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Alle Fotos (2)Biografie
Fred Breinersdorfer, geboren am 6. Dezember 1946 in Mannheim, studierte Jura und Soziologie in Mainz und Tübingen und war anschließend 17 Jahre lang als Anwalt in Stuttgart tätig. 1980 erschien sein erster Kriminalroman "Reiche Kunden killt man nicht", der erste Fall des Anwalts Abel. Bis Ende der 1980er Jahre folgten zahlreiche weitere Abel-Krimis und andere Buchveröffentlichungen. 1986 gründete Breinersdorfer den erfolgreichen Factor Verlag in Stuttgart; 1992 ging dieser in die Delphi-Medien GmbH über, die sich mit Rechtemanagement und Filmproduktion befasst und ihren Sitz in Stuttgart und Berlin hat.
Sein Debüt als Drehbuchautor gab Fred Breinersdorfer mit dem Schimanski-"Tatort" "Zweierlei Blut" (1984, Co-Autor: Felix Huby). Ab 1988 verfasste er die Drehbücher zu der auf seinen Romanen basierenden Krimireihe "Anwalt Abel" (20 Folgen, bis 2001) mit Günther Maria Halmer in der Titelrolle. Ein großer Erfolg gelang ihm 1990 mit dem Drehbuch zu Bernd Schadewalds hoch gelobtem Fernsehspiel "Der Hammermörder": Nach einem authentischen Fall erzählt der Film von einem einfachen Polizeibeamten und liebevollen Familienvater, der aus Finanznot zum Bankräuber und Mörder wird. Für diesen Film wurde Breinersdorfer gemeinsam mit Schadewald und den Hauptdarstellern Christian Redl und Ulrike Kriener mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet. Über den realen Fall hatte er bereits das Buch "Der Hammermörder. Ein dokumentarischer Roman" (1986, Co-Autorin: Elke R. Evert) geschrieben.
Im weiteren Verlauf der 1990er Jahre arbeitete Fred Breinersdorfer zunehmend fürs Fernsehen; daneben blieb er auch als Autor von Romanen und Kurzgeschichten aktiv, wenngleich weniger umfangreich, als in den Jahren zuvor. Für Bernd Schadewald schrieb er, abermals nach einem realen Fall, das Drehbuch zu dem Drama "Angst" (1994), über eine Familie, die ihren massiv gewalttätigen Vater erschießt. Zu seinen weiteren wichtigen Fernseharbeiten der 1990er Jahre gehören unter anderem das Drama "Zaubergirl" (1995, Regie: Vivian Naefe), über einen Disko-Türsteher, der sich in ein Mädchen aus besseren Kreisen verliebt; das Sozialdrama "Der Kindermord" (1997, Regie: Bernd Böhlich), über die Hintergründe einer furchtbaren Familientragödie; und das Justizdrama "Duell der Richter" (1999, Regie: Jobst Oetzmann), über zwei Richter, die aus Karrierismus einen womöglich Unschuldigen hinter Gitter bringen wollen. Daneben schrieb Breinersdorfer die Drehbücher zu mehreren "Tatort"-Folgen des Ludwigshafener Ermittlerteams (erkennbar an dem Wort "Fieber" in jedem Folgentitel).
Ein weiterer großer Erfolg war das TV-Drama "Die Hoffnung stirbt zuletzt" (2001, Regie: Marc Rothemund). Inspiriert von einem realen Fall erzählt der Film von einer jungen Streifenpolizistin, die von ihren Kollegen systematisch gemobbt und schließlich in den Selbstmord getrieben wird. Der Film bekam hervorragende Kritiken und wurde mit einem Grimme-Preis ausgezeichnet (für Breinersdorfer, Rothemund sowie die Darsteller Anneke Kim Sarnau und Axel Prahl); beim Ver.di Fernsehpreis erhielt Breinersdorfer den Drehbuchpreis.
Für Regisseur Christian Görlitz schrieb er anschließend das Drama "Nachts, wenn der Tag beginnt" (2003, TV), über eine Gefängnisausbrecherin, die bei ihrem Richter eindringt, um ihn von ihrer Unschuld zu überzeugen.
Im Jahr 2004 gründete Breinersdorfer gemeinsam mit Marc Rothemund die Produktionsfirma Broth Film. Mit ihr produzierten sie den Kinofilm "Sophie Scholl – Die letzten Tage" (2004, Buch: Breinersdorfer, Regie: Rothemund), der im Wettbewerb der Berlinale 2005 Premiere feierte. Das eindringliche Drama über die letzten Lebenstage der von den Nazis ermordeten Widerstandskämpferin Sophie Scholl (Julia Jentsch) bekam hervorragende Kritiken und erhielt zahlreiche Auszeichnungen: So etwa den Preis der ökumenischen Jury auf der Berlinale, den Produzentenpreis beim Bayerischen Filmpreis und den Hauptpreis als Bester Film beim Deutschen Filmpreis; bei den Oscars 2006 war "Sophie Scholl – Die letzten Tage" als Bester fremdsprachiger Film nominiert. Mit weit über einer Million Zuschauern war er zudem ein Publikumserfolg.
