Nina Hoss
Nina Hoss, geboren am 7. Juli 1975 in Stuttgart als Tochter von Heidemarie Rohwedder (Intendantin der Württembergischen Landesbühne) und Willi Hoss (Vorsitzender des Daimler-Benz-Betriebsrats), sprach bereits mit sieben Jahren erste Hörspielrollen und hatte ihr Theaterdebüt mit 14. 1995 bis 1998 absolvierte sie ein Schauspielstudium an der Berliner Hochschule Ernst Busch und erhielt ein festes Engagement am Deutschen Theater in Berlin. Ihr Filmdebüt hatte sie 1996 in Joseph Vilsmaiers "Und keiner weint mir nach", im gleichen Jahr wurde sie schlagartig bekannt als "Das Mädchen Rosemarie" in Bernd Eichingers TV-Remake des Kinoerfolgs der 1950er Jahre. Für die Rolle der 1957 ermordeten Frankfurter Edelprostituierten Rosemarie Nitribitt wurde sie 1997 bei der Verleihung der Goldenen Kamera als beste Nachwuchsdarstellerin geehrt. Neben ihrer Filmkarriere blieb Hoss aber auch in den folgenden Jahren auf der Theaterbühne präsent.
2001 begann Nina Hoss' Zusammenarbeit mit Regisseur Christian Petzold, dessen bevorzugte Darstellerin sie wurde: Im Fernsehfilm "Toter Mann" spielte sie die geheimnisvolle Leyla, die eine Romanze mit einem Anwalt (André Hennicke) beginnt, deren Motive ihm zunächst aber unklar sind. In Petzolds nächstem Film "Wolfsburg" (2003) gab sie Laura, die sich (unwissentlich) in den Mann (Benno Fürmann) verliebt, der ihren Sohn überfahren und Fahrerflucht begangen hat. Für beide Rollen erhielt sie 2003 und 2005 den Grimme-Preis. Die Titelrolle in dem erfolgreichen Drama "Die weiße Massai" (2005) von Hermine Huntgeburth, in dem Hoss eine Urlauberin spielt, die sich in einen kenianischen Krieger verliebt, brachte ihr den Bayerischen Filmpreis ein.
"Yella", die dritte Kooperation mit Petzold, zeigte Hoss als Frau aus der ostdeutschen Provinz, die im Westen neu anfangen will und doch niemals in ihrem neuen Leben ankommt. Auf den Berliner Filmfestspielen 2007 wurde Nina Hoss für diese Rolle mit dem Silbernen Bären als Beste Darstellerin geehrt. Kurze Zeit später erhielt sie auch einen der wichtigsten deutschen Theaterpreise, den Gertrud-Eysoldt-Ring, für ihre Rolle der "Medea" in der Inszenierung am Deutschen Theater Berlin. Im April 2008 wurde Hoss für ihre Leistung in "Yella" mit dem Deutschen Filmpreis als "Beste Hauptdarstellerin" geehrt.
In zwei weiteren Kinohauptrollen war Hoss 2007 zu sehen: In Nicolette Krebitz' "Das Herz ist ein dunkler Wald" spielte sie eine Frau, die entdeckt, dass ihr Ehemann ein Doppelleben führt, und sich darauf in surrealen Phantasien verliert; in Erica von Moellers ebenfalls dunkel-mysteriösem "Hannah" spielte sie eine Frau, die sich mit rätselhaften Ereignissen konfrontiert sieht.
Im Herbst 2008 startete Nina Hoss' neuer Kinofilm "Anonyma - eine Frau in Berlin" über ein Frauenschicksal in den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs und der ersten Nachkriegszeit im russisch besetzten Berlin, Anfang 2009 kam ihr neues gemeinsames Projekt mit Christian Petzold ins Kino, die Dreiecksgeschichte "Jerichow", in der ein Ex-Bundeswehrsoldat (Benno Fürmann) eine Affäre mit der Frau seines Arbeitgebers (Hilmi Sözer) beginnt.
Nach weiteren Theaterarbeiten war Nina Hoss erst Ende 2010 wieder im Kino zu sehen: In Dennis Gansels in Berlin spielendem Drama "Wir sind die Nacht" verkörperte sie die Anführerin einer Gruppe weiblicher Vampire. Im Februar 2011 gehörte Nina Hoss zur Wettbewerbsjury der 61. Internationalen Filmfestspiele von Berlin. Im gleichen Jahr sah man sie in Hendrik Handloegtens Drama "Fenster zum Sommer" als Frau zwischen zwei Männern auf der Kinoleinwand.
