Am Samstag ging das 38. Filmfest München mit der Preisverleihung und sechs Abschlussfilmen zuende.
Zehn Tage lang hatte das Filmfest gemeinsam mit den Besucher*innen das Kino zelebriert - zum Teil in den endlich wieder eröffneten Festivalkinos, zum Teil unterm Sternenhimmel, zum Teil auch unter Regenschirmen, was aber der Freude darüber, endlich wieder gemeinsam Filme auf der großen Leinwand sehen zu können, keinen Abbruch tat. Bevor am Samstagabend das Festival wie schon bei seiner Eröffnung live in der ganzen Stadt mit insgesamt sechs Abschlussfilmen zu Ende ging, wurden im Festivalzentrum im Carl-Orff-Saal des Gasteig die Preise des Festivals verliehen.
Das sind die Preisträger*innen beim 38. Filmfest München
Der hochdotierte ARRI/Osram Award im Wettbewerb CineMasters ging an Dominik Moll für "Die Verschwundene", den CineVision Award für den besten internationalen Nachwuchsfilm erhielt Philippe Lacôte für "La nuit des rois", eine Koproduktion von der Elfenbeinküste mit Frankreich, Kanada und dem Senegal. Der Fipresci-Preis für den besten Film in der Reihe Neues Deutsches Kino wurde vergeben an "Monday um Zehn" von Mareille Klein. Den Bayern2 und SZ Publikumspreis gewann "Trans - I Got Life" von Imogen Kimmel und Doris Metz.
ARRI/Osram Award
Als bester internationaler Film (Wettbewerb CineMasters) wurde der Film "Die Verschwundene" von Dominik Moll mit dem ARRI/Osram Award ausgezeichnet. "Der Film erzählt nicht nur auf sehr raffinierte Weise eine zutiefst menschliche Geschichte über Einsamkeit und die Suche nach Liebe, sondern spannt den Bogen von menschlichen Verfehlungen und Lügen hin zu großen sozial-gesellschaftlichen Themen wie den Folgen des Kolonialismus. 'Die Verschwundene' erzählt packend, spannend und ergreifend, wie aus scheinbar privaten Begegnungen und Handlungen komplexe Zusammenhänge und dramatische Konsequenzen entstehen können. Abgesehen davon sind die Schauspielerinnen und Schauspieler hervorragend gecastet und stellen ausnahmslos vielfältige und glaubwürdige Charaktere dar, mit denen man sich sofort identifizieren kann und deren Sogkraft niemand entkommt", so die Jury und weiter: "Dominik Molls 'Die Verschwundene' bietet viel Stoff zum Nachdenken, nicht zuletzt darüber, wie wir uns zu unseren Mitmenschen verhalten. Auch damit ist diese französisch-deutsche Koproduktion bestes europäisches Kino, wie die Jury es gerne mehr sehen würde."
Bettina Reitz, Präsidentin der Hochschule für Fernsehen und Film München, Schauspieler und Synchronsprecher Max von der Groeben und Roger Diederen, Kunsthistoriker und Direktor der Kunsthalle München, wählten den Preisträgerfilm aus den zehn Beiträgen des Wettbewerbs CineMasters aus. Der mit 50.000 Euro dotierte Preis wird von den Münchner Traditionsunternehmen ARRI und Osram gestiftet.
CineVision Award
Mit dem CineVision Award für den besten internationalen Nachwuchsfilm wurde "La nuit des rois" von Philippe Lacôte ausgezeichnet. Die Jury begründete ihre Entscheidung wie folgt: "Regisseur Philippe Lacôte untersucht in seinem Film die Fragen des Erzählens in einer Gesellschaft voller Gewalt. Durch die Schönheit des prä-kolonialen Afrikas, gepaart mit der harten Realität und der Aneignung der eigenen Geschichte, bringt der Regisseur eine autonome afrikanische Erzählung in den Vordergrund. Tänzerische Elemente, Gesänge und Momente der Sanftheit füllen die Räume des Gefängnisses für die Dauer der Erzählung, die sich von ihrem Erzähler wegbewegt und ihm so – möglicherweise? – das Leben rettet. Aus einer unerträglichen Realität entsteht ein Märchen des 21. Jahrhunderts, ein Kammerspiel im gesetzlosen Raum, eine Suche nach Werten in einer Welt, die Menschen zugleich zu Tätern wie zu Opfern macht."
