Filmerbe – Digital. Film Preservation Weekend im DFF von 17. bis 19. Januar

Die Reihe "Filmerbe – Digital" gibt im Januar erstmals einen umfangreichen Einblick in die digitalisierten Schätze aus dem Filmarchiv des DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum.

 

Ohne die hochauflösende Digitalisierung des analogen Filmerbes sind zentrale Werke der deutschen Filmgeschichte, Raritäten und bislang unerschlossene Bestände in den digitalisierten Kinos nicht mehr verfügbar. Sie bleiben für die Öffentlichkeit unsichtbar.

Seit 2013 widmet sich deshalb das Filmarchiv des DFF im Auftrag des BKM in großem Umfang der Digitalisierung und Restaurierung analoger Filme aus allen Genres und von allen Filmformaten. Mittlerweile sind mehr als 350 digitale Kopien – DCPs – verfügbar gemacht worden. Sie werden über den Filmverleih des DFF vertrieben. Die Reihe "Filmerbe – Digital. Film Preservation Weekend" gibt im Januar erstmals einen umfangreichen Einblick in die digitalisierten Schätze aus dem Filmarchiv des DFF.

Ein Wochenende lang führen Archiv- und Projektmitarbeiter/innen in ausgewählte Werke ein und geben Hintergrundinformationen zu den Herausforderungen der Digitalisierung. Jedem Programm ist eine kurze Trickfilmschleife vorangestellt, ein chromolithographischer Film für die Laterna Magica mit Kinematograph vom Anfang des 20. Jahrhunderts.

Freitag, 17. Januar, 18 Uhr
"Der Willi-Busch-Report"
BRD 1979. R: Niklaus Schilling. D: Tilo Prückner, Dorothea Moritz, Kornelia Boje, Karin Frey, Jenny Thelen. 120 Min. DCP
Die Siebziger. Der Kalte Krieg. An der schier unüberwindlichen deutsch-deutschen Grenze scheint die Zeit stehen geblieben: schlechte Zeiten für Lokalredaktionen. Die Werra-Post steht kurz vor dem Aus. Um die Misere zu beenden, sorgt Reporter Willi in Eigenregie für eine Reihe zugkräftiger Nachrichten.
Digitalisierung vom Kameranegativ, der Ton basiert auf dem Hauptmix auf 17,5mm-Magnetband.
Einführung: Thomas Worschech (DFF)
Zu Gast: Elke Haltaufderheide (Produzentin)

Freitag, 17. Januar, 20:30 Uhr
"Die Jagd nach der Million"
Deutschland 1930. R: Max Obal. D: Luciano Albertini, Gretl Bernd, Ernö Verebes
89 Min. DCP. Restaurierte Tonfassung
Der letzte Stummfilm mit Publikumsliebling Luciano Albertini in der Hauptrolle wurde auch zu dessen erstem Tonfilm. Kurz nach der Berliner Premiere wurde die Sensationsgeschichte eines Erbschleichers für den internationalen Vertrieb mit Orchestermusik und Geräuscheffekten im "Nadeltonverfahren" nachvertont. Während das Filmbild fast vollständig überliefert ist, existiert nur ein unvollständiger Satz der Nadeltonplatten. In der digitalen Restaurierung 2018 wurden Bild und Ton wieder zusammengeführt.
Einführung: Anke Mebold (DFF)

Samstag, 18. Januar, 13 Uhr
Agfacolor Landschaftssymphonien – Propaganda 'entnazifiziert'

"Thüringen, das grüne Herz Deutschlands"
Deutschland 1939/40. R: J. C. Hartmann. 15 Min. DCP (+ Outtakes, 11 Min. DCP)
"Märkische Fahrt"
Deutschland 1941/42. R: Kurt Rupli. 14 Min. DCP
"Frühling in den Vogesen"
Deutschland 1942. R: Heinz-Hermann Schwerdtfeger. 13 Min. DCP
Das Programm stellt drei 'Kulturfilme' der Ufa im Mehrschichtenfarbfilm-Verfahren Agfacolor vor. Während des Kriegs warben sie im Beiprogramm der Kinos für Landschaften und Regionen, in erster Linie jedoch für die NS-Ideologie. Restauriert wurden auch die ‚entnazifizierten‘ Nachkriegsschnitte.
Einführung: Megumi Hayakawa

Samstag, 18. Januar, 14:30 Uhr
Oskar Barnack Filme – Lost and Found
Deutschland 1914–1925. R: Oskar Barnack. Gesamtlänge ca. 40 Min. DCP
Oskar Barnack, berühmt als entwickelnder Ingenieur der Leica, war Pionier des 35mm-'Kleinbildformats'. Er filmte selbst Momente des Alltäglichen und Ansichten von Festlichkeiten, insbesondere aber Weltgeschichte – reflektiert auf lokaler Ebene. Ein Jahrhundert Archivgeschichte – eine Herausforderung für die Digitalisierung in 2018 und 2019.
Einführung: Anke Mebold (DFF)
Klavierbegleitung: Uwe Oberg

