Fritzi Haberlandt
Fritzi Haberlandt, geboren am 6. Juni 1975 in Berlin (Ost), studiert an der Schauspielschule Ernst Busch in Berlin und wird bereits während dieser Ausbildung von dem amerikanischen Theaterpionier Robert Wilson entdeckt, der sie unter anderem für seine Inszenierung von "Dantons Tod" (1998) am Berliner Ensemble engagiert. Die Kritik zeigt sich von Haberlandts ausdrucksstarken ersten Bühnenauftritten auf Anhieb beeindruckt. Die Fachzeitschrift "Theater heute" wählt sie gleich zweimal hintereinander, 2000 und 2001, zur "Nachwuchsdarstellerin des Jahres".
Nach einem Engagement am Schauspiel Hannover 1999 gehört Haberlandt von 2000 bis zur Spielzeit 2005/2006 zum Ensemble des Hamburger Thalia Theaters. Unter der Regie von Michael Thalheimer sorgt sie hier unter anderem in einer kontrovers diskutierten Inszenierung von "Liliom" für Furore. Für ihre Leistungen in "Zeit zu lieben Zeit zu sterben" und "Liebelei" erhält sie 2003 den Alfred-Kerr-Darstellerpreis. Seit Beginn der Saison 2006/2007 ist Fritzi Haberlandt am Berliner Maxim Gorki Theater zu sehen. Seit 2009 steht sie auch am Wiener Burgtheater auf der Bühne.
Seit 1999 ist Haberlandt immer wieder in prägnanten Kinorollen zu sehen. Für ihre Leistung in Rainer Kaufmanns Liebesdrama "Kalt ist der Abendhauch" nach Ingrid Noll wird sie 2001 mit dem Bayerischen Filmpreis als "Beste Nachwuchsdarstellerin" ausgezeichnet. Ihre Verkörperung einer unscheinbaren Studentin in der Komödie "Liegen Lernen" bringt ihr drei Jahre später den Deutschen Filmpreis als "Beste Nebendarstellerin" ein. Viel Kritikerlob erntet sie auch für ihre ebenso subtile wie unsentimentale Darstellung einer Blinden in Lars Büchels tragikomischer Love Story "Erbsen auf halb 6". Trotz solcher Erfolge bleibt Haberlandt dem Theater treu: Während sie ab März 2007 in Detlev Bucks Kinderfilm "Hände weg von Mississippi" in einem kleinen, aber feinen Nebenpart zu sehen ist, steht sie zur gleichen Zeit in einer Hauptrolle in "Die Leiden des jungen Werther" am Maxim Gorki Theater auf der Bühne.
Für ihre Hauptrolle in Hendrik Handloegtens TV-Film "Ein spätes Mädchen", in dem sie eine altjüngferliche Ballettlehrerin verkörpert, deren reduziertes Leben durch eine Begegnung plötzlich in Bewegung gerät, wird Haberlandt 2007 mit dem Hessischen Fernsehpreis ausgezeichnet. Weitere wichtige Kinorollen folgen in Martin Gypkens" "Nichts als Gespenster", Andreas Kleinerts "Freischwimmer" und Bernd Böhlichs "Der Mond und andere Liebhaber".
2009/2010 wirkt Haberlandt in Fernsehproduktionen wie der "Polizeiruf 110"-Folge "Die armen Kinder von Schwerin", Bernd Böhlichs Komödie "Krauses Kur" oder den "Tatort"-Krimis "Tote Männer" und "Wie einst Lilly" mit. Auf der Kinoleinwand sieht man sie dann wieder in einer Nebenrolle des Familiendramas "Das Blaue vom Himmel" sowie in der weiblichen Hauptrolle von Markus Sehrs romantischer Komödie "Eine Insel namens Udo", die beide im Juni 2011 starten. Für letztere erhält sie den Ernst-Lubitsch-Preis 2012.
Für ihre Nebenrolle in "Fenster zum Sommer", wieder unter der Regie von Hendrik Handloegten, wird sie 2012 für den Deutschen Filmpreis nominiert.
Ebenfalls 2012 gehört sie in einer Nebenrolle zum Ensemble der melancholischen Komödie "Transpapa", über eine Teenagerin, die erstmals ihren transsexuellen Vater kennen lernt. In "Die Libelle und das Nashorn" spielt sie an der Seite von Mario Adorf eine junge Schriftstellerin, die eine ungewöhnliche Nacht mit einem alternden Filmstar verlebt.
Leichterer Stoff ist der Kinderfilm "Quatsch und die Nasenbärbande" (2014), in dem sie die Mutter der kessen kleinen Heldin spielt. Im gleichen Jahr hat sie in der "Polizeiruf 110"-Folge "Käfer und Prinzessin" (2014) eine Hauptrolle als Bewohnerin eines alternativen Landhofs, deren Lebensgefährte ermordet wird. TV-Rollen spielt sie außerdem in einer Folge von "Der Tatortreiniger" (2014) und in dem Provinzporträt "Krauses Geheimnis" (2014). Gute Kritiken bekommt sie für die Siegfried-Lenz-Verfilmung "Der Verlust" (2014, TV), in der sie die langjährige Freundin des geheimnisvollen Protagonisten spielt.
Große Aufmerksamkeit erregt der auf wahren Geschehnissen beruhende Kinofilm "Nebel im August" (2016) über die Euthanasieprogramme der Nazis. Darin spielt Haberlandt eine Krankenschwester, die versucht, ein Kind vor der Ermordung zu retten. Für diese Rolle wird sie im April 2017 mit dem Deutschen Filmpreis als Beste Nebendarstellerin ausgezeichnet. Noch vorher, im Februar 2017, startet der Kinder- und Jugendfilm "Timm Thaler oder das verkaufte Lachen" in den Kinos, mit Haberlandt in einer Nebenrolle als Mutter.