Leni Riefenstahl

Weitere Namen
Helene Bertha Amalie Riefenstahl (Geburtsname)
Darstellerin, Regie, Drehbuch, Kamera, Schnitt, Produzent
Berlin Pöcking

Biografie

Helene Bertha Amalie "Leni" Riefenstahl wurde als Tochter einer Näherin und eines Handwerksmeisters am 22. August 1902 in Berlin geboren, wo sie auch aufwuchs. In Jugendjahren erhielt Riefenstahl Klavierunterricht, sowie nach der Mittleren Reife kurze Zeit auch Mal- und Zeichenunterricht an der Staatlichen Kunstgewerbeschule in Berlin. Riefenstahl war zudem schon früh sportbegeistert und ging unterschiedlichen Sportarten wie Turnen, Rollschuhfahren, Rudern, Tennis und Segeln nach. Außerdem nahm sie mit 15 Jahren, unterstützt von ihrer Mutter, aber zunächst ohne Wissen ihres Vaters, Tanzunterricht an der Grimm-Reiter-Schule, an der Anita Berber unterrichtete. Nachdem Riefenstahl Berber bei einer Tanzveranstaltung vertrat und der Vater so von ihrem Hobby erfuhr, schickte er sie für ein Jahr in ein Internat im Harz. Doch auch dort nahm sie weiterhin Tanzunterricht und spielte Theater.
  
Als Leni Riefenstahl von 1920 bis 1923 für drei Jahre im väterlichen Betrieb Buchhaltung und Stenografie lernte, nahm sie parallel dazu Unterricht in klassischem Tanz bei der russischen Ballerina und Tanzpädagogin Eugenia Eduardowa und in Ausdruckstanz an der Jutta-Klamt-Schule. Zudem lernte sie Boxen. 1923 ging sie für kurze Zeit an die Tanzschule der Ausdruckstanz-Pionierin Mary Wigman in Dresden.

Ihr Debüt als Solotänzerin hatte Riefenstahl im Oktober desselben Jahres in München, an das sich eine sechsmonatige Tournee durch Deutschland und Europa anschloss. Finanziert wurde dieser Karrierestart von dem Filmproduzenten Harry R. Sokal, den sie während eines Badeurlaubs mit ihrem damaligen Verlobten, dem Tennisprofi Otto Froitzheim, an der Ostsee kennengelernt hatte. Der österreichische Theater- und Filmregisseur Max Reinhardt engagierte sie für zwei Soloauftritte am Deutschen Theater in Berlin. Nach einer Knieverletzung, die sie sich im Sommer 1924 in Prag zuzog, musste sie ihre Karriere als Ausdruckstänzerin jedoch beenden.

Vielseitig begabt und zielstrebig konnte sie sich beruflich schnell neu orientieren und wechselte, fasziniert von Arnold Fancks erstem Bergfilm, dem Stummfilmdrama "Der Berg des Schicksals" (1924), ins Schauspielfach.

1925 lernte sie Fanck auf eigene Initiative hin kennen, der sie in der Folge für seinen nächsten Film "Der heilige Berg" engagierte. Der Film um die Tänzerin Diotima, die mit ihren Darbietungen gleich zwei Bergsteigern (Luis Trenker, Ernst Petersen) den Kopf verdreht und deren Rivalität zum dramatischen Showdown im Berg führt, wurde Riefenstahl von Fanck auf den Leib geschrieben. Für die Choreographie der Tanzszenen im Film adaptierte sie zudem Ausschnitte aus ihrem eigenen Tanzzyklus. Nachdem "Der heilige Berg" sowohl in Deutschland als auch international mit großem Erfolg in die Kinos gekommen war und Riefenstahl trotz durchwachsener Kritiken für ihre schauspielerische Leistung praktisch über Nacht zum Star gemacht hatte, war sie Hauptdarstellerin in fünf weiteren Werken des Bergfilmers: "Der große Sprung" (1927), "Die weiße Hölle vom Piz Palü" (1929), Fancks erstem Tonfilm "Stürme über dem Mont Blanc" (1930), "Der weiße Rausch" (1931) und "SOS Eisberg", der 1933 im Rahmen einer wissenschaftlich begleiteten Expedition nach Grönland entstand, an der auch der spätere Fliegergeneral Ernst Udet und namhafte Bergsteiger teilnahmen. Alle Filme waren auch international erfolgreich und vor allem für "Die weiße Hölle vom Piz Palü" erhielt sie sehr positive Kritiken.

