Die Polizistin

Deutschland 2000 Spielfilm

Vater-Mutter-Bratpfanne

Zur Polizei ist Anna Küster (Gabriela Maria Schmeide) gekommen "wie zu einer Beule im Auto". Auf dem Revier sucht die ehemalige Postangestellte nicht nur einen neuen Broterwerb, sondern auch das Glück: "So viele Männer wie in meinem Job gibt es sonst nur bei den Stahlarbeitern", sagt sie mit scheuer Hoffnung. "Die Polizistin" spielt im Rostocker Plattenbauviertel Lütten Klein, doch mit sozialpädagogischer Besichtigung architektonischen Gräuels hat der Film nichts zu schaffen. Man gewöhnt sich an die speckig glänzenden Flure, an die sture Geometrie des sozialen Wohnungsbaus – was sich zwischen Resopalanrichte und Ziegelsteintapeten abspielt, ist indes weniger erträglich. Denn meist gleicht die Wache einer Umladestelle für verkorkstes Leben. Es geht um klauende Huren, schnapsselige Ruhestörer und alte Frauen, die auf verkehrsumbrandeten Grünflächen die Orientierung verlieren. Vor allem aber geht es um Familiendramen. "Vater-Mutter-Bratpfanne" nennen die Polizisten das. Genauer wollen sie es schon lange nicht mehr wissen. Nur die Neue fragt noch nach. Beim kleinen Benny zum Beispiel. Was denn die Mutter für Tabletten nimmt? Was für eine "Krankheit an der Seele" das denn sei. Sie müsse sich eine dickere Haut zulegen, sagen die Kollegen. Doch da engagiert sich Anna schon als Vermittlerin im Ehekrieg, da hat sie sich schon in den Falschen verliebt.

"Die Polizistin" hat die TV- und Kino-Reviere der Nation entglamourisiert. Die zahnsteinfarbenen Gänge, dazu das Grau in den Fenstern, das auch mit Sonnenlicht kein Himmelblau annehmen will: So liefert Andreas Dresen mit seinem Film nicht gerade einen Fond für staatsdienstliche Heldentaten, kriminalistische Raffinesse oder umwerfende Bürgernähe, sondern das Porträt einer Frau, die sich zwischen Beamtenpflicht, Hilfsbereitschaft und Liebe zerreiben lässt.

Quelle: Christian Buß, Birgit Glombitza (Red.): "Deutschland, revisited". (Katalog zur gleichnamigen Retrospektive im Kommunalen Kino Metropolis Mai - Juli 2004). Hamburg: Kinemathek Hamburg e.V., 2004

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