Nach drei Jahren Pause fand die Verleihung des 34. Hessischen Film- und Kinopreises am Freitagabend wieder in der Alten Oper Frankfurt statt.
"Wir sind froh, dass wir die Welt des Films und des Kinos wieder feiern können und vor allem die vielen Menschen, die dort arbeiten, die kreativ sind, die sich engagieren. Dass dieses Feiern wieder möglich ist, zeigt, dass wir die Pandemie hinter uns gelassen haben", erklärte Kunstministerin Angela Dorn. "Dabei ist mir wichtig, dass es nicht nur um schöne Fotos auf dem Roten Teppich und ein bisschen Glamour geht, sondern wie immer beim Hessischen Film- und Kinopreis auch um den Diskurs über gesellschaftlich hoch relevante Themen. Gerade angesichts von Krisen und Kriegen ist es wichtig, dass wir in eine Verständigung miteinander kommen statt in eine zunehmende Polarisierung. Gut gemachte, künstlerisch hochwertige und sorgfältig recherchierte Filme ermöglichen einen differenzierten Blick auf die Welt. Sie zeigen uns eine Vielfalt der Perspektiven und lassen auch die zu Wort kommen, die zu selten Gehör finden – auch mit strittigen Thesen, das gehört dazu. Mutige Filme und die Kunstform Kino fördern wir als Land Hessen mit beträchtlichen Mitteln. Der Filmpreis soll zusätzliche Aufmerksamkeit auf besondere Leistungen lenken. Deshalb verschicken wir nicht einfach Schecks oder Urkunden, sondern veranstalten ein Fest: für den Film und die Menschen, die ihn lieben."
Der Ehrenpreis des Hessischen Ministerpräsidenten ging an die Schauspielerin und Präsidentin der Deutschen Filmakademie Alexandra Maria Lara, die sich live von Dreharbeiten auf Fuerteventura in die Alte Oper schalten ließ, um den Preis entgegenzunehmen. Die Begründung für die Auszeichnung lautete: "Alexandra Maria Lara ist eine herausragende Schauspielerin, die mit ihrer Präsenz und ihrem Können das Publikum weltweit begeistert. Sie verkörpert die Vielfalt und die Qualität des deutschen Films und ist ein Vorbild für junge Talente. In zahlreichen Filmrollen unterschiedlicher Genres hat sie in nationalen und internationalen Produktionen mit ihrer außergewöhnlichen Darstellungskraft und ihrem Charisma überzeugt und ihr Talent unter Beweis gestellt. Dass ihr der deutsche Film am Herzen liegt, unterstreicht Alexandra Maria Lara auch durch die Tatsache, dass sie als Präsidentin der Deutschen Filmakademie seit 2022 gemeinsam mit Florian Gallenberger Verantwortung übernommen hat und das Ansehen des deutschen Films fördern will."
Der mit 7.500 Euro dotierte Newcomerpreis, über dessen Vergabe die Kunst- und Kulturministerin entscheidet, ging an den deutsch-iranischen Filmemacher, Drehbuchautor, Kameramann, Cutter und Produzenten Behrooz Karamizade. "Er ist ein Multitalent: auf dem Regiestuhl, hinter der Kamera und am Schneidetisch. Dadurch hat er ein feines Gespür für Details. Er schaut sehr genau hin und legt behutsam den Kern der Geschichten frei, die er erzählt. In seiner Arbeit als Regisseur mit den Schauspielerinnen und Schauspielern ist er einfühlsam; damit wirken seine Filme absolut authentisch", begründete Ministerin Dorn ihre Entscheidung. "Der Nachwuchspreis will Aufmerksamkeit auf Menschen legen, die gerade im Durchbruch sind. Es geht um Innovation, Potenzial und Talent. All das verkörpert Behrooz Karamizade."
Die Jury des Hessischen Film- und Kinopreises vergab zudem einen Sonderpreis an den Dokumentarfilm "Das Kino sind wir" von Livia Theuer, der die Geschichte einer ganz besonderen hessischen Kulturinstitution erzählt: Er feiert den Filmladen in Kassel und die engagierten Menschen dahinter. Der Film, so die Jury, "ist sich ganz sicher, dass es nicht nur, aber natürlich immer auch die Filme sind, die das Kino beleben und immer wieder neu erfinden. Der Filmladen in Kassel ist nicht nur Kinogeschichte, er ist Kinozukunft. Livia Theuer schafft es mit ihrem Dokumentarfilm, Lust aufs Kino zu machen." Der Sonderpreis ist undotiert.
Weitere Gewinner*innen:
Spielfilm: "Vamos a la Playa" von Bettina Blümner. Dotiert mit 18.000 Euro Preisgeld, alle drei Nominierten je 4.000 Euro Nominierungsgeld.
Dokumentarfilm: "Einzeltäter Teil 3: Hanau" von Julian Vogel. Dotiert mit 18.000 Euro Preisgeld, alle drei Nominierten je 4.000 Euro Nominierungsgeld.
Kurzfilm: "Zelle 5 – Eine Rekonstruktion" von Mario Pfeifer. Dotiert mit 7.000 Euro Preisgeld, alle drei Nominierten je 1.000 Euro Nominierungsgeld.
Hochschulabschlussfilm: Dokumentarfilm "Work in Transition" von Emiliano Proietti, Hochschule RheinMain. Dotiert mit 7.000 Euro Preisgeld, alle drei Nominierten je 1.000 Euro Nominierungsgeld.
Drehbuch: "Jumoke" von Oliver Hardt. Dotiert mit 7.000 Euro Preisgeld, alle drei Nominierten je 1.000 Euro Nominierungsgeld
Schauspieler*innen-Preis des Hessischen Rundfunks
Ensemble: Der Cast von "Was man von hier aus sehen kann"
Hauptrolle: Petra Schmidt-Schaller (in "Ein Schritt zum Abgrund").
Nebenrolle: Brigitte Hobmeier (in "Tatort: Murot und das Paradies").
Der Preis des hr ist undotiert.
Kinopreis
Hauptpreisträger mit je 20.000 Euro Preisgeld: Mal seh’n-Kino (Frankfurt), Filmladen Kassel, Traumstern Kino in Lich. Weitere Preise nicht gewerbliche Kinos: Murnau Filmtheater (Wiesbaden), Filmforum Höchst (Frankfurt), Filmkreis – Das Unikino in Darmstadt, Kino Pupille (Frankfurt), Kommunales Kino Weiterstadt, naxos.Kino (Frankfurt), KiezKino (Kassel), Kino des Deutschen Filmmuseums (Frankfurt) und Caligari FilmBühne (Wiesbaden). Gewerbliche Kinos: Casablanca Art House (früher Kult Kinobar, Bad Soden), BALi-Kinos Kassel, Harmonie (Frankfurt), programmkinorex (Darmstadt), Capitol Arthousekino-Center (Marburg), Lichtspielhaus Lauterbach, Cinéma (Frankfurt), Kronberger Lichtspiele. Die Anerkennungen gehen an das Eldorado (Frankfurt) und den Filmklubb Offenbach.
Zu einer neuen Tradition soll das Filmpreis-Wochenende werden: Die ausgezeichneten Filme werden am 21. und 22. Oktober im Cinéma Frankfurt, in der FilmBühne Bad Nauheim, im programmkino rex in Darmstadt und im Capitol Kino in Witzenhausen gezeigt. Das Cinéma Frankfurt macht den 22. Oktober zum Filmpreis-Sonntag: Ab 11 Uhr laufen die Siegerfilme aller Kategorien.
Quelle: wissenschaft.hessen.de