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Alle Fotos (2)Biografie
Andrei Schwartz wurde 1955 im rumänischen Bukarest als Sohn einer Künstlerfamilie geboren. 1973 kam er nach Deutschland, wo er in Hamburg Geschichte und Kommunikationswissenschaften studierte. Praktische Filmerfahrungen sammelte er als Darsteller und Regieassistent bei dem Spielfilm "Mein 20. Jahrhundert" (HU/DE 1989).
Sein eigenes Regiedebüt stellte Andrei Schwartz 1997 vor: Der hoch gelobte Dokumentarfilm "Auf der Kippe" schildert das alltägliche Leben in einer Roma-Siedlung, die sich am Rande einer riesigen Müllkippe befindet. Über einen Zeitrum von sechs Monaten hielten Schwartz und sein Kameramann Gábor Medvigy sich in der Siedlung auf und gewannen so das Vertrauen der Menschen. Auch in seinem zweiten Dokumentarfilm widmete sich Schwartz einem außergewöhnlichen Mikrokosmos in der rumänischen Provinz: "Geschichten aus dem Lepratal" (1999-2002) erzählt von den Bewohnern der letzten Leprastation Europas, in der die Erkrankten unter dem Ceaucescu-Regime vor der Öffentlichkeit "versteckt" wurden.
Beim Internationalen Filmfestival von Locarno feierte 2005 der dritte Dokumentarfilm von Andrei Schwartz Premiere: Für "Geschlossene Gesellschaft" reiste er abermals nach Rumänien, diesmal in ein Hochsicherheitsgefängnis nahe Bukarest. Dort beobachtete er über ein halbes Jahr lang den Alltag der Häftlinge, wobei es ihm einmal mehr gelang, ein besonderes Vertrauensverhältnis zu den porträtierten Menschen aufzubauen.
Etwas leichterer Stoff war sein nächster Film "Am Pier von Apolonovka" (2008), über einen Sommer an der Mole von Sewastopol, zwischen lebhaftem Krim-Seebad, riesiger Hafeneinfahrt und Ankerplatz für die erschöpften Soldaten der ukrainischen Marine.
Danach dauerte es sechs Jahre, bis Andrei Schwartz beim DOK-Fest Leipzig seinen neuen Dokumentarfilm vorstellte: In "Himmelverbot" (DE/RO 2014) trifft er einen der Häftlinge aus "Geschlossene Gesellschaft" wieder; nach der Haftentlassung begleitet er ihn über zwei Jahre hinweg bei dem Versuch, sich nach 21 Jahren Gefängnis wieder in die Gesellschaft einzugliedern. Beim Dekalog-Filmpreis 2015 wurde "Himmelverbot" mit dem Hauptpreis ausgezeichnet.
2017 begann Schwartz mit der Arbeit an der Langzeitdokumentation "Europa Passage", über eine Gruppe von rumänischen Roma, die aus wirtschaftlicher Not seit Jahren zwischen ihrer Heimat und Hamburg pendeln.
Parallel dazu schrieb und realisierte er zusammen mit Hakim El-Hachoumiden den Dokumentarfilm "Fatima - Ein kurzes Leben" (2020), über den Mord an dem 14-jährigen Dienstmädchen Fatima Osaadan in Marokko und über die gesellschaftlichen Zusammenhänge, die hinter dieser Tat sichtbar werden.
2021 stellte er nach vier Jahren regelmäßiger Dreharbeiten "Europa Passage" fertig. Der Film wurde beim Münchner DOK.fest 2022 uraufgeführt und startete im September 2022 in den Kinos.