Privat war Leni Riefenstahl in dieser Zeit zunächst kurz mit Luis Trenker liiert, dann einige Jahre mit dem Kameramann Hans Schneeberger. Ihr Versuch, auch in künstlerischen Produktionen außerhalb des Bergfilmgenres Fuß zu fassen - sie hatte 1926 für Murnaus "Faust - Eine deutsche Volkssage" vorgesprochen und besuchte Ende der Zwanziger Jahre häufig Josef von Sternberg bei Dreharbeiten in den UFA-Studios - scheiterte.
 
Nachdem Riefenstahl in "Der heilige Berg" vor allem mit ihren tänzerischen Fähigkeiten im Mittelpunkt stand, konnte sie in den folgenden Produktionen ihr Talent als Bergsteigerin und Skifahrerin unter Beweis stellen. Die Zusammenarbeit mit Fanck nutzte sie, um sich von ihm mit den verschiedenen Aspekten des Filmemachens vertraut zu machen, darunter die Kameraarbeit mit dem Einsatz verschiedener Objektive und Brennweiten, die Filmentwicklung und der Filmschnitt.

Das Gelernte setzte Riefenstahl 1932 in ihrer ersten Regiearbeit um, zu der sie gemeinsam mit dem jüdischen Filmtheoretiker, Drehbuchautor und Linksintellektuellen Béla Balázs und mit ungenannter Unterstützung von Carl Mayer das Drehbuch verfasste: Ebenfalls ein Bergfilm, erzählt "Das Blaue Licht" von einem geheimnisvollen Licht, das des Nachts Menschen magisch anzieht und sie bei dem Versuch, es zu erreichen, in den Bergen tödlich verunglücken lässt. Mit seinem Märchenstoff hatte das Drama 1932 Seltenheitswert, sowohl wegen des expressionistischen Inhalts als auch wegen der stilistischen Umsetzung. Produzent Harry R. Sokal, der bereits ihre Tanzkarriere gefördert und "Der heilige Berg" koproduziert hatte, unterstützte auch diesen Film. Balázs, der Co-Regie führte, verließ die Produktion auf Einladung aus Moskau, um einen anderen Film zu drehen. Seine jüdische Herkunft und seine kommunistische Einstellung machten ihm eine Rückkehr nach Deutschland ab 1933 unmöglich, weshalb er in Moskau blieb. Als er nach der Machtergreifung von Riefenstahl das zunächst zurückgestellte Honorar für seine Arbeit am Drehbuch forderte, entledigte sich Riefenstahl mit Hilfe des Herausgebers des "Stürmer", Julius Streicher, den Ansprüchen ihres jüdischen Koautors, und Balázs' Name verschwand in späteren Fassungen ganz aus dem Vorspann des Films. Regie, Buch und Kamera wurden so lange Zeit fälschlicherweise allein Riefenstahl zugeschrieben.

Über die spätere Rezeption des Films, der in Deutschland gemischte Kritiken erhielt, im Ausland aber ein großer Erfolg bei Publikum und Kritik war, schrieb Hanno Loewy 1999 in seinem Aufsatz "Das Menschenbild des fanatischen Fatalisten oder: Leni Riefenstahl, Béla Balázs und 'Das blaue Licht'": "Die Rezeption hat auch "Das blaue Licht" aufgrund seiner ablehnenden Haltung gegenüber der Moderne und der Kultivierung von Mythen in den Kontext des Nationalsozialismus gestellt. Demgegenüber stehen Verteidigungen des Films, die dessen feministischen Subtext oder den dargestellten Widerstand einer Traumwelt gegenüber einer im Materiellen verankerten Realität betonen." Im gleichen Aufsatz hält Loewy zuvor fest: "Anders als Zarah Leander oder Pola Negri entsprach Leni Riefenstahl mit ihrem sportlich durchtrainierten Körper, ihrer natürlichen Ausstrahlung und dem keuschen, asexuellen Auftreten ganz dem NS-Ideal der arischen Frau."