Der CineVision Award im Wert von 15.000 Euro wurde von der MPLC Deutschland GmbH (Motion Picture Licensing Company) gestiftet. Im Wettbewerb in der Reihe CineVision standen zehn Erstlings- und zweite Filme internationaler Regietalente, die mit ihrer Filmsprache neue Wege beschreiten.
Die Preisjurorinnen waren in diesem Jahr Theater-Regisseurin Pınar Karabulut, die seit 2020 zum Künstlerischen Leitungsteam der Kammerspiele gehört, Yodit Tarikwa, als Schauspielerin festes Ensemblemitglied des Residenztheater München, und Mirjam Zadoff, Direktorin des NS-Dokumentationszentrums München.
Die CineVision-Jury sprach auch eine Lobende Erwähnung aus an "La Innocència" von Lucía Alemany: "Liebevoll und unmittelbar folgt die Kamera der 15-jährigen Protagonistin durch einen Sommer voller Emotionen, Hoffnungen und Enttäuschungen in einem beeindruckenden Film von Lucía Alemany über die universelle Enge und Gefangenheit, in der viele Frauen – noch immer – leben."
Fipresci-Preis
Die Fipresci-Preise sind Filmpreise, die von der internationalen Filmkritiker- und Filmjournalisten-Vereinigung Fédération Internationale de la Presse Cinématographique vergeben werden. Beim Filmfest München kürte eine dreiköpfige internationale Jury den besten Film in der Reihe Neues Deutsches Kino. 2021 ging der Fipresci-Preis an Mareille Klein für "Monday um Zehn". Die diesjährige Jury setzte sich zusammen aus dem schwedischen Kritiker, Redakteur, Musiker und Schauspieler Anders E. Larsson, dem italienischen Filmkritiker, Autor und Universitätsprofessor Marco Lombardi und der Filmkritikerin, Sprachlehrerin, Regisseurin und Dozentin Anne-Christine Loranger, die aus Québec stammt.
"Das moderne Europa ist ein facettenreicher Kontinent, auf dem es mehr denn je zu vielfältigen Begegnungen kommt. Diese Begegnungen schaffen Reibungen, die zu Quellen der Öffnung werden können. Der von der Fipresci-Jury ausgewählte Film handelt von zwei sehr unterschiedlichen Menschen, die einen gemeinsamen emotionalen Zustand von Verlust und Sehnsucht teilen. Dieser täuschend einfache, brillant gespielte Film zwingt uns durch seine Eleganz und Poesie, unsichtbaren, alltäglichen Diskriminierungen entgegenzutreten und dabei die Liebe als einzige Medizin anzunehmen. Es ist uns eine Ehre, den internationalen Kritikerpreis an 'Monday um Zehn' (Buch und Regie: Mareille Klein), zu vergeben", so die Juror*innen.
Publikumspreis
Am letzten Festivaltag wurde auch der Publikumspreis des Festivals vergeben. Alle Zuschauer*innen hatten die Möglichkeit, online auf der Website des Festivals für diesen Preis abzustimmen und so ihren Favoriten aus dem Festivalprogramm zu bestimmen. Der Bayern 2 und SZ Publikumspreis ging an den Film "Trans - I Got Life" von Imogen Kimmel und Doris Metz.
Förderpreis Neues Deutsches Kino
Bereits am Freitag wurden deutsche Nachwuchstalente mit dem begehrten Förderpreis Neues Deutsches Kino ausgezeichnet. Der Preis für die Beste Regie ging an Nikias Chryssos für seinen Film "A Pure Place", Franziska Stünkel wurde für das Beste Drehbuch für "Nahschuss" ausgezeichnet, der Produzentenpreis ging an Miriam Düssel für "Mein Sohn" und Schauspieler Martin Rohde wurde für seine darstellerische Leistung in "Heikos Welt" geehrt.
Bernd Burgemeister Fernsehpreis
Mit dem Bernd Burgemeister Fernsehpreis 2021 wurden die Produzenten*innen Sibylle Stellbrink, Henning Kamm, Michael Lehmann von der Real Film Berlin und Felix von Poser von der Amalia Film für das Historiendrama‚ "3 ½ Stunden" (Regie: Ed Herzog) im Rahmen des Filmfest München ausgezeichnet. Der Bernd Burgemeister Fernsehpreis wird den Produzent*innen des besten Fernsehfilms aus der Reihe Neues Deutsches Fernsehen verliehen.
