Das kalte Herz

Deutschland 2015/2016 Spielfilm

Inhalt

Verfilmung des gleichnamigen Märchens von Wilhelm Hauff. Der im Schwarzwald lebende Peter Munk verliebt sich in Lisbeth, eine junge Frau aus wohlhabendem Hause. Da Peter als Köhler nur sehr wenig Geld verdient und deshalb kein standesgemäßer Gatte für Lisbeth wäre, lässt er sich auf einen Pakt mit dem diabolischen Holländer-Michel ein: Michel verspricht ihm sozialen Aufstieg, wenn er im Gegenzug Peters Herz bekommt. Anstelle seines Herzens trägt Peter fortan einen Stein in der Brust. Dadurch verhärtet er auch emotional, wird rücksichtslos und brutal. Obwohl er gerade durch diese Eigenschaften bald zu Reichtum kommt, wendet Lisbeth sich von ihm ab. Erst jetzt erkennt Peter, dass er sein Herz vom Holländer-Michel zurückbekommen und ganz der alte werden muss, wenn er seine große Liebe nicht vollends verlieren will.

 

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Heinz17herne
Heinz17herne
Der gutmütige Peter lebt mit seinen Eltern Jakob und Barbara Munk in einer einsamen Köhlerhütte im nur auf den ersten Blick idyllischen Schwarzwald. Das Leben der Kohlenbrenner im Mittelalter ist hart und entbehrungsreich. Zumal sie in der gesellschaftlichen Hierarchie am unteren Ende angesiedelt sind: Sie werden von den Dorfbewohnern gedemütigt, wenn sie ihnen auf dem Weg zur Arbeit in die Quere kommen, und von den Holzfällern verprügelt. Die zudem zunehmend im Revier der Köhler wildern, d.h. Bäume fällen und sie zum Rhein schleppen, wo die Stämme zu großen Verbänden zusammengeschnürt und bis in die aufstrebenden holländischen Handelsstädte geflößt werden.

Die Einzige, die Peter mit Respekt behandelt, ist Lisbeth, die so anmutige wie eigenwillige Tochter des wohlhabenden Glasmachers Löbl. Bei dem Jakob Munk seine Holzkohle stets zu einem auskömmlichen Preis verkaufen konnte - bisher jedenfalls. Doch Löbl ist es nicht verborgen geblieben, dass Peter von der Kunst des Glasmachens ebenso fasziniert ist wie von seiner Tochter, die längst dem wohlhabenden und dabei auch noch gutaussehenden Holzhändlersohn Bastian versprochen ist. Zudem ist der Sohn des reichsten Mannes im Ort, Etzel, auch noch ein ausgezeichneter Tänzer. Weshalb ihn die Tanzkönigin Lisbeth zum Tanzkönig erwählt hat.

Als Löbl, eine Erfindung der vier Drehbuchautoren, die mit der Vorlage von Wilhelm Hauff nichts zu tun hat, willkürlich den Preis für Munks Holzkohle drückt, versucht der Kohlenbrenner anderswo sein Glück – vergeblich. Auch mit Hilfe Peters bleibt er auf der Ware sitzen. So kommt es nicht von ungefähr, dass der Köhlerjunge glaubt, Lisbeths Herz nur durch Reichtum und gesellschaftliches Ansehen erobern zu können. Dabei soll ihm ein sagenumwobener Waldgeist helfen, von dem ihm seine Mutter erzählt hat und der hoch oben im Wald lebt, wo die großen Tannen stehen: Das Glasmännchen habe schon seit Jahrhunderten den Menschen Wünsche erfüllt.

Und so ist es auch jetzt. Peter hat drei Wünsche frei: Er will der beste Tänzer im Dorf sein, um an der Seite Lisbeths Tanzkönig zu werden, er will beim Würfeln im Gasthaus immer so viel Geld in den Taschen haben wie der reiche Holzhändler Etzel, und er will die schönste Glashütte im Schwarzwald besitzen, um in der Hierarchie des Dorfes ganz nach oben zu steigen und in den Augen von Lisbeths Vater Löbl ein würdiger Schwiegersohn sein zu können.

Die Sache lässt sich nicht schlecht an: Peter wird zum Entsetzen Bastians, der sich noch nie um das eigene Fortkommen mühen musste, Tanzkönig. Und hat die Taschen voller Geld, wenn er Etzel beim Würfeln Paroli bietet. Nur mit der Glashütte tut er sich schwer – als Köhlerjunge fehlt ihm jegliche Erfahrung bei diesem durchaus schwierigen Handwerk. Aber Lisbeth, die sich insgeheim schon längst für diesen einst bettelarmen Außenseiter entschieden hat, hilft ihm beim Erlernen der Glasbläserei - und ihrem gemeinsamen Glück scheint nichts mehr im Wege zu stehen.

Doch dann nimmt Peter beim Würfeln im Gasthaus dem Etzel alles Geld ab – und plötzlich sind seine Taschen ebenso leer wie die vom Holzhändler. Sodass Peter die 500 Gulden Brautgeld an Löbl nicht bezahlen kann. Ein letzter Ausweg bleibt ihm: der geheimnisvolle Holländer-Michel. Der Holzfäller, der einst von den Menschen verstoßen wurde und in einer dunklen Höhle haust, schlägt Peter einen Deal vor: Genug Geld im Gegenzug für sein Herz, das fortan zusammen mit denen anderer, durchaus prominenter Schuldner in Michels düsterer Behausung schlägt.