Samstag, 18. Januar, 16 Uhr
Filme von Julius Neubronner
Deutschland 1903–1920. R: Julius Neubronner. Gesamtlänge: ca. 60 Minuten
Der Kronberger Apotheker und Erfinder Julius Neubronner (1852–1932) war einer der deutschen Filmpioniere. Schon 1903 kaufte er seine Amateur-Filmkamera, eine Ernemann "Kino" für 17,5mm-Film mit Mittelperforation. Eine Auswahl der neu digitalisierten Raritäten präsentiert kurze Spielfilme, Dokumentationen des Familienalltags und historischer Ereignisse.
Einführung: Michael Schurig (DFF)

Samstag, 18. Januar, 18 Uhr
"Monpti"
BRD 1957. R: Helmut Käutner. D: Romy Schneider, Horst Buchholz. 99 Min. DCP
"Monpti" erzählt die bittersüße Pariser Liebesgeschichte zwischen einer Näherin und einem Maler, die beide blutjung, arm und voller Träume sind. Sie schwindelt ihm vor, wohlhabend zu sein – was auf Dauer nicht gut gehen kann … In dieser Geschichte voller poetischer wie tragischer Momente gibt Helmut Käutner seinen Schauspieler/innen Romy Schneider und Horst Buchholz die Gelegenheit, gegen ihr allzu früh gefestigtes Rollenschema anzuspielen.
Einführung: Holger Ziegler (DFF)

Samstag, 18. Januar, 20:30 Uhr
"Der Fußgänger"
BRD/Schweiz 1973. R: Maximilian Schell. D: Gustav Rudolf Sellner, Ruth Hausmeister, Maximilian Schell, Manuel Sellner. 100 Min. DCP
Ein Boulevardjournalist deckt ein furchtbares Verbrechen des Großindustriellen Giese während der NS-Zeit auf. Der Film beschreibt, wie sich die einzelnen Charaktere auf den bevorstehenden Prozess vorbereiten. Maximilian Schell, der den Sohn Gieses spielt, erhielt als Produzent den Deutschen Filmpreis 1974 für den Besten programmfüllenden Spielfilm, international gewann "Der Fußgänger" 1974 den Golden Globe und wurde für einen Oscar® nominiert. Digitalisierung 2017 vom Original-Negativ.
Einführung: Isabelle Bastian (DFF)

Sonntag, 19. Januar, 11 Uhr
"Der Kampf ums Matterhorn"
Deutschland 1928. R: Mario Bonnard, Nunzio Malasomma. D: Luis Trenker, Marcella Albani, Peter Voss. 115 Min. Restaurierte dt. Erstaufführungsfassung
Angelehnt an die historische Bergbesteigung von 1865, steht eine Männerbeziehung im Zentrum der Handlung: Den britischen 'Sportsman' Edward Whymper und seinen italienischen Gegenspieler, den ortsansässigen Bergführer Anton Carrel, verbindet die Obsession für die Eroberung des Matterhorns. Anstatt jedoch den Aufstieg als Team zu bewältigen, kommt es zum Wettlauf. Die aufwändige Rekonstruktion der originalen deutschen Erstaufführungsfassung durch das DFF gelang 2016 in Zusammenarbeit mit der HTW Berlin.
Klavierbegleitung: Uwe Oberg
Einführung: Thomas Worschech (DFF)

Sonntag, 19. Januar, 18 Uhr
"Mädchen in Uniform"
Deutschland 1931. R: Leontine Sagan
D: Hertha Thiele, Gertrud de Lalsky, Dorothea Wieck, Emilie Unda. 88 Min. DCP
Die 14-jährige Vollwaise Manuela von Meinhardis kommt an ein Internat, an dem preußischer Drill herrscht. Ihr einziger Lichtblick ist die Lehrerin Fräulein von Bernburg, doch als Manuela dieser nach einer Schultheateraufführung ihre Liebe gesteht, kommt es zum Eklat … Von zwei Frauen in den Schlüsselfunktionen Regie und Drehbuch inszeniert, setzt "Mädchen in Uniform" weniger auf starke Effekte als auf die behutsam und differenziert inszenierten Gefühle der jungen Mädchen.
Einführung: Holger Ziegler (DFF)

Sonntag, 19. Januar, 20:30 Uhr
"Himmel ohne Sterne"
BRD 1955. R: Helmut Käutner. D: Erik Schumann, Eva Kotthaus, Georg Thomalla, Gustav Knuth, Horst Buchholz, Erich Ponto. 108 Min. DCP
1952 thematisierte "Himmel ohne Sterne" als erster Film explizit die deutsch-deutsche Grenze. Käutners möglichst unpolitische und neutrale Darstellung stieß in West und Ost auf Unverständnis. Die Liebe einer Fabrikarbeiterin aus Thüringen und eines Grenzwächters aus Bayern fordert beiden immer wieder Treffen im tödlichen Niemandsland ab. Die an Film noir erinnernde Fotografie von Kurt Hasse unterstreicht die Tragik der Grenze.
Digitalisierung vom Originalbildnegativ mit Unterstützung des Förderprogramms Filmerbe des Bundes.
Einführung: Louise Burkart (DFF)

Quelle: www.dff.film