2005/06 konzipierte Breinersdorfer mit seiner Tochter Léonie-Claire Breinersdorfer für den Saarbrücker "Tatort" ein neues Ermittlerteam, gespielt von Maximilian Brückner und Gregor Weber; gemeinsam verfassten Vater und Tochter auch die Drehbücher der ersten beiden Folgen. Im Jahr darauf gab er sein Regiedebüt mit dem Kurzfilm "Sommersonntag" (2007): Das Drama über einen Brückenmeister, der vor eine furchtbare Entscheidung über Leben und Tod gestellt wird, lief auf mehreren Festivals und wurde unter anderem mit dem Murnau Kurzfilmpreis ausgezeichnet.
Ebenfalls 2007 inszenierte Breinersdorfer seinen ersten abendfüllenden Spielfilm, "Zwischen heute und morgen" (auch Co-Produzent und Autor), nach einem Roman von Dagmar Leupold. Die Hauptfiguren sind ein Mann und eine Frau (Peter Lohmeyer und Gesine Cukrowski), die sich trotz fester Beziehungen für eine Affäre in einem Hotelzimmer treffen. Breinersdorfers dritte Regiearbeit (zusammen mit Anne Worst) war der Dokumentarfilm "Andula - Besuch in einem anderen Leben" (2009, auch Co-Autor und Produzent), über das Schicksal der Prager Volksschauspielerin Anna Letenska, die 1942 im KZ Mauthausen ermordet wurde.
Positive Kritiken erhielt auch das TV-Drama "Der verlorene Sohn" (2009, Regie: Nina Grosse), das er erneut mit seiner Tochter Léonie-Claire Breinersdorfer schrieb und bei dem er auch als Produzent fungierte. Im Mittelpunkt steht eine bürgerliche Mutter (Katja Flint), deren Sohn (Kostja Ullmann) sich einer islamistischen Terrorgruppe angeschlossen hat und scheinbar einen Anschlag in Deutschland plant. Daneben war Breinersdorfer als Co-Produzent an drei Kinofilmen beteiligt: "Hilde" (2009, Regie: Kai Wessel), eine Filmbiografie Hildegard Knefs mit Heike Makatsch, "Der Mann, der über Autos sprang" (2010, Regie: Nick Baker-Monteys), ein eigenwilliges Roadmovie mit Jessica Schwarz und Robert Stadlober, und "Wo es weh tut" (2010, Regie: Daniel Krauss), ein Low-Budget-Beziehungsdrama über das Aufeinandertreffen zweier höchst ungleicher Touristenpaare in Kenia.
Fürs Fernsehen adaptierte Breinersdorfer mit seiner Tochter den Henning-Mankell-Roman "Der Chinese" (2011, Regie: Peter Keglevic), einen Politthriller über Korruption und mörderische Verstrickungen zwischen Schweden und China. Außerdem schrieb er die Drehbücher zu den "Tatort"-Folgen "Borowski und der freie Fall" (2012) und "Ein neues Leben" (2012).
Für Aufsehen sorgte der Kinofilm "Elser" (2015, auch Produzent), der außer Konkurrenz im Wettbewerb der Berlinale 2015 Premiere feierte und dessen Drehbuch Breinersdorfer einmal mehr mit seiner Tochter Léonie geschrieben hatte. Das historische Drama (Regie: Oliver Hirschbiegel) schildert die Verhaftung und das mehrtägige Verhör Georg Elsers nach seinem gescheiterten Attentat auf Adolf Hitler im November 1939. "Elser" erhielt zwar gemischte Kritiken, wurde unter anderen aber beim Bayerischen Filmpreis ausgezeichnet und erhielt sieben Nominierungen beim Deutschen Filmpreis.
In seinem nächsten Kino-Drehbuch befasste Fred Breinersdorfer sich nach "Andula" und "Elser" erneut mit der Nazi-Zeit: "Das Tagebuch der Anne Frank" (2016) schildert den beklemmenden Alltag der jüdischen deutschen Familie Frank, die sich von 1942 bis zur Verhaftung 1944 in einem Amsterdamer Hinterhaus vor den Nazis versteckte, eine Zeit, die von Tochter Anne in ihren berühmt gewordenen Tagebüchern festgehalten wurde. Der Film unter Regie von Hans Steinbichler startete im März 2016 in den Kinos und bekam fast durchweg positive Kritiken.
Neben seiner Autorentätigkeit engagierte (und engagiert) sich Breinersdorfer im Lauf der Jahre in verschiedenen Verbänden, so etwa in der VG Wort, beim PEN-Zentrum und im Verband deutscher Schriftsteller, sowie in der Deutschen Filmakademie und der Akademie der Darstellenden Künste. Im Frühjahr 2011 startete er in der Deutschen Filmakademie das Projekt "Filmmakers in Prison", durch das in Zusammenarbeit mit der Berlinale und Amnesty International verfolgte Filmemacher unterstützt werden.
Fred Breinersdorfer lebt in Berlin.