Weitere auf dem Filmfest München verliehene Preise
Margot Hielscher Preis 2021
Der Margot Hielscher Preis wird seit 2019 beim Filmfest München an eine herausragende nationale oder internationale Künstlerpersönlichkeit verliehen, die sich bereits in jungen Jahren durch Vielseitigkeit und Leistungen in verschiedenen kulturellen Disziplinen ausgezeichnet hat. Dieses Jahr wurde Schauspielerin und Regisseurin Franka Potente mit diesem Preis geehrt. Gestiftet wird das Preisgeld von 10.000 Euro vom Medienverlagsmanager Peter Graf von Schall-Riaucour, dem Neffen der 2017 verstorbenen Schauspielerin und Sängerin Margot Hielscher.
One-Future Preis
Die Menschen unseres Jahrhunderts haben nur eine einzige unteilbare Zukunft: One Future. Der Preis der Interfilm Akademie München, die seit Januar 2020 wieder von Eckart Bruchner geleitet wird, zeichnet seit 1986 Filme aus dem Programm des Filmfest München aus, die sich ethisch und filmästhetisch mit der unteilbaren Zukunft dieser Welt auseinandersetzen.
Der One-Future-Preis ging in diesem Jahr an den deutschen Film "Nahschuss" von Franziska Stünkel. Lobende Erwähnungen sprach die Jury aus an "A Nuvem Rosa" von luli Gerbasse (Brasilien) und an den Kinderfilm "Mission Ulja Funk" von Barbara Kronenberg (D, LUX, PL).
Mit dem One Future Ehrenpreis 2021 wurde der Filmproduzent Rob Houwer geehrt.
Fritz-Gerlich-Filmpreis
Bei der 9. Verleihung des Fritz-Gerlich-Preises im Rahmen des Filmfest München am Mittwoch, den 7. Juli 2021, wurde "Topside" von Celine Held und Logan George ausgezeichnet. Es ist die Geschichte einer Mutter und Tochter auf einer unfreiwilligen Odyssee durch ein feindseliges New York - spektakulär inszeniert und eindringlich gespielt, insbesondere von der achtährigen Zhaila Farmer.
Die Jury (Marcus Ammon/Sky, Alexander Bothe/DBK, Christina Ebelt/Autorin und Regisseurin, Dr. Sandra Krump/Erzdiözese München und Freising, Claudia Tronnier/ARTE) begründete ihre Entscheidung: "Würdig für die Verleihung des Fritz-Gerlich-Filmpreises ist aus Sicht der Jury "Topside" deshalb, weil darin die Frage der Menschenwürde thematisiert wird durch die Darstellung der extremen gesellschaftlichen Schere, die die Figuren in fast ausweglose Situationen führt. Dabei zeigt sich die Bewahrung der Würde in der Darstellung der Mutter, das Erringen von Würde durch die Entscheidung der Mutter. Darin sehen wir eine Verwandtschaft zur Haltung von Fritz Gerlich: Auch in einer extremen, ausweglos erscheinenden Situation kann der Mensch in sich eine Entscheidung treffen, die über ihn selbst hinausweist und einem anderen einen Neuanfang, ein neues Leben ermöglicht."
Unified Filmmakers Preise
Die Preisträger:innen der ersten Ausgabe des internationalen Unified Filmmakers Festival wurden bereits am Donnerstagabend im Rahmen des 38. Internationalen Filmfest München bekanntgegeben. Vergeben wurden die Preise in den beiden Kategorien "Kurzfilme bis 5 Minuten" und "Kurzfilme von 5 bis 20 Minuten".
Neben den Gewinner*innen, die von der hochkarätigen internationalen Jury gewählt wurden, konnte auch das Publikum im Vorfeld über seine Favoriten abstimmen. Insgesamt wurden mehr als 500 Beiträge von Filmemacher*innen aus der ganzen Welt eingereicht. Das zentrale Thema des Unified Filmmakers Festival war die Corona-Pandemie.
