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Alle Fotos (35)Biografie
Luis Trenker wird am 4. Oktober 1892 in St. Ulrich (Grödener Dolomiten, Südtirol) geboren. Seine Eltern sind der Maler und Bildschnitzer Jakob Trenker und dessen Frau Karolina, geb. Demetz. Nach dem Besuch der örtlichen Volksschule (1898-1901) und der Bürgerschule Josefinum im nahen Bozen (1902-03) ist Trenker kurzzeitig Ingenieur-Lehrling im Elektrizitätswerk St. Ulrich. Als Schüler der bozener Bau- und Kunsthandwerkerschule (1903-05) sowie der k.u.k. Realschule Innsbruck (1905-12) ist er während der Ferien in St. Ulrich als Bergführer und Skilehrer tätig.
1912-14 studiert er Architektur an der Technischen Hochschule Wien, 1914-18 dient er als Soldat, zunächst als Kanonier in Galizien, ab 1915 als Offizier einer Bergführerkompagnie in den Dolomiten. Nach Kriegsende unternimmt Trenker erfolglose Versuche, in Bozen eine kaufmännische Existenz zu gründen, und setzt ab 1920 das Architekturstudium in Wien und Graz fort. Nach dessen Abschluß ist er 1922-27 tätig als selbständiger Architekt in einem gemeinsam mit Clemens Holzmeister geführten Büro in Bozen; erste Pläne für einen Dokumentarfilm über Südtirol bleiben unrealisiert.
Während der Aufnahmen zu "Der Berg des Schicksals" wird Trenker 1923 von dem Bergfilm-Regisseur Arnold Fanck zunächst als alpiner Berater, dann als Darsteller engagiert. Als Abfahrtsläufer und Bergfex agiert er auch in dessen folgenden Spielfilmen "Der heilige Berg" (1925/26) und "Der große Sprung" (1927), in denen die ehemalige Tänzerin Leni Riefenstahl seine Partnerin ist.
Am 9.6.1927 heiratet Trenker die Leipziger Fabrikantentochter Hilda von Bleichert; nach Weigerung der italienischen Behörden, sein Architekturdiplom anzuerkennen, zieht er 1928 nach Berlin. Berge, Schnee und Eis bleiben das Terrain auch des Berufsschauspielers Trenker in dem historischen Bergsteigerfilm "Der Kampf ums Matterhorn" (Remake 1937: "Der Berg ruft") und in der Produktion um eine Nordpol-Expedition "Der Ruf des Nordens" (1929). Als Regisseur wählt er Themen seiner Tiroler Heimat.
Die Kriegsfilme "Berge in Flammen" (gemeinsam mit Karl Hartl, 1931) und "Der Rebell" (mit Kurt Bernhardt, 1932), von Trenker mit völkerversöhnendem Appell und Bekenntnissen zu nationaler Unabhängigkeit konzipiert, erringen auch die freundliche Aufmerksamkeit der Nationalsozialisten. Am 27.3.1933 ist er neben Carl Boese, Fritz Lang und Victor Janson Mitbegründer der Regie-Gruppe der Nationalsozialistischen Betriebsorganisation (NSBO).
Dem Engagement Carl Laemmles ist zu danken, daß Trenker in Hollywood englischsprachige Versionen seiner ersten beiden Filme herstellen kann. Ganz oder teilweise in Amerika spielen seine folgenden Arbeiten, Lebensentwürfe zweier in den USA scheiternder Auswanderer, die in ihren Beschreibungen fremder Städte und Natur famose visuelle Qualität entwickeln (Kamera: Albert Benitz). Dem kompetenten Blick des Alpinisten auf Wolkenkratzer und in Straßenschluchten offenbart sich New York als Landschaft, die verborgene Kamera dokumentiert neo-realistisch Spuren der Weltwirtschaftskrise ("Der verlorene Sohn", 1933/34) . Die Wüsten des Westens hingegen erscheinen ihm als Weiten, die Gefahren bergen ("Der Kaiser von Kalifornien", 1935/36) .
Dem in Italien in zwei Sprachversionen gedrehten Medici-Drama "Condottieri" (1936/37) folgen neue Bergfilme, sowohl dramatische ("Der Berg ruft", 1937; "Der Feuerteufel", 1939/40) als auch komödiantische ("Liebesbriefe aus dem Engadin", 1938).
Jedoch sieht Trenker, Katholik und tiroler Patriot, seine Arbeitsmöglichkeiten in Nazi-Deutschland zunehmend eingeschränkt. 1942 zieht er nach Italien; er arbeitet an einem Dokumentarfilm über Papst Pius XII. mit ("Pastor Angelicus") sowie als Darsteller in der deutschen Kolonial-Verklärung "Germanin" (1942/43).
Über das Kriegsende hinaus lebt Trenker in Venedig und Rom. 1949, nach Tirol zurückgekehrt, setzt er mit der 1937 in Berlin gegründeten Luis Trenker-Film GmbH seine Filmarbeit in München fort. Er dreht, zunächst in Co-Produktion mit der Olympia-Film GmbH München, Kurzfilme über die Bergwelt, Porträts ihrer Bewohner.
Seine letzten drei, in den Jahren 1955-57 entstehenden Spielfilme – die deutsch-italienische Co-Produktion "Il prigioniero della montagna", an dessen Drehbuch der junge Pier Paolo Pasolini mitarbeitet; das Matterhorn-Drama "Von der Liebe besiegt", in dem Trenker zum letzten Mal als Filmschauspieler agiert; und die Wilddieb-Schnulze "Wetterleuchten um Maria" – erreichen weder die bildliche Ausdruckskraft noch die dramaturgische Seriosität seiner frühen Arbeiten.
In den folgenden Jahren wirkt Trenker, der als Schriftsteller von Bergromanen überaus erfolgreich ist, als beredter Erzähler in mehrteiligen Serien des deutschen und österreichischen Fernsehens (u.a. "Luis Trenker erzählt", 33 Folgen, ARD 1966; "Berge und Geschichten", 10 Folgen, ORF 1971-73), als Gelegenheitsschauspieler (so in der TV-Serie "Luftsprünge", 1969) und als Vermarkter seines unumstrittenen Rufs als Fachmann für alles irgendwie Alpine ("Trenker-Hut”, "Trenker-Cord”). Dazu zählen auch die zahlreichen in Zusammenarbeit mit Helmut Dumler edierten Alpen-Bildbände (Bruckmann Verlag, München 1970-80).
Luis Trenker, dessen Söhne Ferdinand und Florian an den Dokumentarfilmen des Vaters zeitweilig mitgewirkt haben und der sich noch im hohen Alter zu einer späten Vaterschaft bekennt, stirbt am 12. April 1990 in Bozen.
CineGraph – Lexikon zum deutschsprachigen Film
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