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Paris, 13. November 2015: In den Ausgehvierteln des 10. und 11. Arrondissements, vor dem Stade de France und in dem Musikclub Bataclan verüben islamistische Terroristen eine Serie brutaler Terroranschläge, die zu den schlimmsten der französischen Nachkriegsgeschichte gehören. Insgesamt 130 Menschen verlieren ihr Leben. Unter den 89 Opfern im Bataclan ist auch Hélène Leiris, Mutter eines 17 Monate jungen Sohnes. Während ganz Frankreich versucht, die furchtbaren Geschehnisse zu begreifen, postet Hélènes Mann Antoine, von Beruf Journalist, einen offenen Brief auf Facebook, gerichtet an die Täter. Darin schreibt er unter anderem: "Freitagabend habt ihr das Leben eines außerordentlichen Wesens geraubt, das der Liebe meines Lebens, der Mutter meines Sohnes. Aber meinen Hass bekommt ihr nicht...". Antoines bewegende Botschaft geht um die Welt. Die Tageszeitung Le Monde druckt den Brief auf ihrer Titelseite, Antoine wird von Fernsehsendern wie BBC und CNN interviewt. Doch während Antoine zum Symbol einer ungebrochenen, offenen und liebevollen Gesellschaft avanciert, kämpft er innerlich mit genau dem Hass, dem er trotzen wollte.
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Am Morgen hatte er sich noch mit Hélène über den geplanten Korsika-Urlaub gestritten, weil sie zu der Zeit einen für sie wichtigen Auftrag als Maskenbildnerin erhalten hat. Nun freut sich Antoine für seine Gattin, die vom gemeinsamen Freund Bruno zum Rock-Konzert der Eagles of Death Metal im Club Le Bataclan abgeholt wird. Es wird das letzte Mal sein, dass er seine Frau lebend gesehen hat.
Melvil ist nach einer Gutenachtgeschichte längst eingeschlafen, als eine SMS Antoine aufschreckt: „Ist alles ok? Seid ihr in Sicherheit?“. Draußen sind Polizeisirenen zu hören. Im Fernseher läuft statt Fußball eine Sondersendung. In der von Explosionen die Rede ist, von einem Terroranschlag gar. Und von einem Attentat im Le Bataclan. Von vierzig Toten ist die Rede, später von über hundert. Antoine erreicht nur Hélènes Mailbox, auch Bruno geht nicht ans Handy.
Er klappert alle Kliniken ab, während sich Hélènes Schwester Annie daheim nützlich macht und Melvil zu trösten versucht, der nach seiner Mama ruft. Auch die anderen Familienmitglieder wie Alexandre, Sylvie und Julie sind zugegen, als am anderen Morgen die Todesnachricht eintrifft. Das Chaos in der Wohnung entspricht dem Chaos draußen in der Stadt. Erst allmählich wird das Ausmaß des islamistischen Terroranschlags deutlich – auch für Antoine. Der Melvil das Frühstück zubereitet und ihn in die Kita bringt, bevor er Hélène im Leichenschauhaus identifiziert.
Hass? Angst? Misstrauen? Die Freiheit opfern für mehr Sicherheit? „Am Freitagabend habt ihr das Leben eines ganz besonderen Menschen gestohlen. Die Liebe meines Lebens. Die Mutter meines Sohnes. Aber meinen Hass bekommt ihr nicht ...“: Antoine postet seine Gedanken auf Facebook und löst eine globale Welle von Sympathiekundgebungen aus. Und enormes mediales Interesse. Die Tageszeitung „Le Monde“ druckt seinen offenen Brief an die Terroristen auf der Titelseite, Fernsehstationen aus allen Erdteilen wollen Interviews.
Aber daheim stecken immer noch drei Zahnbürsten im Glas unterm Badspiegel, hängen Hélènes Kleider im Schrank. Auch die Kita-Mütter (Maelle Giovanetti Metzger, Marie Burchard und Anaïs Dahl), die ihn täglich wechselnd mit warmen Mahlzeiten versorgen, erinnern ihn stets an den großen Verlust. Schließlich die Beerdigung: Antoine ist entnervt, überfordert. Und Schwägerin Annie sieht gerade im Hinblick auf Melvil den ganzen an Heldenverehrung grenzenden Rummel kritisch.
Um vier Uhr nachts klingelt ihn Bruno aus dem Bett. Weil er überlebt hat, sich schuldig fühlt und ihm Antoine bisher stets ausgewichen ist. Der traumatisierte Freund schildert die Nacht im Bataclan aus seiner Sicht, was Antoine nicht wirklich weiterhilft: Er driftet ab, trinkt zuviel Alkohol, kann seinem Beruf als Autor nicht mehr nachkommen. Was der kleine Melvil natürlich mitbekommt. Antoine muss zur Ruhe kommen, verspricht am Grab Hélènes, sich eine neue Wohnung zu suchen – und dennoch jetzt den Korsika-Urlaub anzutreten – wenn auch nur zu zweit…
In „Vous n’aurez pas ma haine“ nach dem gleichnamigen autobiographischen Bestseller des Pariser Journalisten Antoine Leiris, 2020 mit dem Deutschen Drehbuchpreis ausgezeichnet, erzählt Kilian Riedhof mit einer Klasse-Besetzung die Geschichte der verheerenden Pariser Anschläge aus der sehr persönlichen Perspektive eines Vaters im Ausnahmezustand. Der beinahe an seiner Verzweiflung zerbrochen wäre trotz oder gerade wegen der medialen Welle, die er mit seinem Brief ausgelöst hat.
Kilian Riedhof im Tobis-Presseheft: „Dies ist die Geschichte eines Mannes, der durch die Ermordung seiner Frau schwer getroffen wird und an seiner Verzweiflung und Hassgefühlen zu zerbrechen droht. Um zu überleben, muss er sich ganz auf die Liebe zu seinem Kind einlassen. Ein sehr intimes, seelisches Drama, das zwischen Leben und Tod, Himmel und Schattenwelten oszilliert.“
Pitt Herrmann