Womöglich war es dieser Umstand, den auch Adolf Hitler für den Film und Riefenstahl einnahm und schließlich zu einem ersten Treffen der beiden führte. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten drehte Riefenstahl in den Jahren 1933, 1934 und 1935 drei Filme über die Reichsparteitage der NSDAP in Nürnberg. Darunter der im März 1935 uraufgeführte Propagandafilm "Triumph des Willens", der den 6. Reichsparteitag der NSDAP in Nürnberg (4. bis 10. September 1934) dokumentierte und mehrfach ausgezeichnet wurde, darunter mit der Goldmedaille bei den Filmfestspielen von Venedig. Aufgrund seiner formal herausragenden Darstellung des Massenereignisses und des Führerkults kann "Triumph des Willens" nicht nur als paradigmatisch für die Selbstdarstellung der Nationalsozialisten gelten, sondern steht bis heute auf vielen internationalen Bestenlisten der Filmkritik und gilt aufgrund seines Bilderrhythmus, seiner speziellen Kameraeinstellungen und der Betonung nationalsozialistischer Symbolik als einer der bekanntesten und wirkungsvollsten Propagandafilme überhaupt.

Einen ähnlichen Eindruck hinterließ ihre zweiteilige Propagandadokumentation der Olympischen Spiele in Berlin 1936, für die sie zehn Monate lang rund 400.000 Meter von ihr und ihrem Team gedrehtes Filmmaterial sichtete, archivierte und montierte: "Fest der Völker" und "Fest der Schönheit" setzten neue Maßstäbe in der Darstellung von Sportereignissen und beeinflussten nachhaltig die Sportberichterstattung der folgenden Jahrzehnte. Mit innovativen Techniken wie Zeitlupenaufnahmen, ungewöhnlichen Kameraperspektiven und ästhetisch überhöhten Bildkompositionen schuf Riefenstahl eine Bildsprache, die den Sport als Kunst und die Sportler als idealisierte Heldenfiguren darstellte. Im Mittelpunkt der Riefenstahlschen Inszenierung standen so nicht nur die Wettkämpfe selbst, sondern auch die Ästhetik und vor allem die emotionale Wirkung. Hier lag - trotz der unbestrittenen formalen Leistung Riefenstahls - einer der zahlreichen Kritikpunkte an den Olympiafilmen: Die ästhetische Darstellung der Athlet*innen und die Inszenierung von Kraft und Schönheit wurden von vielen als Verherrlichung nationalsozialistischer Überlegenheitsideale und von Rassismus interpretiert. Zudem nutzten die unter der Schirmherrschaft der NSDAP entstandenen Filme die olympische Idee von Frieden und Völkerverständigung, um Hitler und Nazi-Deutschland insgesamt in ein positives Licht zu rücken.

Am 20. April 1938, Hitlers 49. Geburtstag, wurden beide Teile im Berliner Ufa-Palast am Zoo uraufgeführt und vom Publikum begeistert aufgenommen. Die deutsche Filmpublizistik, der seit 1936 allerdings sowieso eine unabhängige Kunstkritik verboten war, äußerte sich durchweg positiv über den Film. Für den internationalen Vertrieb erstellte Riefenstahl englische, französische und italienische Versionen von "Olympia" und reiste anschließend durch Europa, um für den Film zu werben. Auch hier war "Olympia" erfolgreich, nur Großbritannien lehnte eine Aufführung ab. Die verschiedenen Fassungen enthielten zum Teil die in der deutschen Originalfassung enthaltenen Szenen mit Hitler, zum Teil wurden sie herausgeschnitten.

