Biografie
Giuseppe Becce wurde als eines von sechs Geschwistern am 3. Februar 1877 in Lonigon (Oberitalien) geboren. Er besuchte das Konservatorium in Padua, wo er im Flöten- und Cellospiel ausgebildet wurde. Parallel dazu studierte er Philologie und Geographie. Bereits im Alter von 18 Jahre leitete er ein Orchester an der Universität. Ursprünglich seiner Geographiestudien wegen Mitte Oktober 1900 nach Berlin gekommen, konzentrierte sich Becce bald auf seine musikalische Weiterbildung. So nahm er ein Studium bei Professor Leopold Schmid auf und wurde Privatschüler von Arthur Nikisch. 1910 wurde die von ihm komponierte Operette "Das Bett der Pompadour" uraufgeführt, zwei Jahre später folgte seine erste Oper "Tullia".
Ebenfalls 1910 heiratete der junge Komponist die schriftstellerisch ambitionierte Emma Woop.
1913 lernte Becce in Berlin den Filmproduzenten Oskar Messter kennen. Im selben Jahr war Becce in dem von Messter produzierten Film "Richard Wagner" nicht nur als Hauptdarsteller zu sehen, sondern übernahm bei der Uraufführung auch die Leitung der musikalischen Begleitung. Dies war der Beginn einer konstanten Zusammenarbeit zwischen Messter und Becce. Neben eigenen Kompositionen spezialisierte sich Becce vor allem auf das Arrangieren von Musik für den Film.
1919, vier Jahre, nachdem ihm die Leitung eines 15-köpfigen Orchesters im Berliner Mozartsaal übertragen worden war, erschien erstmals die "Kinothek", eine von Becce zusammengestellte Sammlung von Musikstücken zur Filmillustration. Insgesamt wurden bis 1929 sechs Doppelausgaben der "Kinothek" publiziert. Die Stücke sind arrangiert für Klavier und Orchester.
Ab 1921 war Becce Herausgeber des "Kinomusikblattes", das 1926 in "Film-Ton-Kunst. Eine Zeitschrift für die künstlerische Musikillustration des Lichtbildes" umbenannt wurde. Zur selben Zeit war Becce für die UFA tätig. Er komponierte die Musik zu Fritz Wendhausens "Der steinerne Reiter" (1923) und F.W. Murnaus "Der letzte Mann" (1924) und "Tartüff" (1925). Auch seine Arbeit als Dirigent und an Musikarrangements führte er fort, zum Beispiel bei "Die Buddenbrooks" (1923) oder "Geheimnisse einer Seele" (1926) von G.W. Pabst. Bis 1923 blieb Becce Dirigent im Mozartsaal, in den drauffolgenden Jahren war er an allen bedeutenden Filmpalästen in Berlin tätig, Ende der 1920er dann auch wieder im Mozartsaal.
Zusammen mit Klaus Erdmann brachte er 1927 das "Allgemeine Handbuch der Filmmusik" heraus.
Auch im Tonfilm konnte sich Becce etablieren. Er komponierte zum Beispiel die Musik zu "Das blaue Licht" (1932) von Leni Riefenstahl oder der Neuverfilmung "Die weiße Hölle vom Piz Palü" (1935). Becce stattete auch zahlreiche der "Kulturfilme", die in den 1930ern als Vorfilme in den Kinos gezeigt wurden, mit Musik aus.
Durch die Bombardierung Berlins obdachlos geworden, lebte Becce ab 1942 zunächst in Südtirol, bevor er nach Kriegsende wieder nach Berlin zurückkehrte. Ab 1949 nahm er seine Tätigkeit als Komponist für den Film wieder auf, und seine enge Zusammenarbeit mit Luis Trenker wurde richtungsweisend für ihn. Becce konzentrierte sich auf Berg- und Heimatfilme. 1962 wurde er mit dem Verdienstkreuz der BRD und 1971 mit dem Filmband in Gold ausgezeichnet.
Becce starb im Alter von 96 Jahren am 5. Oktober 1973 in Berlin und wurde in Wilmersdorf beigesetzt.