Suzanne von Borsody
Suzanne von Borsody wurde am 23. September 1957 in München als Tochter des Schauspieler-Ehepaars Rosemarie Fendel und Hans von Borsody geboren. Auch weitere Familienmitglieder waren im Filmgeschäft tätig: Ihr Großvater war der Filmregisseur Eduard von Borsody, ihr Großonkel Julius von Borsody war Filmarchitekt und Szenenbildner, ihre Halbschwester Cosima ist ebenfalls Schauspielerin.
Bereits als Kind stand Suzanne von Borsody an der Seite ihrer Mutter vor der Kamera: In einer Folge der Krimiserie "Das Kriminalmuseum" (1964) und in dem Fernsehfilm "Der Mann aus dem Bootshaus" (1967). Ihre erste größere Fernsehrolle als Erwachsene war 1978 in Hartmut Griesmayrs Fernsehfilm "Adoptionen". Einem breiteren Publikum wurde sie durch ihre Titelrolle in dem Mehrteiler "Beate S." (1978) bekannt, für die sie mit der Goldenen Kamera ausgezeichnet wurde.
Von 1980 bis 1982 hatte von Borsody ein Engagement am Schauspiel Frankfurt. Vor der Kamera machte sie sich in dieser Zeit eher rar, obwohl sie für ihre Leistung in Axel Cortis Fernsehdrama "Das eine Glück und das andere" (1980) einen Grimme-Preis erhielt und beim Münchner Filmfest mit dem Schauspieler-Nachwuchspreis geehrt wurde. Dennoch konzentrierte sie sich vor allem auf die Bühne: Nach Frankfurt hatte sie Engagements am Schauspielhaus Bremen (1982-84), am Düsseldorfer Schauspielhaus (1984-87) und am Schillertheater Berlin (1987-93). In diesen Jahren wirkte sie nur vereinzelt in Kino- und Fernsehproduktionen mit, so etwa in Alexander Kluges "Die Macht der Gefühle" (1981-83, TV), in Peter Timms Komödie "Fifty Fifty" (1988) und in Michael Kliers preisgekröntem Mutter-Tochter-Drama "Ostkreuz" (1991).
Erst nach der Schließung des Schillertheaters 1993 wendete Suzanne von Borsody sich hauptsächlich der Film- und (vor allem) Fernseharbeit zu. Hans W. Geissendörfer besetzte sie in seiner Dürrenmatt-Verfilmung "Justiz" (DE/CH 1993) in der Rolle der Edelhure Daphne; in dem romantischen Familiendrama "Der Flug des Albatros" (NZ/DE 1995) war sie die Mutter der jungen Protagonistin. Sie gehörte als Frau eines Altnazis zum Ensemble von Tom Toelles viel gelobtem Nachkriegsdrama "Deutschlandlied" (1995, TV) und spielte die weibliche Hauptrolle in der Fernsehserie "Vater wider Willen" (1995/1998). Markante Kinorollen hatte sie in Tom Tykwers "Lola rennt" (1998) und in Doris Dörries "Bin ich schön?" (1998). Für ihre Darstellung einer Alkoholkranken in Margarethe von Trottas "Dunkle Tage" (1999, TV) und einer verurteilten Gattenmörderin in "Die Mörderin" (1999, TV) wurde sie mit dem Bayerischen Fernsehpreis und mit dem Deutschen Fernsehpreis ausgezeichnet. In der Krimiserie "Schimanski" hatte sie von 1998 bis 2000 eine durchgehende Rolle als taffe Staatsanwältin.
Unter der Regie von Joseph Vilsmaier spielte von Borsody in dem auf wahren Begebenheiten beruhenden Drama "Leo und Claire" (2001) eine Deutsche, die sich in Nazideutschland in einen Juden (Michael Degen) verliebt. Ebenfalls 2001 wurde sie Ensemblemitglied des Berliner Renaissancetheaters. Dort erhielt sie 2007 für ihre Rolle in "Verdammt lange her" den Berliner Theaterpreis "Goldener Vorhang". Im gleichen Jahr startete "GG 19" (2005-2007) in den Kinos, ein Episodenfilm über die Artikel des deutschen Grundgesetzes, bei dem von Borsody ein Segment inszeniert hatte.
Abgesehen von einzelnen Kino-Nebenrollen, etwa in dem Fantasyfilm "Planet B: Mask Under Mask" (2003) und in dem Zweiter-Weltkriegs-Drama "Joy Division" (GB/HU/DE 2006), wirkte Suzanne von Borsody seit den 2000er-Jahren fast ausschließlich in Fernsehproduktionen mit. Zu ihren wichtigsten Filmen gehören dabei das Beziehungsdrama "Der zweite Blick" (2005), die Familiengeschichte "Eine Liebe in Königsberg" (2006), der Psychothriller "Ein geheimnisvoller Sommer" (2009), Matti Geschonnecks Thriller "Entführt" (2009), in dem sie eine Kidnapperin gab, und Niki Steins preisgekröntes Scientology-Drama "Bis nichts mehr bleibt" (2010).
Im Jahr 2010 meldete von Borsody sich auch wieder als Kinoschauspielerin zurück: Als übellaunige Konrektorin in dem Kinder- und Familienfilm "Hanni & Nanni" – eine Rolle, die sie auch in den beiden Fortsetzungen von 2012 und 2013 übernahm. Weitere Kino-Nebenrollen hatte sie in dem Drama "DeAD" (2013) und in Julia von Heinz' viel gelobtem Drama "Hannas Reise" (2013). Trotzdem blieb das Fernsehen von Borsodys Hauptbetätigungsfeld. Eine großer Erfolg bei Kritik und Publikum war dabei das Gesellschaftsdrama "Männertreu" (2014, Regie: Hermine Huntgeburth). Darin spielte von Borsody die Ehefrau eines politisch bestens vernetzten, aber treulosen und zynischen Zeitungsverlegers. Für diese Rolle wurde sie mit dem Grimme-Preis sowie mit zwei Deutschen Fernsehpreisen ausgezeichnet: Als Beste Schauspielerin und als Ensemblemitglied. Viel Beachtung fanden auch der Krimi "Die Informantin" (2016) und das Familiendrama "Die letzte Reise" (2017), mit von Borsody als verständnisloser Tochter einer Frau (Christiane Hörbiger), die ihr Leben selbstbestimmt beenden will.
2017 wirkte sie auch wieder in zwei Kinofilmen mit: In dem Kinderfilm "Die Pfefferkörner und der Fluch des schwarzen Königs" als finstere Konzernchefin und in "Leanders letzte Reise" als Tochter eines alten Kriegsveteranen, der auf eigene Faust seiner einstmals großen Liebe nachforscht.
Neben der Schauspielerei ist Suzanne von Borsody, deren Filmografie weit über 100 Titel umfasst, auch als Malerin und Hörbuchsprecherin aktiv und geht mit Lesungen und literarisch-musikalischen Projekten auf Tournee.