Als Produzentin war Riefenstahl mit der Olympia-Film GmbH, die sie für die Produktion von "Fest der Völker" und "Fest der Schönheit" gegründet hatte und hinter der das Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda unter Joseph Goebbels stand, zwischen 1938 und 1940 noch an einer Reihe von weiteren propagandistischen Dokumentarfilmen beteiligt, die entweder sportliche Aktivitäten in den Vordergrund stellten (z.B. 1939 "Kraft und Schwung. Die Grundelemente des Turnens") oder in der Bergwelt angesiedelt waren (1940 "Hochalm" und "Bergbauern").

Zwischen 1940 und 1944 drehte Leni Riefenstahl mit Unterstützung der nationalsozialistischen Filmpolitik ihren letzten Spielfilm als Regisseurin: "Tiefland", ein am Rande der spanischen Pyrenäen angesiedeltes Drama um einen gefürchteten Großgrundbesitzer und seine Geliebte. Ihr Assistent war Harald Reinl, als Regieberater war anfangs G.W. Pabst involviert, der jedoch nach Meinungsverschiedenheiten das Projekt verließ. Bei Kriegsende 1945 wurde das Material von der französischen Besatzungsmacht beschlagnahmt und bis 1953 zurückgehalten, wodurch sich die Weltpremiere von "Tiefland" nach der FSK-Freigabe Ende 1953 auf den 11. Februar 1954 in Stuttgart verschob. Die Tatsache, dass für die Dreharbeiten etwa 100 Sinti und Roma aus Konzentrationslagern rekrutiert, nicht entlohnt und dann ihrem "Schicksal" - der Ermordung in Ausschwitz - überlassen worden waren, sorgte in der Folgezeit für anhaltende Diskussionen und war noch zu Riefenstahls 100. Geburtstag Gegenstand juristischer Auseinandersetzungen.

Immer wieder wurde Riefenstahl zur Zielscheibe publizistischer Angriffe, denen sie mit Klagen und Prozessen begegnete. Mit einer Mischung aus Halbwahrheiten, Ausflüchten und naiven Schutzbehauptungen versuchte sie bis zu ihrem Tod im Alter von 101 Jahren, ihr Engagement während des Nationalsozialismus zu relativieren. An ihre Erfolge der (Vor-)Kriegszeit konnte sie aufgrund ihres umstrittenen Schaffens und ihrer Verstrickung in die NS-Politik nicht mehr anknüpfen, zumindest was ihre Filmkarriere betraf.

Nach gescheiterten Finanzierungsversuchen für zwei in Afrika spielende Filme vollzog sie einen erneuten Karrierewechsel und wandte sich fortan der Fotografie zu. Dabei konzentrierte sie sich vor allem auf Aufnahmen in Afrika, insbesondere bei der sudanesischen Volksgruppe der Nuba, wobei sie, ähnlich wie in ihren filmischen Arbeiten, ihren Fokus auf die ästhetische Inszenierung athletischer Körper beibehielt, sich aber auf alltägliche Handlungen der Nuba wie Ernte, Körperbemalung und rituelle Kämpfe zwischen Männern konzentrierte.

Ihre Fotografien erschienen ab 1964 in verschiedenen internationalen Zeitschriften, u.a. im amerikanischen Life Magazine. 1969 veröffentlichte der Stern die mit 20 Aufnahmen illustrierte Titelgeschichte "Leni Riefenstahl fotografierte die Nuba - Bilder, die noch keiner sah", 1972 war sie akkreditierte Fotografin der Sunday Times bei den Olympischen Spielen in München. Ebenfalls 1972, im Alter von 70 Jahren, absolvierte Leni Riefenstahl eine Tauchausbildung und unternahm mit ihrem Lebensgefährten Horst Kettner, den sie zum Kameramann ausbildete, mehrere Tauchreisen in tropische Meere.