Danach arbeitete sie erneut mit ihrem Stammregisseur Christian Petzold zusammen: In "Barbara", der im Wettbewerb der Berlinale 2012 Premiere feiert, spielte sie eine Ärztin in der DDR, deren Fluchtpläne ins Wanken geraten, als sie sich in einen Kollegen verliebt. Im Jahr darauf war sie abermals im Wettbewerb der Berlinale vertreten: mit dem Western "Gold" von Regisseur Thomas Arslan.
Am Theater wechselte Hoss zur Spielzeit 2013/2014 vom Deutschen Theater Berlin, wo sie 15 Jahre lang engagiert gewesen war, an die Berliner Schaubühne. Ebenfalls 2013 erhielt sie das Bundesverdienstkreuz am Bande.
Eine tragende Kinorolle hatte Hoss in Anton Corbijns "A Most Wanted Man" (2014), als unterkühlte Agentin einer Hamburger Antiterror-Einheit. Einmal mehr unter der Regie von Christian Petzold verkörperte sie in "Phoenix" (2014) eine Jüdin, die nach dem Zweiten Weltkrieg schwer versehrt aus einem KZ befreit wird und nach der Heimkehr ihren Mann, der sie einst verriet, wiedertrifft – der sie allerdings für eine Doppelgängerin seiner tot geglaubten Frau hält. Für diese Rolle wurde sie unter anderem für den Deutschen Filmpreis und in den USA für den National Society of Film Critics Award nominiert.
2014 nahm sie mit der britischen Band Manic Street Preachers das Lied "Europa geht durch mich" auf; mit der Band trat sie auch beim Glastonbury Festival auf, einem der weltweit größten Open-Air-Musikfestivals. An der Berliner Schaubühne sah man sie unter anderem in "Die kleinen Füchse" (2014), "Bella Figura" (2015) und "Rückkehr nach Reims" (2017).
Eine seltene Fernsehrolle übernahm Hoss von 2014 bis 2017 in der US-Spionageserie "Homeland", als deutsche BND-Mitarbeiterin. 2017 spielte sie mit Stellan Skarsgård eine Hauptrolle in Volker Schlöndorffs englischsprachigem Spielfilm "Rückkehr nach Montauk" (DE/FR/IR). 2019 erhielt Nina Hoss eine Einladung zur Mitgliedschaft in der Academy of Motion Picture Arts and Sciences in Los Angeles. Im gleichen Jahr erhielt sie beim Filmfest Hamburg den Douglas-Sirk-Preis, für ihre Verdienste um Filmkultur und Filmbranche.
Ihre Hauptrolle als obsessive Musiklehrerin in "Das Vorspiel" (2019) brachte ihr beim Internationalen Filmfestival von San Sebastián (Spanien) und beim Stockholm Film Festival jeweils den Preis als Beste Darstellerin ein. Im Januar 2020 startete der Film in den deutschen Kinos. Bereits im April 2020 kam der nächste Film mit Nina Hoss in die Kinos: "Pelikanblut" (DE/BG 2019), ein Psychodrama über eine Mutter, die ihre krankhaft verhaltensauffällige Adoptivtochter mittels einer radikalen "Therapie" heilen will.
Für ihre Leistung in dieser Rolle erhielt sie den Günter-Rohrbach-Filmpreis und den Preis der deutschen Filmkritik (zusammen mit "Das Vorspiel"). Beim Starnberger Fünf Seen Filmfestival 2020 wurde Hoss anlässlich der Vorführungen von "Pelikanblut" und "Das Vorspiel" der Hannelore-Elsner-Preis verliehen.
Hoss' Hauptrolle in "Schwesterlein" (" My Little Sister", CH 2020), als erfolgreiche Bühnenautorin, deren Zwillingsbruder (Lars Eidinger) an Leukämie erkrankt, brachte ihr Nominierungen für den Deutschen Schauspielpreis und den Europäischen Filmpreis ein.
In der deutsch-kanadischen Miniserie "Schatten der Mörder – Shadowplay" (2020) spielte sie eine deutsche Kommissarin, die 1946 im zerstörten Nachkriegs-Berlin mit einem amerikanischen Polizisten zusammenarbeitet. Kleinere Rollen in internationalen Produktionen hatte Nina Hoss in der Serie "Tom Clancy’s Jack Ryan" (US 2022) und dem Actionthriller "The Contractor" (US 2022). In dem vielfach preisgekrönten Drama "Tár" (DE/US 2022) sah man Hoss als Ehefrau von Cate Blanchetts Hauptfigur. Als Sprecherin fungierte sie bei den Dokumentarfilmen "Drei Frauen - Ein Krieg" (DE/IT 2022) und "Für immer" (2023).