Fotogalerie
Alle Fotos (51)Biografie
Rosemarie Magdalena Albach wird am 23. September 1938 in Wien geboren. Sie ist das erste Kind des Schauspielerpaares Magda Schneider und Wolf Albach-Retty, das sich 1943 trennt und 1945 scheiden läßt. 1944-53 Schulzeit in Berchtesgaden, Gründen und im Internat Schloß Goldenstein bei Salzburg.
Mit 14 Jahren Filmdebüt in "Wenn der weiße Flieder wieder blüht" als Magda Schneiders Filmtochter Evchen. Es folgen weitere Filmangebote als "naive, süße" Tochter und junge Liebhaberin. In "Mädchenjahre einer Königin" spielt sie 1954 die junge Viktoria von England und erringt ihren ersten Publikumserfolg, abermals an der Seite der Mutter, die mit ihrem Mann, dem Gastronom Hans Herbert Blatzheim, die Karriere der Tochter steuert. Schneiders Erfolg steigt 1955 mit "Sissi" – der verfälschten und verkitschten Geschichte Elisabeths von Bayern, die zur Kaiserin von Österreich avanciert – ins Unermeßliche: Der Film hat in der BRD mehr Besucher als "Vom Winde verweht". In der Fortsetzung "Sissi, die junge Kaiserin" setzt Regisseur und Produzent Ernst Marischka auf das bewährte Konzept. Von der Kritik geschmäht, vom Publikum umso überschwenglicher geliebt, erhält Schneider bei der Bambi-Verleihung (1957) den 2. Preis.
Bei den Dreharbeiten zu "Robinson soll nicht sterben" lernt Schneider 1956 ihren Partner Horst Buchholz auch privat schätzen, die erste "reale Romanze" des Filmlieblings, auf die sich die Presse stürzt und die 1957 in "Monpti" ein Ende findet. Das Publikum nimmt nicht das fehlende Happy End übel, sondern die "freizügigen" erotischen Szenen zwischen "Romy und Hotte". Die Beschwichtigung erfolgt – wenn auch von Schneider nur widerwillig – in "Schicksalsjahre einer Kaiserin" (1957), der dritten Sissi-Geschichte, in der sie als Friedensstifterin die Herzen der von Österreich abhängigen Untertanen gewinnt. Da "Sissi" auch in den USA (einteilige Fassung: "Forever My Love) ein Kassenschlager ist, bleiben Hollywood-Angebote nicht aus, doch kommt es zu keinem Vertragsabschluß. In der Heimat kann sich Schneider gegen einen vierten Sissi-Film – mit Erfolg, aber von niemandem verstanden – wehren.
1958 spielt sie in "Mädchen in Uniform" die durch Hertha Thiele berühmt gewordene Rolle der Manuela von Meinhardis. Der Plot wird verharmlost und mit einem Happy End verkitscht. In die Fußstapfen ihrer Mutter tritt Schneider in "Christine", dem Remake von Max Ophüls' Klassiker "Liebelei" (1932/33), in dem Magda Schneider ebenfalls die Christine spielt. Ihrem Partner Alain Delon zuliebe löst sie sich aus den Familienfesseln und geht 1958 trotz publizistischer Attacken nach Paris. Auch dort entrinnt sie zunächst ihrer Festlegung auf junge Adlige nicht ("Die schöne Lügnerin"; "Katia"). Doch Schneider wehrt sich gegen ihr Image, zum Ärger von Produzenten, die ihr nun vergeblich die immer gleichen Rollen anbieten, und auch des Publikums, das den Wandel seines Idols zur erwachsenen, modernen Frau nicht akzeptieren will.
Gelegenheit, der Typisierung zu entgehen, bietet sich 1960 in Fritz Kortners Aristophanes-Aktualisierung "Die Sendung der Lysistrata", in der Schneider als standhaft-listige Myrrhine mit anderen Frauen zum Liebesstreik für den Frieden aufruft – was konservative Gemüter heftig erregt. Unter der Regie von Luchino Visconti spielt sie in der französischen Fassung von John Fords "Tis Pity She's a Whore" erstmals am Theater (UA: 29.3.1961, Théâtre de Paris). Trotz der fremden Sprache gewinnt sie damit – im Gegensatz zu Visconti – ungeteilte Anerkennung bei Kritik und Publikum. Die Arbeit mit ihm setzt sie 1961 in dem Episodenfilm "Boccaccio 70" fort.