1973 erschien Riefenstahls erster Bildband "Die Nuba - Menschen wie von einem anderen Stern", der ihr zum Durchbruch als Fotografin verhalf und für den ihr der sudanesische Staatspräsident Dschafar an-Numairi die sudanesische Staatsbürgerschaft ehrenhalber verlieh. Zu ihren weiteren fotografischen Arbeiten außerhalb des Sudans gehört die 1974 für die Sunday Times entstandene Serie über Mick und Bianca Jagger. Ein Jahr später erschien ihr zweiter Bildband "Die Nuba von Kau", in dem sie Porträts und Bilder von Zeremonien mit tanzenden Frauen festhielt und der wie sein Vorgänger wegen seiner herausragenden, ausdrucksstarken Fotografien große Beachtung fand, weltweit aber durchaus auch kontrovers rezipiert wurde. So schrieb die Publizistin Susan Sontag 1975 in der New York Review of Books einen ebenfalls kontrovers diskutierten Essay mit dem Titel "Fascinating Fascism", in dem sie sich unter Bezugnahme auf deren Nuba-Bildbände über Riefenstahls anhaltende "faschistische Ästhetik" äußerte. "Mit "Mein Afrika" schloss Riefenstahl 1982 ihre Reihe afrikanischer Bildbände ab.

Ihre Nuba-Fotografien sollten im Oktober 2024 Gegenstand des internationalen Symposiums "Collaboration and Digital Handover: Discussing the Project Nuba Images by Leni Riefenstahl" am Kulturforum in Berlin sein, wo es um Fragen rund um die Rezeption der Fotografien und die heutigen Perspektiven der Nuba selbst ging. Diese hatten Wissenschaftler*innen aus dem Sudan und Deutschland zuvor im Rahmen des Projekts "Deutsch-Sudanesische kollaborative Erschließung und Präsentation des Nuba-Werks von Leni Riefenstahl" erstmals näher untersucht.

Als ausgebildete Taucherin arbeitete Riefenstahl nach ihren Afrika-Reisen vor allem als Unterwasserfotografin und veröffentlichte die Bildbände "Korallengärten" (1978) und "Wunder unter Wasser" (1990). Parallel dazu hatte sie bereits 1982 mit der Arbeit an ihren Memoiren begonnen, die 1987 erschienen, in neun Sprachen übersetzt und vor allem im Ausland zum Bestseller wurden. In Deutschland wurde die Veröffentlichung kontrovers diskutiert, da ihr vorgeworfen wurde, die problematischen Seiten ihrer Karriere auszusparen.

1992 erschien der dreistündige Dokumentarfilm "Die Macht der Bilder" (Regie: Ray Mueller), der die Stationen ihres Lebens und Schaffens detailliert nachzeichnet und ausführliche Interviews mit der Filmemacherin enthält. Wie schon zuvor beteuert Riefenstahl auch hier, dass sie ihre Filme nicht als Propaganda verstanden habe, dass ihr Ansatz völlig "unpolitisch" gewesen sei, dass sie sich zu keinem Zeitpunkt des Ausmaßes der Vernichtungsmaschinerie des NS-Staates bewusst gewesen sei und dass sie ausschließlich nach ästhetischen Gesichtspunkten gearbeitet habe. Um ihre Unwissenheit und Unschuld zu untermauern, verwies sie hier wie zuvor unter anderem darauf, dass sie nie Mitglied der NSDAP gewesen sei.

So sehr Riefenstahls Werk nach dem Zweiten Weltkrieg im Spannungsfeld von Kunst und politischer Dienstbarkeit gesehen wurde, so unumstritten war ihre Leistung als Regisseurin bei Fachkritiker*innen. Mit ihrer innovativen Kameraführung, den ungewöhnlichen Auf- und Untersichten sowie den neuartigen Schnitt- und Montagetechniken beeinflusste sie zahlreiche bekannte Nachkriegsregisseure wie Jean-Luc Godard, Claude Lanzmann und Andrei Tarkovsky. Diese Regisseure bewunderten ihre künstlerische Arbeit, distanzierten sich jedoch von Riefenstahls politischen Positionen und den ethischen Implikationen ihres Werks. Hollywood-Regisseur George Lucas nannte Leni Riefenstahl einmal "die modernste Filmemacherin überhaupt".

