Ulrich Matthes

Darsteller
Berlin

Biografie

Ulrich Matthes, geboren am 9. Mai 1959 in Berlin (West), spielte bereits im Alter von elf Jahren eine kleine Rolle in der Fernsehproduktion "Die Wesenacks". Nach dem Schulabschluss begann Matthes zunächst ein Studium der Germanistik und Anglistik an der Freien Universität (FU) Berlin. Durch ein Vorsprechen bei Martin Held fasste er dann aber den Entschluss, Schauspieler zu werden: Anfang der 1980er Jahre nahm er privaten Unterricht bei der legendären Schauspiellehrerin Else Bongers und stand nach ersten Rollen an den Vereinigten Bühnen Krefeld/Mönchengladbach ab 1985 am Düsseldorfer Schauspielhaus auf der Bühne. Hier spielte er innerhalb von zwölf Monaten vier Hauptrollen – für einen Newcomer eine überaus ungewöhnliche Leistung. Von der Fachzeitschrift "Theater heute" wurde er 1987 als "Schauspieler des Jahres" ausgezeichnet.

Nach Stationen am Bayerischen Staatsschauspiel und den Münchner Kammerspielen ging Matthes 1992 nach Berlin, wo er an der Schaubühne und am Deutschen Theater tätig war, außerdem in Wien am Burgtheater. Seit der Saison 2004/2005 gehörte Matthes zum festen Ensemble des Deutschen Theaters.

Sein Kinodebüt gab er 1992 mit einer kleinen, aber markanten Rolle als Showmaster in Gerhard Polts Satire "Herr Ober!". Es folgten Rollen in Fernsehfilmen wie Matti Geschonnecks "Der Mörder und sein Kind" (1995), als Stasi-Hauptmann in Frank Beyers "Nikolaikirche" (1995) oder als RAF-Terrorist Jan-Carl Raspe in Heinrich Breloers "Todesspiel" (1997). Im Kino sorgte Matthes 1997 mit seiner Verkörperung eines introvertierten, seelisch angeschlagenen Filmvorführers in Tom Tykwers "Winterschläfer" für Aufsehen. Seine Leistung als Hölderlin-Verehrer Baron von Sinclair in "Feuerreiter" brachte ihm 1999 den Bayerischen Filmpreis als Bester Darsteller ein. Daneben lieh er als Synchronsprecher ausländischen Stars wie etwa Kenneth Branagh ("Henry V."), Charlie Sheen ("Platoon") oder Ralph Fiennes ("Quiz Show") seine Stimme.

Bis heute ist Matthes neben seiner umfangreichen Theatertätigkeit immer wieder in ambitionierten Kino- und Fernsehproduktionen zu sehen: so etwa als Joseph Goebbels in Oliver Hirschbiegels umstrittenem "Der Untergang" oder als idealistischer Priester in Volker Schlöndorffs Drittes-Reich-Drama "Der neunte Tag" – eine darstellerische Leistung, die ihm Nominierungen zum Deutschen und zum Europäischen Filmpreis einbrachte. 2008 spielte Ulrich Matthes an der Seite von Anna Maria Mühe eine Hauptrolle in dem preisgekrönten Familiendrama "Novemberkind". Ebenfalls 2008 wurde er von der Fachzeitschrift 'Theater heute' für seine Rolle in "Onkel Wanja" am Deutschen Theater zum Schauspieler des Jahres gewählt; für die gleiche Rolle erhielt er den Faust-Theaterpreis.

Unter der Regie von Christian Petzold gehörte Matthes 2009 am Deutschen Theater zum Ensemble von Arthur Schnitzlers Drama "Der einsame Weg", mit Nina Hoss in der Hauptrolle. Nach einer Nebenrolle als Bundeswehr-Hauptmann in der Komödie "Neue Vahr Süd" (2010, TV) hatte er in Christian Schwochows "Die Unsichtbare" (2011) eine Rolle als strenger Schauspielschuldirektor. Volker Schlöndorff besetzte ihn in dem Zweiter-Weltkriegs-Drama "Das Meer am Morgen" (DE/FR 2012) in der zentralen Rolle des Schriftstellers und Offiziers Ernst Jünger. Danach sah man Matthes in zwei internationalen Koproduktionen, in "Kunduz" (DE/AF 2012) über einen fatalen Bundeswehr-Einsatz in Afghanistan 2009 und im in Ungarn spielenden Weltkriegs-Drama "Das große Heft" (HU/DE/AT/FR 2013).

