Friedenspreis des Deutschen Films – Die Brücke für Romain Gavras, Kilian Riedhof und Steffi Niederzoll

Im Vorfeld des 40. Filmfest München wird am Dienstag, 20. Juni, in München der 22. Friedenspreis des Deutschen Films - Die Brücke verliehen.

 

Bereits seit 2002 ehrt der Bernhard Wicki Gedächtnis Fonds e.V. herausragende Filmemacher mit dem Friedenspreis. Er wird an künstlerisch wertvolle Filme humanistischer und gesellschaftspolitischer Dimension verliehen. Über 60 symbolische Brückenpfeiler sind bereits an Filmemacher aus aller Welt verliehen worden.

Mit dem internationalen Friedenspreis des Deutschen Films - Die Brücke, dotiert mit 7.500 Euro, wird der französische Regisseur Romain Gavras für seinen Film "Athena" ausgezeichnet.

"Das soziale Pulverfass vernachlässigter Menschen in Vorstädten hat in Romain Gavras meisterhaftem Film 'Athena' zu einer Explosion geführt, die keine Unruhe mehr ist, sondern ein Aufstand, ein Bürgerkrieg", schreibt die Jury in ihrer Begründung. Als Zuschauer werde man von der sich ausbreitenden Welle der Gewalt schwindelerregend mitgerissen. Der Film sei eine künstlerisch intensive Aufforderung, jetzt politisch und sozial gegenzusteuern. Am Ende sei dem Zuschauer erschütternd klar, dass nur Respekt, Beteiligung und Chancen für Menschen am Rande die gesellschaftlichen Bomben entschärfen können, so die Jury weiter. Der Film ist beim Streamingdienst Netflix zu sehen.

Regisseur Kilian Riedhof wird am 20. Juni in München für seinen Film "Meinen Hass bekommt Ihr nicht" mit dem nationalen Friedenspreis des Deutschen Films - Die Brücke ausgezeichnet, der ebenfalls mit 7.500 Euro dotiert ist.

Riedhof erzählt die Geschichte von Antoine Leiris, dessen Leben seit der Nacht des 13. November 2015 nicht mehr dasselbe ist. Bei dem islamistischen Terroranschlag auf den Pariser Musikclub Bataclan ist Antoine's Frau unter den 130 Opfern. Wie reagiert man auf Gewalttaten und den Hass solcher Attentäter? Antoine Leiris stellt dem Hass der Attentäter die Liebe zu seinem kleinen Sohn entgegen, seine Botschaft "Meinen Hass bekommt ihr nicht" verbreitet sich weltweit und landet unter anderem auf der Titelseite der Tageszeitung Le Monde. Der Film zeigt auf emotionale, erschütternde und tief bewegende Weise in sehr nahen, teilweise ungewöhnlichen Einstellungen ganz eindrücklich den Ausnahmezustand zwischen medialer Aufmerksamkeit und unendlicher Trauer - und die immense Kraft, die es kostet, sich in der neuen Realität zurechtzufinden. Die Jury begründet ihre Entscheidung mit einem großartigen, meisterhaft erzählten Film. Der Film von Kilian Riedhof war bereits in den deutschen Kinos und ist aktuell auf verschiedenen Streamingdiensten zu sehen.

Für ihren Film "Sieben Winter in Teheran" erhält Regisseurin Steffi Niederzoll den Spezialpreis, der mit 5.000 Euro dotiert ist. Teheran, Juli 2007: Reyhaneh Jabbari, 19, hat ein Geschäftstreffen mit einem neuen Kunden. Als er versucht, sie zu vergewaltigen, ersticht sie ihn in Notwehr. Noch am selben Tag wird sie wegen Mordes verhaftet und später vor Gericht zum Tode verurteilt. "Sieben Winter in Teheran" erzählt die leidensvolle Geschichte der 19-jährigen Reyhaneh Jabbari, die vom grausamen, menschen- und frauenverachtenden sogenannten Gottesstaat Iran zum Tode verurteilt und dann - sieben Jahre später - hingerichtet wird. Steffi Niederzoll lässt die Mutter und die beiden Schwestern das Schicksal dieser jungen Frau erzählen. In ihrem berührenden und erschreckend aktuellen Dokumentarfilmdebüt fügt Regisseurin Steffi Niederzoll unter anderem originales Ton- und Bildmaterial, Material aus Tagebuchaufzeichnungen und Briefen, das aus dem Land geschmuggelt wurde zu einem unfassbaren Filmportrait zusammen. "Steffi Niederzoll hat das filmische Wunder vollbracht, aus einem Cinema vérité einen großen Kinofilm zu machen", begründet die Jury des Friedenspreises die Auszeichnung mit dem Spezialpreis.

Die diesjährige Preisverleihung findet mit rund 450 geladenen Gästen im Cuvilliés-Theater München statt. Die jährliche Veranstaltung wird vom Bayerischen Staatsministerium für Digitales und dem Film Fernseh Fonds Bayern, sowie der Landeshauptstadt München finanziert und gefördert und in enger Partnerschaft mit dem BR realisiert. Auch in diesem Jahr wird die feierliche Gala moderiert von Moderatorin Sandra Rieß und Schauspieler Thomas Heinze. Den musikalischen Rahmen kreieren Musiker der Bayerischen Philharmonie und Christian Friedel mit seiner Band Woods of Birnam.

Ein 90-minütiger Zusammenschnitt der Veranstaltung ist am Samstag, 1. Juli um 23.35 Uhr in 3sat und am Sonntag, 2. Juli um 23.15 Uhr im BR Fernsehen zu sehen.

Über den Bernhard Wicki Gedächtnis Fonds e.V.
Der Bernhard Wicki Gedächtnis Fonds e.V., München, wurde 2001 von Elisabeth Wicki-Endriss, der Witwe des 2000 verstorbenen Bernhard Wicki, gegründet. Zweck des Bernhard Wicki Gedächtnis Fonds e.V. ist die Förderung von Bildung, Toleranz und Völkerverständigung, basierend auf dem filmischen Vermächtnis von Bernhard Wicki und seinen Inhalten. Insbesondere die Förderung von Kunst und Kultur auf dem Gebiet des gesellschaftlich besonders engagierten, für Toleranz und Menschenrechte werbenden Films. Gleichzeitig arbeitet der Bernhard Wicki Gedächtnis Fonds e.V. daran, jungen Menschen über das Medium Film Orientierungshilfen zu geben für ihre Identitätsbildung und Willensentscheidung gegen jegliche Gewalt und Verfolgung von Menschen anderer geistiger Prägungen. Dazu hat er erstmals 2003 die "Jugendkinotage Die Brücke" unter der Schirmherrschaft von Herrn Staatssekretär Karl Freller in Kooperation mit dem Ministerium für Unterricht und Kultus und dem Kulturreferat der Stadt München ins Leben gerufen.

Über den Friedenspreis des Deutschen Films - Die Brücke
Der Friedenspreis des Deutschen Films wird seit 2002 vom Bernhard Wicki Gedächtnisfonds e.V. in Zusammenarbeit mit dem Bayerischen Staatsministerium für Digitales und der Spitzenorganisation der Filmwirtschaft SPIO organisiert. Neben der Förderung des Freistaates Bayern wird der Preis zudem regelmäßig von der Landeshauptstadt München, dem BR, dem Hotel Bayerischer Hof, sowie weiteren Partnern und Sponsoren finanziell und materiell unterstützt.

Quelle: www.bernhardwicki.de