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Alle Fotos (9)Biografie
Franz Seitz, geboren am 22. Oktober 1921 in München als Sohn des Filmregisseurs und Produzenten Franz Seitz sen. und der Schauspielerin Anni Terofal, trat 1940 der Wehrmacht bei, wo er zum Oberleutnant und Batterieführer aufstieg. Nach Kriegsende beschäftigte Seitz sich mit Malerei und Kunstgeschichte und verdiente als Kunstmaler seinen Lebensunterhalt. 1949 volontierte er bei Richard Eichberg als Filmarchitekt, zwei Jahre später gründete er gemeinsam mit Jochen Genzow die Produktionsfirma Allegro-Film.
In der Anfangszeit sorgte die Namensgleichheit von Vater und Sohn Franz Seitz für Verwirrung. So produzierte der Sohn 1951 den Film "Der letzte Schuß", bei dem der Vater Regie führte. Am Drehbuch arbeiteten Vater und Sohn gemeinsam, während der Bruder Hans Seitz eine Rolle in dem Film übernahm. Als Geschäftsführer der von ihm betriebenen Ariston-Film GmbH war Seitz junior bis Mitte der fünfziger Jahre an der Produktion von ambitionierten Projekten wie Roberto Rossellinis "Paura" ("Angst"; 1954) und G. W. Pabsts "Es geschah am 20. Juli" (1955) beteiligt. 1956 gründete er in München die Franz Seitz Filmproduktion, mit der er zahlreiche Heimatfilme produzierte, darunter Kassenhits wie "Der Meineidbauer", "Mein Schatz ist aus Tirol" oder "Schön ist die Liebe am Königssee". Ende der 1960er Jahre folgten die damals sehr populären Aufklärungsfilme; zugleich rief die Firma das profitable Genre der "Lümmel- und Paukerfilme" ins Leben.
Parallel zu seiner Produzententätigkeit trat Seitz junior auch als Autor und Regisseur in die Fußstapfen seines Vaters. Sein Regiedebüt gab er 1954 mit der musikalischen Komödie "Ein Mädchen aus Paris". Bei seinen Drehbüchern arbeitete er häufig unter dem Pseudonym Georg Laforet (ein Vorfahre mütterlicherseits war ein Graf Laforet). Zu seinen großen Erfolgen als Autor gehören "Das schwarz-weiß-rote Himmelbett" (1962), bei dem Rolf Thiele Regie führte, "Kleiner Mann ganz groß" und "Grieche sucht Griechin".
Wie sehr Seitz bereit war, andere Wege zu gehen, zeigte sich gleichwohl am deutlichsten in seiner Tätigkeit als Produzent. So produzierte er 1966 Volker Schlöndorffs international erfolgreichen Debütfilm "Der junge Törless" – womit ein prominenter Vertreter der Altbranche einer der ersten Produzenten des Neuen Deutschen Films wurde. In den kommenden Jahren beteiligte er sich an Jean-Marie Straubs "Chronik der Anna Magdalena Bach" (1967). 1978/1979 produzierte er gemeinsam mit Eberhard Junkersdorf den Oscar-Gewinner "Die Blechtrommel" von Volker Schlöndorff.
Ein großes Faible hegte Seitz für die Werke Thomas Manns, von denen er einige auf die Kinoleinwand brachte, angefangen 1964 mit "Tonio Kröger", inszeniert von Rolf Thiele. Es folgten: "Wälsungenblut" (1964, Thiele) und "Der Zauberberg" (1981, Hans W. Geissendörfer) sowie "Unordnung und frühes Leid" (1976) und "Doktor Faustus" (1982) bei denen Seitz selbst Regie führte.
Einen weiteren bedeutenden Komplex im Regie-Werk von Franz Seitz bildeten Filme mit bayerischen, speziell Münchner Themen, die sich jedoch stets durch ihren kritischen Anspruch und das gänzliche Fehlen von Heimattümelei auszeichneten: "Abelard – Die Entmannung" (1975), "Die Jugendstreiche des Knaben Karl" (1977) nach Karl Valentin, "Flammenzeichen" (1984), die teilweise fiktive Biografie des Münchner Jesuiten und Widerstandskämpfers Rupert Mayer, zu dem Tochter Gabriele Seitz das Drehbuch schrieb, sowie "Erfolg" (1990) nach dem Roman von Lion Feuchtwanger.
Auch jenseits des aktiven Filmgeschäfts war Franz Seitz zeitlebens sehr aktiv und engagiert. 1981 wurde er Vorsitzender des Verbands deutscher Spielfilmproduzenten e.V., fungierte parallel als Vize-Präsident des internationalen Produzenten-Verbands FIAPF, war von 1987 bis 1997 Mitglied des Kuratoriums der Berlinale, amtierte in der Film-Förderungs-Anstalt (FFA) als Stellvertretender Vorsitzender des Verwaltungsrats, Mitglied des Präsidiums, Mitglied der Richtlinienkommission und Mitglied der Verhandlungsgruppe Film/Fernsehen; von 1987 bis 1997 war er Vorstandsvorsitzender bzw. Präsident der SPIO, anschließend Mitglied des Präsidiums. Bei der Internationalen Münchner Filmwochen GmbH, dem Träger des Filmfest München, war er seit der Gründung stellvertretender Vorsitzender des Aufsichtsrats.
Nicht nur Seitz' Filme wurden immer wieder preisgekrönt, auch ihm selbst wurden im Lauf seiner Karriere zahlreiche Auszeichnungen zuteil: das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse, die Staatsmedaille für besondere Verdienste um die Bayerische Wirtschaft, der Ehrenpreis des Bayerischen Filmpreises, die Berlinale Kamera sowie der französische Orden "Chevalier dans l'Ordre des Arts et des Lettres".
Anfang der 1990er Jahre zog Seitz sich aus dem aktiven Filmgeschäft zurück. Nach vielen Jahren schrieb und produzierte er 2005 mit der Fernsehkomödie "Glück auf vier Rädern" noch einmal einen Film – dessen Ausstrahlung er allerdings nicht mehr erlebte: Am 19. Januar 2006 starb Franz Seitz in seiner Heimatstadt München.