Gerd Ruge Stipendium 2016 vergeben

Am heutigen 23. August 2016 vergab die Film- und Medienstiftung NRW zum 15. Mal das Gerd Ruge Stipendium. Es ist mit 100.000 Euro dotiert und dazu die höchste Förderung für die Vorbereitung und Entwicklung von Kinodokumentarfilmen in Deutschland.

Die Verleihung fand in der Kölner Fritz Thyssen Stiftung statt. Anlässlich des 15-jährigen Jubiläums sprachen Dr. Marc Jan Eumann, Staatssekretär beim Minister für Bundesangelegenheiten, Europa und Medien NRW, und Jörg Schönenborn, Fernsehdirektor des WDR.

Am 22. August 2016 hatte eine unabhängige Jury unter dem Vorsitz von Gerd Ruge aus 38 eingereichten Anträgen insgesamt 5 Projekte ausgewählt. Zu den weiteren Mitgliedern der diesjährigen Jury gehörten Produzent und Dokumentarfilmer Arne Birkenstock, Regisseurin Doris Metz, Kameramann und Regisseur Hajo Schomerus und Petra Müller, Geschäftsführerin der Film- und Medienstiftung NRW.

"Das Gerd Ruge Stipendium ist die wichtigste Förderung für die Entwicklung von Kinodokumentarfilmen in Deutschland. Junge Autoren und Autorinnen sollen in die Lage versetzt werden, ihre Ideen und Projekte in Ruhe zu entwickeln. In 15 Jahren konnten auf dieser Grundlage 39 Filme entstehen. Das ist ein großer Erfolg", so Petra Müller, Geschäftsführerin der Film- und Medienstiftung NRW. "Meine Glückwünsche gehen an die Stipendiaten, mein herzlicher Dank geht an die Jurys, an die Bewerberinnen und Bewerber für ihre kreativen Einreichungen und natürlich an den Juryvorsitzenden Gerd Ruge, mit dem die Filmstiftung nun schon 15 Jahre zusammenarbeiten darf."

"Die Filmstiftung war frühzeitig und großzügig bereit, begabte Filmemacher auf dem Weg zur Auseinandersetzung mit einer sich verändernden Wirklichkeit und ihren Problemen zu unterstützen und durch die Vergabe von Projektstipendien die Verwirklichung der neuen, kritischen Auseinandersetzung zu ermöglichen", so Gerd Ruge. "Die projektgebundene Finanzierung und die Maßnahmen und Ratschläge, mit denen Petra Müller und die Mitarbeiter der Film- und Medienstiftung NRW die Stipendiaten hilfsbereit unterstützen, geben mir ein gutes Gefühl. Insgesamt auch für mich eine gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit, für die ich mich herzlich bedanken möchte."

Die Gerd Ruge Stipendien 2016

- "Im Städtle" von KHM-Absolvent Robin Humboldt (Köln) wird mit einem Stipendium in Höhe von 35.000 Euro ausgezeichnet. Der Dokumentarfilm versucht das Soziotop des Stuttgarter Leonhardsviertels, des dortigen Rotlichtbezirks, erlebbar zu machen, und sowohl seine Struktu­ren als auch die Beziehungen der Menschen untereinander aufzuzeigen. Immer wieder kreuzen sich die Wege der fünf Protagonisten an der Theke ihres Stammlokals.

- Ein Stipendium in Höhe von 18.000 Euro geht an Levin Peter, Absolvent der Filmakademie Baden-Württemberg, für das Projekt "Stray Dogs". Auf Moskaus Straßen wurden Ende der 50er Jahre Hunde aufgegriffen, trainiert und als erste Lebewesen ins All geschickt. Der Autor begibt sich auf eine filmische Reise über unsere irdischen Grenzen hinaus, hinein in das unbekannte Dasein der Moskauer Straßenhunde, die einmal Kosmonauten waren. Erzählt aus der Perspektive der Hunde, eröffnet der Film einen einzigartigen Blick auf die einstige sowjetische Hauptstadt und ihre Geschichte.

- Die KHM-Absolventin Pia Hellenthal erhält für "Searching Eva" ebenfalls ein Gerd Ruge Stipendium über 18.000 Euro. Ihr Dokumentarfilm begibt sich auf den Streifzug einer jungen Frau, die erwachsen wurde im Zeitalter des Internets, und die ihre Selbstsuche zu einem öffentlichen Spiel erklärt hat.

- Die Berliner Autorinnen Christiane Schmidt und Pary El-Qaliqili, beide Absolventinnen der HFF München, erhalten eine Förderung in Höhe von 15.000 Euro für "Nachbarn". Der Kinodokumentarfilm nimmt die Orte, an denen Anschläge auf Unterkünfte für Flüchtlinge stattgefunden haben, als Ausgangspunkt für seine Erzählung. Zugleich geht er der Frage nach, was zu den Anschlägen führte und wie die Bewohner mit der angespannten Situation umgehen.

- "Haldern Pop Bar" wird mit 14.000 Euro ausgezeichnet. Das Projekt der Düsseldorfer Autorin Monika Pirch ist eine poetisch-ethnografische Betrachtung eines Dorfes am Niederrhein. Der Film geht der Frage nach, wie Heimat entsteht und warum jeder Einzelne dabei zählt. In Haldern spielt die Musik eine wichtige Rolle, sie verbindet das Dorf auf besondere Weise mit dem Rest der Welt.

Das Gerd Ruge Stipendium wurde 2002 von Fritz Pleitgen, Dr. Georg Feil und Michael Schmid-Ospach ins Leben gerufen. Seither wurden 76 Stipendien vergeben und 39 Projekte realisiert, u.a. "Unter Kontrolle" von Volker Sattel und "Traumfabrik Kabul" von Nils Boekamp und Sebastian Heidinger, die beide auf der Berlinale im Forum liefen, oder "Weisse Raben" von Tamara Trampe und "Vom Ordnen der Dinge" von Jürgen Brügger und Jörg Haaßengier, die beide mit einem Grimme Preis ausgezeichnet wurden. Auf verschiedenen nationalen und internationalen Festivals erfolgreich waren u.a. "Mark Lombardi – Kunst und Konspiration" von Mareike Wegener, "Nice Places to die" von Heike Fink und Bernd Schaarmann, "pereSTROIKA" von Christiane Büchner, "Am Pier von Apolonovka" von Andrei Schwartz oder "Plug & Pray" von Jens Schanze u.v.a.

Quelle: www.filmstiftung.de