Die "neue Romy" wird außerhalb deutschsprachiger Lande begeistert aufgenommen. Sie setzt sich endgültig als ernsthafte Schauspielerin durch: mit dem Polit-Film "Le combat dans l'île", auf einer Theatertournee als Nina in Čechovs "Die Möwe" (R: Sacha Pitoeff) und in Orson Welles' Kafka-Verfilmung "Le procès".
Nach diesem internationalen Erfolg dreht Schneider 1963 in Hollywood, wo sie u.a. in "The Cardinal" einen katholischen Priester um die Ruhe seiner Askese bringt und neben Jack Lemmon in "Good Neighbour Sam" komödiantisches Talent entfaltet. Die Filme erringen nicht den erwarteten Erfolg, neue Projekte mit Clouzot und Visconti zerschlagen sich, die Trennung von Delon stürzt sie in eine Krise.
1965 lernt sie in Berlin den Boulevard-Regisseur Harry Meyen kennen. Nach dessen Scheidung von Anneliese Römer heiratet sie ihn am 15.7.1966 in Saint-Jean Cap Ferrat. Am 3.12.1966 kommt ihr Sohn David Christopher zur Welt. Die Ankündigung, das Filmgeschäft zugunsten eines Lebens als Ehefrau und Mutter aufzugeben, widerruft sie bald. Ihr erster großer Erfolg nach einer kurzen Pause wird 1968 "La piscine", in dem sie an der Seite Delons in einem erotischen Verwirrspiel reife Sinnlichkeit ohne Tabus zeigt.
1969 dreht Schneider mit Claude Sautet "Les choses de la vie". Damit beginnt eine Zusammenarbeit, die – meist um Michel Piccoli ergänzt – zu Höhepunkten ihrer Karriere führt: "Max et les ferrailleurs" (1970), "Cesar et Rosalie" (1972) und "Une histoire simple" (1978). Unter Viscontis Regie wagt sie es 1972, das ihr noch anhaftende romantische Sissi-Bild zu zerstören. In "Ludwig" zeichnet sie die Elisabeth als "schwarze Lilie", kalt und unnahbar. Frauen wie die Protagonistin in "Cesar et Rosalie", selbständig, modern, frei und mit einem natürlichen Verhältnis zur eigenen Erotik, werden für ihre Rollen nun prägend.
Schneider wird zur modernen Liebenden schlechthin, etwa als deutsche Jüdin im besetzten Frankreich neben Jean-Louis Trintignant in "Le train", als geldgierige Komplizin von Michel Piccoli in einer durch Liebes- und Familienbande zusammengeschweißten Dreierbeziehung in "Trio infernal" oder als erfolglose Schauspielerin, hin- und hergerissen zwischen Fabio Testi und Jacques Dutronc, in der Koproduktion "Nachtblende" ("L'important c'est d'aimer"), für den sie 1976 den César erhält.
Am 17.12.1975 wird die Ehe mit Meyen geschieden. Einen Tag später heiratet Schneider ihren Sekretär Daniel Biasini. Am 21.7.1977 wird ihre Tochter Sarah Magdalena geboren.
1976 spielt Schneider die Rolle der Leni in der Verfilmung von Heinrich Bölls "Gruppenbild mit Dame", die sich im eigenen Land fremd fühlt. Während der Film von der Kritik verrissen wird, erhält sie für ihre schauspielerische Leistung das Filmband in Gold. Erfolge der nächsten Jahre sind vor allem Sautets "Une histoire simple", in dem sich eine Frau zwischen Geliebtem und Ehemann oder für ein Leben allein entscheiden muß, und "La banquiere", der recht frei den Aufstieg und Fall der Bankerin Marthe Hanau nachzeichnet.
1981 wird für Schneider ein Jahr persönlicher Krisen: die Ehe mit Biasini wird geschieden, sie unterzieht sich einer schweren Operation, ihr Sohn David Christopher verunglückt am 5.7. tödlich. Sie stürzt sich in die Arbeit, dreht mit Dino Risi und neben Marcello Mastroianni "Fantasma d"amore" und mit Jacques Rouffio "La passante du Sans-Souci". Weitere Filmpläne bleiben unvollendet.
Romy Schneider stirbt am 29. Mai 1982 in Paris, (vermutlich) an Herzversagen. Sie wird in Boissy-sans-Avoir beigesetzt. Seit 1982 vergibt das Film-Festival von Montreux den Romy-Schneider-Preis.
CineGraph – Lexikon zum deutschsprachigen Film
© 1984ff edition text+kritik im Richard Boorberg Verlag, München.