchungshaftanstalt Hohenschönhausen (Barkas-Szene am Anfang), der Stasi-Zentrale Erich Mielkes an der Normannenstraße und dem Gelände der HV Aufklärung von Markus Wolf am Alexanderplatz, ist ein ungemein intensiver, emotional mitreißender Spielfilm entstanden über ein bisher völlig vernachlässigtes Thema.

Franziska Stünkel im Alamode-Presseheft: „Franz wird von der Stasi damit konfrontiert, dass Corina gegen ihn ausgesagt haben soll. Was macht das mit einem Menschen? Was macht das mit seiner Liebe, seinem Vertrauen, zumal ja auch der Verdacht an ihm nagt, sie könne ein Verhältnis mit Dirk haben? Wenn man die beiden zum letzten Mal zusammen sieht, möchte ich, dass man das auch als Zuschauer ganz stark erlebt, dass Franz ihr sein Vertrauen ausspricht. Die Liebe ist da. Und wo Liebe ist, ist auch der Wunsch da, vertrauen zu wollen.“

Pitt Herrmann

Credits

Alle Credits

Regie-Assistenz

Kamera-Assistenz

Visuelle Effekte

Szenenbild

Außenrequisite

Innenrequisite

Garderobe

Schnitt

Ton-Design

Ton-Assistenz

Darsteller

Herstellungsleitung

Produktionsleitung

Aufnahmeleitung

Dreharbeiten

    • November 2019 - 11.12.2019: Berlin, Hamburg und Nordrhein-Westfalen
Länge:
116 min
Format:
DCP
Bild/Ton:
Farbe, Ton
Prüfung/Zensur:

FSK-Prüfung (DE): 21.04.2021, 205752, ab 12 Jahre / feiertagsfrei

Aufführung:

Uraufführung (DE): 04.07.2021, München, Filmfest - Neues Deutsches Kino, Kino, Mond & Sterne;
Kinostart (DE): 12.08.2021

Titel

  • Originaltitel (DE) Nahschuss
  • Weiterer Titel (eng) The Last Execution

Fassungen

Original

Länge:
116 min
Format:
DCP
Bild/Ton:
Farbe, Ton
Prüfung/Zensur:

FSK-Prüfung (DE): 21.04.2021, 205752, ab 12 Jahre / feiertagsfrei

Aufführung:

Uraufführung (DE): 04.07.2021, München, Filmfest - Neues Deutsches Kino, Kino, Mond & Sterne;
Kinostart (DE): 12.08.2021

Auszeichnungen

Filmfest München 2021
  • One-Future-Preis
  • Förderpreis Neues Deutsches Kino, Bestes Drehbuch
FBW 2021
  • Prädikat: besonders wertvoll