Biografie
Konstantin Tschet (Geburtsname: Četverikov) wurde am 24. Juni 1902 in Moskau geboren; sein Großonkel war der berühmte Theaterregisseur Konstantin Stanislavskij. Anfang der 1920er Jahre zog Tschet nach Berlin, wo er zunächst im Bereich der Foto-Chemie arbeitete. Schließlich erhielt er bei der Ufa eine Stella als Kameraassistent, vor allem von Günther Rittau, einem Spezialisten der Ufa für Trickaufnahmen. Tschet filmte unter anderem die Modelle der Zukunftsstadt bei Fritz Langs "Metropolis" (1926) und die Start-Anlage bei "Frau im Mond" (1929). Durch Adoption erhielt er den Namen Irmen-Tschet, unter dem er einige Jahre arbeitete.
1928 war er neben Rittau 2. Kameramann bei Joe Mays "Heimkehr" – der Beginn seiner Laufbahn als verantwortlicher Kameramann. Gemeinsam mit Rittau und Otto Baecker drehte er nach Einführung des Tonfilms einige große Unterhaltungs- und Kriminalfilme, darunter Hanns Schwarz' "Liebling der Götter" (1930) und "Bomben auf Monte Carlo" (1931), Robert Siodmaks "Voruntersuchung" (1931) und Karl Hartls "F.P.1 antwortet nicht" (1932).
Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten ließ Tschet sich als Kameramann bei Hans Steinhoffs Propagandafilm "Hitlerjunge Quex" (1933) engagieren. Weitere Filme mit Steinhoff waren die Liebeskomödie "Liebe muss verstanden sein" (1933), der Spionagefilm "Die Insel" (1934), der Gauner- und Liebesfilm "Lockvogel" (1934) und die Romantikkomödie "Freut Euch des Lebens" (1934).
Bedeutende Arbeiten während der Nazizeit waren Reinhold Schünzels Klassiker "Viktor und Viktoria" (1933), Herbert Maischs Historienfilm "Königswalzer" (1935), Paul Martins Ehekomödie "Glückskinder" (1936), Georg Jacobys Operettenfilm "Gasparone" (1937) sowie weitere internationale Unterhaltungsfilme, die zum Teil in mehreren Sprachversionen produziert wurden. Daneben zeichnete er auch bei Maischs propagandistisch gefärbtem "Menschen ohne Vaterland" (1937) als Kameramann verantwortlich.
1941 übertrug man Tschet die Kameraführung beim ersten deutschen Farbspielfilm "Frauen sind doch bessere Diplomaten", im Jahr darauf war er bei "Münchhausen", dem aufwändigen Jubiläumsfilm der Ufa, für die Optischen Spezialeffekte zuständig. Die Produktion von Tschets letztem Film während der Nazizeit, Alfred Brauns Gesellschaftsdrama "Der Puppenspieler", wurde im April 1945, kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs, abgebrochen.
Nach dem Kriegsende und der Befreiung Deutschlands 1945 arbeitete Tschet zunächst in der Schweiz. Ab 1948 drehte er in Deutschland weitere Unterhaltungsfilme, zum großen Teil für Regisseure, mit denen er schon in den 1930er Jahren zusammengearbeitet hatte: Baky ("Der träumende Mund", 1952), Tourjansky (u.a. "Der Mann, der zweimal leben wollte", 1950), Jacoby ("Die geschiedene Frau", 1953) und Hartl ("Weg in die Vergangenheit", 1954). Eine wiederholte Zusammenarbeit verband ihn während dieser Jahre mit Paul Verhoeven, bei dem Liebesfilm "Heidelberger Romanze" (1951), der Heinz-Rühmann-Komödie "Das kann jedem passieren" (1952) und der musikalischen Komödie "Hoheit lassen bitten" (1954). 1953/1954 begleitete er den österreichischen Zoologen und Meeresforscher Hans Hass auf seiner Expedition zu den Galapagos-Inseln, woraus der Film "Unternehmen Xarifa" (LI 1954) entstand.
Zwischen 1957 und 1964 drehte Tschet fast ausschließlich mit dem Schweizer Regisseur Franz Schnyder, zum Beispiel das Kriegsdrama "Die Angst vor der Gewalt" (CH 1957) und den Heimatfilm "Menschen der Berge" (1964). Daneben beschränkte er sich auf Dokumentar- und Industriefilme, zuletzt als Chefkameramann der Firma Insel-Film. Tschets letzter abendfüllender Film war Herbert Viktors Dokumentation "90 Jahre deutscher Geschichte - 90 Jahre Konrad Adenauer" (1966).
Konstantin Tschet, der seit 1940 mit der Schauspielerin Brigitte Horney verheiratet war, starb am 27. Mai 1977 in München.