Die Libelle und das Nashorn

Deutschland 2012 Spielfilm

Inhalt

Bei einer Buchvorstellung lernen die Nachwuchsautorin Ada und der alternde Leinwandstar Nino sich kennen – und stellen schnell fest, dass sie sich eigentlich nicht viel zu sagen haben. Als jedoch ihr Flug gestrichen wird und sie unfreiwillig in einem luxuriösen Hotel festsitzen, verbringen sie die Nacht gemeinsam an der Bar und auf dem Zimmer. Die Zeit vertreiben sie sich mit Gesprächen über Philosophie und das Leben, mit gegenseitigen, teils provokanten Fragerunden und mit ebenso amüsanten wie bizarren Rollenspielen, bei denen sie sich sogar in einen waschechten Film Noir hineinphantasieren. So entsteht zwischen diesen beiden denkbar gegensätzlichen Personen im Lauf der Nacht eine seltsam vertraute Beziehung.

 

 

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Heinz17herne
Heinz17herne
„Port Vendres“ ist der Titel ihres Romandebüts, doch die zahlreichen Gäste, die zur von der Verlegerin selbst moderierten Lesung in Dortmund gekommen sind, haben für die 32-jährige Autorin Ada Hänselmann weder Ohren noch Augen. Ihr ganzes Interesse wie das der vorlauten, nervigen Reporterin gilt der 83-jährigen Schauspieler-Legende Nino Winter (ganz in seinem Element: Charmebolzen Mario Adorf) und seiner Autobiographie „Ich kam, sah und liebte“. Ada hat diese Reaktionen nicht wirklich überrascht und so ist sie erst dann ein bisschen genervt, als der Fahrer der Verlegerin nicht den direkten Weg zum Hotel Unique wählt, sondern zunächst den sich im Fond der Nobelkarosse auch ihr gegenüber sehr selbstgewiss-überheblich gebenden Star zum Flughafen nach Holzwickede kutschiert. All' das wäre auch noch zu verkraften gewesen, hätte nicht gerade ihr Freund, der sie abholen wollte, mit ihr Schluss gemacht – per SMS auf dem Handy. So muss Ada eine weitere Nacht in der ihr fremden Stadt zubringen.

Und ist nicht wenig überrascht, als sie Winter wenig später im Pool des Hotels trifft: In Italien wird 'mal wieder gestreikt, der Flug ist gecancelt, auch er verlängert im Unique. Sodass die beiden, aus purer Langeweile, an der Hotelbar wieder zusammenkommen. Ada ist sehr direkt, scheinbar naiv und ohne Hemmungen bei dem Versuch, Winter aus der Reserve zu locken. Aus ehrlichem Interesse an der Persönlichkeit dieses Mannes, dessen Buch freilich sogleich im Papierkorb ihres Hotelzimmers gelandet ist. Doch der will absolut nichts von sich preisgeben, zeigt sich zunächst darüber verärgert, dass sein Altherren-Italo-Charme bei seinem jungen Gegenüber nicht wie gewohnt wirkt. Und ist doch selbst zunehmend fasziniert von ihrer Direktheit – und ihrer herben, aber sehr gewinnenden Ausstrahlung.

„Mister Kimberly, ich habe einen Auftrag für Sie, den Sie nicht ablehnen können“: Ada verwickelt Winter in ein Rollenspiel – und verwandelt sich selbst in Mademoiselle Oiseau. Die er, den Detektiv spielend, beschatten soll. Eigentlich würde Winter lieber den Part des Gangsters übernehmen, aber er ist ein höflicher Mensch und schon geht es, unter dem leuchtenden „U“ der einstigen Brauerei unweit des Hauptbahnhofs, hinaus ins nächtliche Dortmund. Dessen Lokalkolorit sich weder mit Manhattan noch mit Mainhattan messen kann, aber für die bald mit fast kindischer Spielfreude aufgenommene Verfolgung eines fiktiven Auftragsmörders völlig ausreicht. Zurück im Hotel wird es dann, in einem Spiel, bei dem jeder der beiden fünf Fragen ehrlich beantworten soll, doch noch sehr persönlich, geradezu intim. Ada erzählt von ihrem Freund, der ihr abhanden gekommen ist auf so entwürdigende Weise, und Winter von seiner in Italien lebenden Gattin Gabrielle und der Katze Caruso. Je näher sich das ungleiche Paar kommt, um so offener werden die Fragen und umso ehrlicher die Antworten. Und zunehmend bringt sie ihn aus der Fassung...

Auch wenn es am anderen Morgen doch noch ein Geheimnis gibt, was gelüftet werden kann, es betrifft den mysteriösen Herrn, den beide in ihrer Phantasie zum Auftragsmörder gemacht haben, kann ein nur achtzigminütiger Film auch Längen aufweisen. Selbst dann, wenn er in einem sehr kultigen Dortmunder Hotel spielt, das so selbst zu einem Hauptdarsteller mutiert. Und auch dann, wenn er mit exzellenten Schauspielern besetzt ist bis hin zu Samuel Finzi und Lina Beckmann in den Episodenrollen eines jungen Paares, das im Unique abgestiegen ist und sich so heftig streitet, dass es ihr Baby den beiden Dauer-Debattierern an der Bar überlässt.

„Die Libelle und das Nashorn“ ist eine Low-Budget-Produktion im TV-Format, der man die Eile beim Verfassen des Drehbuches, der Film hängt im Schlussdrittel etwas durch, und die wenigen Drehtage ansieht. Doch gibt es für beides eine Erklärung: Im Sommer 2011 musste Lola Randls Film „Die Erfindung der Liebe“ nach 23 von 35 geplanten Drehtagen abgebrochen werden, weil die 26-jährige Hauptdarstellerin Maria Kwiatkowsky in ihrer Berliner Wohnung tot aufgefunden wurde. Mario Adorf, der zweite Protagonist dieses Projektes, war sogleich bereit für einen Ersatzfilm mit der Münchner Regisseurin, fand aber nur im November 2011 Zeit für gemeinsame Drehtage mit der hier erneut wunderbaren Fritzi Haberlandt. So gesehen kann sich „Libelle und Nashorn“, uraufgeführt am 2. Juli 2012 beim Filmfest München und am 6. Dezember 2012 in die Kinos gekommen, wirklich sehen lassen. TV-Premiere war am 12. Juli 201 im 3. Programm des koproduzierenden Westdeutschen Rundfunks.

Pitt Herrmann

Credits

Regie

Drehbuch

Darsteller

Produktionsfirma

Produzent

Alle Credits

Dreharbeiten

    • 06.11.2011 - 21.11.2011: Dortmund, Essen
Länge:
83 min
Format:
1:1,85
Bild/Ton:
Farbe, Dolby
Prüfung/Zensur:

FSK-Prüfung (DE): 26.07.2012, 134034, ohne Altersbeschränkung / feiertagsfrei

Aufführung:

Uraufführung (DE): 01.07.2012, München, Filmfest;
Kinostart (DE): 06.12.2012

Titel

  • Originaltitel (DE) Die Libelle und das Nashorn
  • Arbeitstitel (DE) Lonely U
  • Arbeitstitel (DE) Bettspaziergang

Fassungen

Original

Länge:
83 min
Format:
1:1,85
Bild/Ton:
Farbe, Dolby
Prüfung/Zensur:

FSK-Prüfung (DE): 26.07.2012, 134034, ohne Altersbeschränkung / feiertagsfrei

Aufführung:

Uraufführung (DE): 01.07.2012, München, Filmfest;
Kinostart (DE): 06.12.2012