Maren Ade
Maren Ade wurde am 12. Dezember 1976 in Karlsruhe geboren. Bereits als Teenager inszenierte sie erste Kurzfilme, und 1998 nahm sie ein Studium an der Hochschule für Fernsehen und Film (HFF) in München auf, das sie 2004 erfolgreich abschloss. Bereits kurz nach Studienbeginn gründete sie 1999 gemeinsam mit ihrer Kommilitonin Janine Jackowski die Produktionsfirma Komplizen Film, mit der sie auch ihre ersten Kurzfilme realisierte.
Ades Abschlussfilm – und zugleich ihr erster abendfüllender Spielfilm – "Der Wald vor lauter Bäumen" feierte 2003 bei den Hofer Filmtagen Premiere. Das stille, präzise beobachtete Lehrerinnendrama mit Eva Löbau in der Hauptrolle wurde von der Kritik einhellig gelobt und erhielt in Folge zahlreiche internationale Auszeichnungen, darunter den Special Jury Award des Sundance Film Festival und den Preis als Bester Spielfilm beim Cine Jove Valencia Film Festival. Zudem wurde "Der Wald vor lauter Bäumen" 2005 beim Deutschen Filmpreis in der Kategorie Bester Film nominiert.
"Alle Anderen" (2009), Ades zweiter Spielfilm als Regisseurin und Autorin, schilderte so subtil wie schonungslos einen Liebes- und Beziehungsreigen. Der Film erlebte seine Weltpremiere im Wettbewerb der Berlinale 2009, wo er mit Silbernen Bären für die Beste Regie und die Beste Hauptdarstellerin (Birgit Minichmayr) ausgezeichnet wurde. Von der Kritik unisono gefeiert, erhielt "Alle Anderen" darüber hinaus drei Nominierungen beim Deutschen Filmpreis und fand auch international positive Beachtung.
In den folgenden Jahren etablierte sich Maren Ade als erfolgreiche Produzentin, die gemeinsam mit Komplizen Film maßgeblich an zahlreichen bemerkenswerten Kinofilmen beteiligt war. So produzierte beziehungsweise co-produzierte sie unter anderem vielbeachtete Arbeiten von Ulrich Köhler ("Schlafkrankheit", 2011), Barbara Albert ("Die Lebenden", 2012), Benjamin Heisenberg ("Über-Ich und Du", 2014), Miguel Gomes ("Tabu –Eine Geschichte von Liebe und Schuld", 2012) und Sonja Heiss ("Hotel Very Welcome", 2007, "Hedi Schneider steckt fest", 2014). 2015 wurde das Team von Komplizen Film mit dem Preis der DEFA-Stiftung für herausragende Leistungen im deutschen Film ausgezeichnet.
Im Sommer 2014 begann Maren Ade in Aachen und Bukarest die Dreharbeiten zu ihrem dritten abendfüllenden Spielfilm als Produzentin, Drehbuchautorin und Regisseurin: "Toni Erdmann" handelt von der spannungsreichen Beziehung zwischen einem Alt-68er-Bohemien (Peter Simonischek) und seiner ehrgeizigen Tochter (Sandra Hüller), die als Unternehmensberaterin arbeitet. Schon vor seinem Start sorgte Maren Ades Film dabei für erfreuliche Nachrichten: Die Weltpremiere fand im Mai 2016 im offiziellen Wettbewerb des Festivals von Cannes statt, wo der Film bei Publikum wie Kritik für Furore sorgte.
Bei den Palmen ging "Toni Erdmann" zwar wider Erwarten leer aus, er gewann aber den FIPRESCI-Preis. Diese Auszeichnung war die erste von sehr vielen: "Toni Erdmann" entwickelte sich zu einem internationalen Festival- und Kritikerfolg. Zu den mehr als 30 Preisen, die dem Film und Ade zuteil wurden, gehören unter anderem der British Academy Award BAFTA als Bester fremdsprachiger Film, zwei Bayerische Filmpreise (für Regie und Hauptdarstellerin), drei Preise der deutschen Filmkritik (Bester Film, Beste Regie, Bester Schnitt) sowie fünf Europäische Filmpreise: Für den Besten Europäischen Film, die Beste Regie, das Beste Drehbuch, die Beste Darstellerin und den Besten Darsteller. Außerdem erhielt er bei den Oscars 2017 eine Nominierung als Bester fremdsprachiger Film. Beim Deutschen Filmpreis wurde "Toni Erdman" im Frühjahr 2017 sechsfach nominiert - und gewann in fünf Kategorien, darunter die Lolas für den Besten Film, die Beste Regie und das Beste Drehbuch.
Auch an den Kinokassen war "Toni Erdmann" ein großer Erfolg, wurde in über 100 Länder verkauft und erhielt noch zahlreiche Auszeichungen in aller Welt.
In den nächsten Jahren trat Maren Ade vor allem als Produzentin in Erscheinung. Für Valeska Grisebachs "Western" (2017), der ebenfalls in Cannes uraufgeführt wurde, erhielt sie als Mitproduzentin unter anderem einen weiteren Deutschen Filmpreis (in Bronze) für den Besten Spielfilm. Mit dem Komplizen-Team brachte sie außerdem so unterschiedliche Filme wie Ulrich Köhlers Endzeit-Studie "In My Room" (DE/IT 2018), Sebastian Schippers philosophisches Roadmovie "Roads" (2018), Corneliu Porumboius eigenwillige Gangstergeschichte "La Gomera" (RU/FR/DE 2019) und Vanessa Jopps Bestsellerverfilmung "Gut gegen Nordwind" (2019) auf den Weg.
Im Sommer 2019 wurden Jackowski, Ade und Jonas Dornbach für die Verdienste von Komplizen Film auf dem Filmfestival von Locarno (Schweiz) mit dem Raimondo Rezzonico Preis ausgezeichnet, einer der weltweit bedeutendsten Ehrungen für Filmproduzent*innen.
Für Pablo Larraíns biografisches Drama "Spencer" (DE/GB/US 2021) über Lady Di erhielt das Komplizen-Trio eine weitere Nominierung für den Deutschen Filmpreis. Viel Beachtung fanden auch Nicolette Krebitz' provokativer "A E I O U - Das schnelle Alphabet der Liebe" (2022), über die Affäre zwischen einer 60-jährigen Frau und einem 17-jährigen Teenager, und Marie Kreutzers Sisi-Drama "Corsage" (AT/LU/DE 2022), das in Cannes uraufgeführt wurde.
Neben ihrer Tätigkeit als Produzentin und Filmemacherin übernahm Maren Ade zum Sommersemester 2021 die Co-Leitung des Studienschwerpunkts Regie/Szenischer Film an der Filmakademie Baden-Württemberg.