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Alle Fotos (16)Biografie
Wilhelm Anton Frohs wird am 7. April 1903 in Wien geboren. Sein Vater ist der akademische und Porzellan-Maler Wilhelm Frohs, seine Mutter die Müllerstochter Maria Perschl. Nach dem Abschluß der Realschule und Mitarbeit bei Amateurbühnen erhält Forst ohne Ausbildung sein erstes Bühnenengagement 1919 in Teschen als "zweiter jugendlicher Liebhaber und Komiker. Mit Chorverpflichtung" (Forst, 1963), danach an weiteren deutschsprachigen Provinzbühnen.
1925 Verpflichtung ans berliner Metropol-Theater, wo er in Operetten und Revuen auftritt, dann in denselben Rollenfächern am Carltheater Wien, Theater des Westens Berlin und Apollo-Theater Wien. 1927 Rückkehr zum Sprechtheater, Arbeit in Berlin bei Erwin Piscator (Lessing-Theater) und Gustav Hartung (Renaissance-Theater), ab 1928 für drei Jahre an Max Reinhardts Deutschem Theater.
Sein Filmdebüt gibt Forst 1920 in dem österreichischen Film "Der Wegweiser". Regelmäßige Filmauftritte folgen erst ab 1927, darunter in zwei Filmen als Partner Marlene Dietrichs: Zuhälter in "Café Elektric", Frauenheld in "Gefahren der Brautzeit" – ein "eleganter junger Windhund ... blasiert". (Lotte H. Eisner).
Aufmerksamkeit erregt 1929 sein erster Tonfilmauftritt: In "Atlantic" spielt er einen Musiker, der – während das Schiff zu sinken beginnt – am Klavier mit leiser Stimme "Es wird ein Wein sein, und wir wer"n nimmer sein, es wird schöne Madeln geben, und wir wer"n nimmer leben..." intoniert, sich plötzlich der grausamen Wahrheit des Textes bewußt wird und schluchzend zusammenbricht.
Zum Publikumsliebling avanciert Forst Anfang der 1930er Jahre mit einer Reihe musikalischer Komödien. Nach "Zwei Herzen im 3/4 Takt" spielt er bis 1934 noch sechsmal unter der Regie Geza von Bolvarys; bis auf eine Ausnahme werden die Filme von Walter Reisch geschrieben, der ihm auch für andere Regisseure wie Paul Martin ("Ein blonder Traum") und Karl Hartl ("Der Prinz von Arkadien") entsprechende Rollen maßschneidert. "Das ihm angemessene Kleidungsstück war der Frack – mit Stock und Zylinder versteht sich. Darin bewegte er sich, als wär" er seine zweite Haut." (Buchka, 1980).
Sein Debüt als Regisseur und Autor gibt Forst 1933 mit "Leise Flehen meine Lieder", einem Film über Franz Schubert. In seiner zweiten Arbeit, "Maskerade", die ein Welterfolg wird, macht er die Filmdebütantin Paula Wessely zum Kinostar, für "Mazurka" holt er Pola Negri nach Deutschland zurück. In der Folgezeit arbeitet Forst vorwiegend in Wien, wo er 1936 die Willi Forst Film-Produktion gründet (1937 eine deutsche Filiale, liquidiert 1950).
1937 wird er Mitglied im Aufsichtsrat der Tobis, 1938-45 ist Forst Mitglied des Aufsichtsrats der Wien Film GmbH. "Meine Heimat wurde von den Nationalsozialisten besetzt, und meine Arbeit wurde zu einem stillen Protest; es klingt grotesk, aber es entspricht der Wahrheit: meine österreichischsten Filme machte ich in der Zeit, als Österreich zu existieren aufgehört hatte. Ich habe damals genau das getroffen, wonach die Menschen sich sehnten: Vergessen, Freude … Ich schuf Filme, die sich in dem Kleid jener Zeit darboten, in der noch Charme, Noblesse, Zartheit und Galanterie wesentlich waren." (Forst, 1963).
Seine Vorbilder sind Ernst Lubitsch und René Clair; unter der heiteren Oberfläche seiner Wiener Film artikuliert sich das Wissen darum, daß diese Epoche der Vergangenheit angehört. Sein bekanntester Film wird "Bel Ami", 1939 nach Guy de Maupassant gedreht, in dem er auch den Titelhelden verkörpert, und der sich seither untrennbar mit seinem Namen verknüpft.
Mit "Wiener Mädeln", dessen Dreharbeiten nach langer Vorbereitung 1944 in Prag beginnen, hofft Forst, den ersten deutschen Nachkriegsfilm vorlegen zu können; als er 1949 zur Uraufführung kommt, wird er so wenig ein Erfolg wie die folgenden Werke, mit denen Forst an seine früheren Arbeiten anknüpft.
Aufmerksamkeit erregt er 1951, als sein Film "Die Sünderin" der größte Skandalfall des deutschen Nachkriegsfilms" (Hembus/Bandmann) wird. Wegen einer kurzen Szene, in der Hildegard Knef als Malermodell nackt im Bildhintergrund zu sehen ist und wegen angeblicher Glorifizierung des Selbstmords wird der Film von den Kirchen angegriffen; es kommt zu Demonstrationen und in einigen Städten zum zeitweiligen Verbot des Films, der gleichwohl/darob ein Kassenerfolg wird.
Der Titel von Forsts letztem Film hat etwas Programmatisches: "Wien, Du Stadt meiner Träume". Danach, 1957, zieht er sich zurück: "Mein Stil ist nicht mehr gefragt. Ich trete ab, leicht lädiert, aber in stolzer Größe à la Garbo. Es ist besser zu gehen, als gegangen zu werden."
Mit seiner Frau Melanie, mit der er seit 1934 verheiratet ist, lebt er in Brissago (Tessin). Nach ihrem Tod 1973 siedelt er 1977 nach Wien über. Im selben Jahr weigert er sich, für eine ihm gewidmete Folge der Fernsehreihe "Sterne, die vorüberzogen" vor die Kamera zu treten.
Am 11. August 1980 stirbt Willi Forst in Wien nach einer Blasenoperation.
CineGraph Lexikon zum deutschsprachigen Film
© 1984ff edition text+kritik im Richard Boorberg Verlag, München