Berlin-Stettin

Deutschland 2009 Dokumentarfilm

Inhalt

In seinem Film "Berlin-Stettin" begibt sich der renommierte Dokumentarfilm-Regisseur Volker Koepp auf eine Reise zu den Orten seiner eigenen Vergangenheit: 1944 in Stettin (heute das polnische "Szczecin") geboren und in Berlin-Karlshorst aufgewachsen, hat er im Lauf der Jahre zwischen diesen beiden Städten immer wieder Menschen getroffen und Orte gefunden, die er zu Protagonisten seiner Filme machte – in Brandenburg, Mecklenburg und Pommern. Nun kehrt er noch einmal an diese Orte zurück, und es erweist sich, dass seine eigene Biografie sich mit der Biografie seiner wiedergefundenen Protagonisten und mit der Geschichte dieses Landstrichs überlagert. Zugleich findet Koepp bei seiner Spurensuche neue Menschen, Landschaften und Themen, von denen zu erzählen sich lohnt.

 

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Heinz17herne
Heinz17herne
Als Volker Koepp um 1950 in der Treskowallee in Berlin-Karlshorst das Hüpfspiel „Berlin - Stettin“ spielte, war ihm noch nicht bewusst, dass sich mit diesen beiden Städtenamen eigene wichtige Lebensorte verbanden. Volker Koepp wurde 1944 in Stettin geboren. Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs, Anfang 1945, floh seine Mutter, Thea Koepp, von dort und fand nach Zwischenstationen in Broda bei Neubrandenburg und Greifswald in Berlin-Karlshorst eine neue Heimat. Zwischen Berlin und Stettin liegen wichtige Lebens- und Filmlandschaften Volker Koepps. Oft hat der renommierte Dokumentarfilmer, zwischen 1970 und 1991 Regisseur im Defa-Studio für Dokumentarfilm Potsdam-Babelsberg, zwischen Elbe und Oder gedreht, bei Menschen, deren Leben wie sein eigenes durch die Zeitläufte der Geschichte geprägt wurde: Zweiter Weltkrieg, Vertreibungen, Teilung und Wiedervereinigung, Abwanderung und Wiederbesiedlung. In „Berlin - Stettin“, seinem wohl autobiographischsten, seiner Mutter Thea gewidmeten Film, ist Volker Koepp mit seinem Leib-und-Magen-Kameramann Thomas Plenert wieder zwischen beiden Städten unterwegs.

Mit persönlichen Erinnerungen, Gedanken, Gesprächen und biografischen Notizen entwirft „Berlin – Stettin“ einen lebendigen zeitgeschichtlichen Bogen von den schweren Zeiten nach Kriegsende über den Fremdenhass in der DDR bis in die jüngere Gegenwart der Vernichtung ganzer Industrien nach der Wende. Zu den Besonderheiten gehört, dass Koepp nicht nur selbst ausführlich zu Wort kommt, indem er etwa schildert, wie er als Kind erleben musste, dass seine Mutter in Broda bei Neubrandenburg mehrfach von sowjetischen Soldaten vergewaltigt wurde oder seine Auseinandersetzung mit den DDR-Behörden, die partout Sczcecin als seine Geburtsstadt in den Personalausweis schreiben wollten statt Stettin. Sondern mit der Berliner Schauspielerin Fritzi Haberlandt (auch als Sprecherin) eine Neu-Uckermärkerin, die über ihre eigene Motivation spricht, sich ein zweites Standbein auf dem Land zugelegt zu haben. Zu den einzelnen Gesprächspartnern Koepps sind Ausschnitte aus seinen größtenteils in Schwarz-Weiß gedrehten Dokumentationen „Märkische Trilogie“ (1988–90), „Mädchen in Wittstock“ (1974), „Wittstock, Wittstock“ (1974–97), „Gustav J.“ (1973) und „Tag für Tag“ (1979) zu sehen.

Doris Krause etwa, die mit Volker Koepp das Kriegsende in Broda miterlebt hat und noch in Neubrandenburg lebt, liest dem Filmemacher aus ihren damaligen Tagebuchaufzeichnungen als zehnjähriges Mädchen vor. Die schlimmsten Geschehnisse werden wieder lebendig – und doch bleibt Koepp bei aller eigenen Betroffenheit der beobachtend-distanzierte Dokumentarist. In Zehdenick, dem Ort seines letzten Defa-Films, trifft Koepp auf Bruno Olschewski, der bis 1990 in einer Ziegelei gearbeitet hat. Mit der deutschen Einheit war Schluss, jetzt holt sich die Natur alles zurück. Es war eine harte Arbeit mit vielen Sonderschichten für den Wiederaufbau der Hauptstadt der DDR, aber wenigstens Arbeit. Und gesoffen wurde schon am frühen Morgen, staatlich sanktioniert. Tauschhandel war angesagt, zu kaufen gab es auf dem platten Land eigentlich nichts: die Leute waren aufeinander angewiesen und trauern heute in der Kneipe den alten kameradschaftlichen Zeiten nach. Olschewskis Sohn ist arbeitslos ohne Hoffnung auf eine bessere Zukunft in Helmut Kohls zwar blühenden, von jungen Leuten aber weitgehend entleerten Landschaften: „Das gibt ja nichts mehr hier“.

Pitt Herrmann


Credits

Alle Credits

Dreharbeiten

    • 19.05.2008 - 28.02.2009
Länge:
3128 m, 114 min
Format:
35mm
Bild/Ton:
Farbe + s/w, Dolby
Prüfung/Zensur:

FSK-Prüfung (DE): 18.12.2009, 120787, ab 12 Jahre / feiertagsfrei

Aufführung:

Aufführung (DE): Oktober 2009, Leipzig, IFF - Internationaler Wettbewerb;
Kinostart (DE): 28.01.2010

Titel

  • Originaltitel (DE) Berlin-Stettin
  • Schreibvariante (DE) Berlin - Stettin

Fassungen

Original

Länge:
3128 m, 114 min
Format:
35mm
Bild/Ton:
Farbe + s/w, Dolby
Prüfung/Zensur:

FSK-Prüfung (DE): 18.12.2009, 120787, ab 12 Jahre / feiertagsfrei

Aufführung:

Aufführung (DE): Oktober 2009, Leipzig, IFF - Internationaler Wettbewerb;
Kinostart (DE): 28.01.2010