Einen überragenden Erfolg konnte Ulrich Matthes mit der "Tatort"-Folge "Im Schmerz geboren" verbuchen: Darin spielte er als diabolischer Mafioso den Gegenspieler von Ulrich Tukurs Kommissar. Der experimentierfreudige und stilisiert inszenierte Krimi lief auf zahlreichen Festivals, wurde von der Kritik gefeiert und erhielt eine Reihe von Auszeichnungen, darunter den Grimme-Preis für Tukur und Matthes. Kurz darauf sah man Matthes in einer tragenden Rolle als DDR-Oberst in der Mauerfall-Tragikomödie "Bornholmer Straße" (2014, TV; Regie: Christian Schwochow). Für diesen Part wurde er mit dem Preis der Deutschen Akademie für Fernsehen als Bester Schauspieler in einer Nebenrolle ausgezeichnet.

Ebenfalls fürs Fernsehen verkörperte er in dem Historiendrama "Der Puppenspieler" (2016) den Kardinal Borgia, in dem Journalismus-Drama "Die vierte Gewalt" (2016) den Herausgeber einer großen Zeitung und in dem Thriller "Die vermisste Frau" (2016) einen Auftragsmörder. Im Ersten Weltkrieg spielte der lettisch-litauische Kinofilm "Exiled", über einen Arzt (Matthes), der sich in einer Psychiatrischen Klinik eines verwilderten Jungen annimmt.

Nachdem er bei dem Kino-Dokumentarfilm "Geschichte einer Liebe – Freya" (2016) zusammen mit Nina Hoss als Sprecher fungierte, übernahm Matthes eine Rolle in dem Zweiter-Weltkriegs-Drama "Ein verborgenes Leben" (US/DE 2016-19), dem neuen Film von US-Regisseur Terrence Malick. In Rick Ostermanns "Fremder Feind" (2017) spielte er die Hauptrolle eines nach dem Tod seines Sohnes in Afghanistan verbitterten Mannes, der auf einer Berghütte mit einem unbekannten Eindringling konfrontiert wird. In der Regie von Ostermann spielte Matthes auch eine Nebenrolle in der zweiten Staffel der Serie "Das Boot" (2020) und eine Hauptrolle in "Freunde" (TV, 2021) an der Seite Justus von Dohnányis über die Wiederbegegnung zweier alter Freunde, die einst die gleiche Frau liebten. 2021 hatte er in Christian Schwochows Netflix-Produktion "Munich - The Edge of War" ("München - Im Angesicht des Krieges", 2021) nach dem Roman von Robert Harris eine kleine Rolle als Adolf Hitler.

2021 wurde Ulrich Matthes beim Festival des deutschen Films in Ludwigshafen der "Preis für Schauspielkunst" verliehen. Im gleichen Jahr gehörte Matthes zu den 185 lesbischen, schwulen, bisexuellen, trans*, queer, inter und non-binären Filmschaffenden, die im Rahmen der Initiative "ActOut" im SZ-Magazin ein Zeichen für Diversität und gegen Diskriminierung setzten.

Ulrich Matthes war von Februar 2019 bis April 2022 Präsident der Deutschen Filmakademie, außerdem war er von 2012 bis 2017 Direktor der Sektion Darstellende Kunst der Akademie der Künste in Berlin. Er ist Mitglied der Europäischen Filmakademie.

FILMOGRAFIE

2022/2023
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2022/2023
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2014
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2011/2012
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2010/2011
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1998/1999
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1997/1998
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1996/1997
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1996/1997
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