Folgende Filme wurden ausgezeichnet:
Jurypreise in der Kategorie "Kurzfilme bis 5 Minuten": "Run Girl Run", Regie: Anna Roller (Deutschland), "Phosphoros", Regie: Susana Serrano (El Salvador) und "The-Stay-At-Home Heroes", Regie: Todor Nikolov (Bulgarien)
Jurypreise in der Kategorie "Kurzfilme von 5 bis 20 Minuten": "Sometimes I Wish I Was on a Desert Island", Regie: Eli Jean Tahchi (Kanada), "Ok, Karen", Regie: Hugo L. V. e Oliveira (Brasilien), "The Shack", Regie: Tebogo Chologi (Südafrika) und "Bonaparte", Regie: Jesper Quistgaard (Dänemark)
Publikumspreise in der Kategorie "Kurzfilme bis 5 Minuten": "Hot Water", Regie: Sam Batour (Polen), "Being", Regie: Malak El Araby (Ägypten) und "Ciaran", Regie: Ruairi Bradley (Irland)
Publikumspreise in der Kategorie "Kurzfilme von 5 bis 20 Minuten": "The Pitch", Regie: Ken Kwek (Singapur), "Meeting Farewell", Regie: Harashta (Indonesien) und "The Mission", Regie: Marianna Ölmez (Deutschland)
Starter-Filmpreise der Landeshauptstadt München
Auf eine lange Tradition blickt die Verleihung der seit 1985 von der Landeshauptstadt München vergebenen Starter-Filmpreise zurück. 2019 fand die Veranstaltung erstmals im Rahmen des Filmfest München statt. Jährlich werden drei mit jeweils 6.000 Euro dotierte Starter-Filmpreise an künstlerisch herausragende Filme insbesondere von jungen, noch nicht etablierten Münchner Filmemacher*innen vergeben. So sollen aufstrebende, innovationsfreudige Regie-Nachwuchstalente und Jungproduzent*innen aus der Region gefördert werden.
Die Preisträger*innen 2021 sind: Linda-Schiwa Klinkhammer für "Mamanam", Josef Fink für "Dorfjugend", Verena Wagner für "schichteln" und Denise Riedmayr (Regie), Lillian Malan und Philipp Link (Produktion) für "an Anna".
Kinoprogrammpreise der Landeshauptstadt München
Mit dem Kinoprogrammpreis der Landeshauptstadt München werden Filmtheater ausgezeichnet, die besonders zum vielfältigen Münchner Kinoprogramm beitragen. Die Stadt München würdigt ihre Beiträge und verleiht jährlich sechs Preise, die mit 7.500 Euro dotiert sind. Damit soll das Weiterbestehen der Programmkinos unterstützt werden. Im Jahr 2021 wurden nun einmalig und zusätzlich zu den Kinoprogrammpreisen zwölf Kinokultur-Sonderpreise in Höhe von jeweils 6.000 Euro zur Stärkung der Sichtbarkeit der Kinos vergeben. Die Preise stellen eine Unterstützung für die Münchner Filmtheater in der Pandemie dar und sollen dabei helfen, sicherzustellen, dass die Kinos bald wieder einen kulturell anspruchsvollen Spielbetrieb gewährleisten können.
Die Preisträger sind:
Thomas Kuchenreuther für das ABC Kino
Fritz Preßmar und Christoph Preßmar für das Filmtheater Sendlinger Tor
Thomas Wilhelm für das Neue Rex Filmtheater
Daniel Kuonen und Kerstin Schmidt für den Rio Filmpalast
Marlies Kirchner für das Theatiner Filmkunst
Wolfgang Bihlmeir, Bernd Brehmer, Doris Kuhn und Erich Wagner für das Werkstattkino
Die Kinokultur Sonderpreise gingen an:
Markus Eisele und Christian Pfeil für das Arena Filmtheater
Hans-Joachim Flebbe für die Astor Film Lounge im ARRI
Jonathan Rosenwanger für das Cadillac und Veranda
Klaus Ungerer für das Cinema
Bruno Börger und Heinrich-Georg Kloster für die City/Atelier Kinos
Francois Duplat und Georg Kloster für das Kino Solln
Thomas Kuchenreuther für die Leopold Kinos
Markus Eisele und Christian Pfeil für das Monopol Kino
Mathias H. Wild und Matthias Stolz für die Museum Lichtspiele
Anne Harder für das Neue Maxim
Thomas Wilhelm für das Neue Rottmann
Louis Anschütz und Hermine Bek für das Studio Isabella
Kindermedienpreis "Der weisse Elefant"
"Der weisse Elefant" wurde 2021 zum 19. Mal im Rahmen des Kinderfilmfests auf dem Filmfest München vergeben. Ausgezeichnet mit dem Kinder-Medien-Preis werden herausragende Produktionen für Kinder und Jugendliche aus den Bereichen, Kino, Fernsehen, Games, Apps, Internet und Audio. Das Preisgeld von insgesamt 14.000 Euro wird durch die VFF Verwertungsgesellschaft der Film- und Fernsehproduzenten zur Verfügung gestellt.
Unter anderem wurde Romy Lou Janinhoff als beste Nachwuchsdarstellerin in "Mission Ulja Funk" ausgezeichnet. Eine Übersicht der weiteren Preisträger*innen befindet sich hier.
Quelle: www.filmfest-muenchen.de