Mit einem Stein in der Brust geht Peter nach Holland, um reich zu werden. Was dem völlig Gefühllosen auch sogleich gelingt, sodass er als vermögender Mann zurückkehrt und um die Hand Lisbeths anhält. Erfolgreich bei ihrem raffgierigen Vater, aber nicht bei Lisbeth, die seine Gefühlskälte schaudern lässt. Der kaltherzige Peter lässt einen uralten Baum schlagen, was sein verstorbener Vater zu Lebzeiten nie zugelassen hätte. Und er erschlägt einen Hund, der ihm immer ein treuer Begleiter gewesen ist. In seiner rasenden Wut nicht zuletzt auf sich selbst gerät Peter dermaßen außer sich, dass Lisbeth nach einem heftigen Streit mit ihm tödlich verunglückt. Erst jetzt sieht er ein, was er angerichtet hat. Nachdem ihm Schui-Franz, ein einstiger, ausgestoßener Köhler, einige Wahrheiten offenbart hat, macht sich Peter erneut zum Holländer-Michel auf, um sein Herz zurückzubekommen...

Wilhelm Hauff hatte sich für seine zwischen 1825 und 1827 in drei Almanachen veröffentlichten Kunstmärchen regionaler Sagen bedient und gleichzeitig, und zwar sehr realistisch, die einschneidenden gesellschaftlichen Veränderungen vor der Industrialisierung thematisiert. Johannes Naber im Weltkino-Presseheft: „Letztendlich ist das für mich der Kern dieses Hauffschen Märchens: Es stellt die Frage nach Haben oder Sein. Das Herz aus Stein steht für das Haben, die Macht des Eigentums; und die Korrumpierbarkeit, die die logische Folge ist. Das Sein wird vom Haben bestimmt: die Liebe, das Erleben, das Zwischenmenschliche – Dinge, die für eine Gesellschaft unglaublich wichtig sind. Die Überwindung des steinernen Herzens ist die Befreiung des Seins von der Diktatur des Habens. Ich glaube, das ist eine Botschaft, die in unserer Zeit gar nicht oft genug wiederholt werden kann.“

Johannes Naber hat bewusst einen eigenen, historisch nicht korrekten „Look“ erfunden mit dem Ziel, auch ein erwachsenes Fantasy-Publikum anzusprechen: Kostüme und Masken der Waldgeister etwa sind von Naturvölkern inspiriert. Gesichtstätowierungen der Dorfbewohner demonstrieren deren jeweilige Standeszugehörigkeit und sollen die Rolle der gesellschaftlichen Stellung verdeutlichen. Und wenn sich die Holzfäller mit den Köhlern anlegen, erinnert das an die mittelalterliche Stockkampfkunst der „Halben Stange“.

Über eine solche Melange über historische Zeit- und Raumebenen hinaus mag man trefflich streiten, auch über die Hinzuerfindung neuer Figuren, die der stärkeren Konflikt-Akzentuierung dienen. Über allem schweben, und das ist das Zeitgemäße, ökologische Themen wie das Abholzen von Wäldern unter rein ökonomischen Gesichtspunkten. Fantasy-Fans werden sich um solche Details nicht kümmern, sie werden durch bildgewaltige Einstellungen Pascal Schmidts ebenso bedient wie durch eine durchgängig erstklassige Besetzung. Die TV-Erstausstrahlung erfolgte am 15. Dezember 2019 in der ARD.

Pitt Herrmann

Credits

Alle Credits

Regie-Assistenz

Kamera

Standfotos

Szenenbild

Außenrequisite

Kostüme

Garderobe

Spezialeffekte

Stunt-Koordination

Casting

Darsteller

Co-Produzent

Produktionsleitung

Dreharbeiten

    • 21.08.2015 - 27.10.2015: Elbsandsteingebirge, Wuppertal und Umgebung, Schwarzwald, Studio Babelsberg
Länge:
119 min
Format:
DCP, 16:9
Bild/Ton:
Farbe, Dolby
Prüfung/Zensur:

FSK-Prüfung (DE): 10.08.2016, 161497, ab 12 Jahre / feiertagsfrei

Aufführung:

Uraufführung: 16.10.2016, Busan, IFF;
Kinostart (DE): 20.10.2016

Titel

  • Originaltitel (DE) Das kalte Herz

Fassungen

Original

Länge:
119 min
Format:
DCP, 16:9
Bild/Ton:
Farbe, Dolby
Prüfung/Zensur:

FSK-Prüfung (DE): 10.08.2016, 161497, ab 12 Jahre / feiertagsfrei

Aufführung:

Uraufführung: 16.10.2016, Busan, IFF;
Kinostart (DE): 20.10.2016

Auszeichnungen

Deutscher Filmpreis 2017
  • Lola, Bestes Maskenbild
  • Lola, Beste Filmmusik
Filmkunstmesse Leipzig 2016
  • Preis der Jugendjury, Lobende Erwähnung
FBW 2016
  • Prädikat: besonders wertvoll