Inhalt
Nach ihrer Ausbildung landet die junge Polizistin Anne in dem Rostocker Problembezirk Lütten-Klein, einer trostlosen Plattenbau-Siedlung. Dennoch ist die idealistische Anne zuversichtlich und hofft auf einen privaten sowie beruflichen Neuanfang.
Der Polizeialltag in ihrem Bezirk ist geprägt von Delikten wie Ladendiebstahl, Ruhestörung oder gewalttätigen Ehestreitigkeiten. Eines Tages lernt Anne den 10-jährigen Russen Benny kennen. Sie beschließt, sich um den vernachlässigten Jungen zu kümmern, dessen Vater Jegor sich als Kleinkrimineller durchschlägt – und zu dem Anne sich auf merkwürdige Weise hingezogen fühlt. Es dauert nicht lange, bis die Polizistin durch diese Verstrickung privater Bedürfnisse und beruflicher Verpflichtungen in einen schweren moralischen Konflikt gerät.
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Beim ersten Einsatz trifft Anne den zehnjährigen Benny. Der Junge wächst ihr sofort ans Herz. Weil Benny, der bei seiner gefühlsarmen Mutter lebt, für eine Klassenfahrt klaut, will Anne mit seinem inzwischen geschiedenen Vater reden. Doch der entpuppt sich als eben jener Kleingauner, den sie zuvor schon einmal verhaftet hat. Trotzdem fühlt sich die Polizistin zu dem russischstämmigen Jegor hingezogen – und lässt ihn nach einem dilettantischen Tankstellenüberfall sogar laufen. Was Anne beinahe die gerade erst begonnene „Karriere“ gekostet hätte...
Im halb-dokumentarischen („Dogma“-) Stil mit der Handkamera gedreht beeindruckt Andreas Dresens grobkörniger Film, der auf dem Tagebuch der Polizistin Annegret Held basiert, durch seine schonungslose Sicht auf Menschen die zwischen Arbeitslosigkeit und Alkoholismus ein frustrierendes Dasein in der DDR-„Platte“ im Rostocker Stadtteil Lütten-Klein fristen. Ein „Krimi“, der sein Augenmerk einmal nicht auf eine spektakuläre (Blut-) Tat richtet, sondern den Alltag von Streifenbeamten zwischen ihrer Funktion als verlängerter Arm des Gesetzes und ihren privaten Sorgen und Problemen, Sehnsüchten und Hoffnungen schildert, und das mit großer Genauigkeit und einer großen Portion Herzenswärme.
Dresen, der für „Die Polizistin“ 2001 mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet wurde, gilt seit seinem Spielfilmdebut „Stilles Land“ (1992) als einer der „Großen“ sowohl auf der Kinoleinwand als auch auf dem Bildschirm. „Die Polizistin“ ist ein vom Westdeutschen Rundfunk produzierter 89-minütiger Fernsehfilm, der am 29. Juni 2000 in der Reihe „Neues deutsches Kino“ beim Filmfest München uraufgeführt wurde. Bei seiner Erstausstrahlung am 25. Oktober 2000 in der ARD erreichte er mit 3,8 Millionen Zuschauern eine ungewöhnlich gute Quote. Nach der Einladung zur 51. Berlinale, wo „Die Polizistin“ am 8. Februar 2001 in der Sektion „Neue deutsche Filme“ lief, kam der Film in einer um sieben Minuten ergänzten Director’s-Cut-Fassung am 10. Mai 2001 auch in die Kinos.
Er ist selbst in kleineren Rollen brillant besetzt. So spielen Katrin Sass und BE-Ensemblemitglied Martin Seifert ein sich mit aller Brutalität streitendes Ehepaar, das zu DDR-Zeiten schon einmal in einer wahren Zimmerschlacht gemeinsam vor der Kamera stand, anno 1979 in Heiner Carows „Bis dass der Tod euch scheidet“. Und Horst Krause gibt den Kollegen Albert, der jederzeit bereit ist, beide Augen zuzudrücken, wenn bei Anne wieder ’mal nicht alles so läuft wie geplant.
Pitt Herrmann