Im Jahr 2002, eine Woche nach ihrem 100. Geburtstag, feierte ihr Dokumentarfilm "Impressionen unter Wasser" Premiere in Berlin und wurde am folgenden Tag auf ARTE ausgestrahlt. 48 Jahre nach ihrer bis dato letzten Regiearbeit "Tiefland" erschienen, war er das Ergebnis von 30 Jahren Unterwasseraufnahmen und markierte ihren finalen Beitrag zum Film.

Leni Riefenstahl, die seit 1979 in einer selbst entworfenen Villa in Pöcking am Starnberger See lebte und eine der umstrittensten Persönlichkeiten des 20. Jahrhunderts war, starb am 8. September 2003 im Alter von 101 Jahren.

Im Laufe der Jahrzehnte wurden ihrem filmischen und fotografischen Werk immer wieder Ausstellungen und Retrospektiven gewidmet, etwa 2003 auf der Berlinale, posthum 2008 im Museum of Modern Art in New York oder 2013 im Centre Pompidou in Paris. Darüber hinaus entstanden zahlreiche Dokumentarfilme über die Filmemacherin, wie 1982 "Zeit des Schweigens und der Dunkelheit" (Regie: Nina Gladitz), 2002 "Die Maßlosigkeit, die in mir ist - Sandra Maischberger trifft Leni Riefenstahl" oder 2020 auf ARTE "Leni Riefenstahl - Das Ende eines Mythos", die sich alle kritisch mit der Künstlerin auseinandersetzen.

Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz erhielt 2018 - nach dem Tod von Riefenstahls Lebensgefährten Horst Kettner - den Nachlass der Filmemacherin und Fotografin geschenkt. Die Bestände wurden an die Staatsbibliothek zu Berlin, die Sammlung Fotografie der Kunstbibliothek und das Ethnologische Museum aufgeteilt, während das filmische Werk, das technische Equipment und die Textilien der Stiftung Deutsche Kinemathek übergeben wurden.

Ende August 2024 feierte Andres Veiels Dokumentarfilm "Riefenstahl", produziert von Journalistin Sandra Maischberger, außer Konkurrenz im Wettbewerb der Filmfestspiele Venedig Premiere. Der Film, für den Riefenstahls Nachlass erstmals vollständig gesichtet werden konnte, wirft ein neues Licht auf die hartnäckige Behauptung der Regisseurin, stets unpolitisch gewesen zu sein, und widerlegt sie anhand der gefundenen Dokumente. Private Filmaufnahmen, Fotos, Telefongespräche, Briefe und andere Dokumente stellen ihre Biografie dabei in einen größeren historischen und aktuellen Kontext.

 

FILMOGRAFIE

2023/2024
  • Mitwirkung
2002
  • Darsteller
  • Regie
  • Kamera
  • Schnitt
  • Produzent
1994/1995
  • Mitwirkung
1989
  • Mitwirkung
1940-1944/1953
  • Darsteller
  • Regie
  • Drehbuch
  • Kamera
  • Schnitt
  • Produzent
1940
  • Produzent
1940
  • Produzent
1939/1940
  • Produzent
1939/1940
  • Produzent
1938/1939
  • Produzent
1936-1938
  • Regie
  • Drehbuch
  • Drehbuch Sonstiges
  • Schnitt
  • Produzent
1936-1938
  • Regie
  • Drehbuch Sonstiges
  • Schnitt
  • Produzent
1936-1938
  • Regie
  • Drehbuch Sonstiges
  • Schnitt
  • Produzent
1935
  • Regie
  • Schnitt
  • Produzent
1934/1935
  • Regie
  • Schnitt
  • Produzent
1933
  • Regie
  • Schnitt
1932/1933
  • Darsteller
1933
  • Darsteller
1932/1951
  • Darsteller
  • Regie
  • Drehbuch
  • Schnitt
  • Produzent
1927
  • Darsteller
1925/1926
  • Darsteller