Inhalt
Nach mehr als elf Jahren Haft wird Martin Schulz, 36, in die Freiheit entlassen. Den Mauerfall hat der ehemalige DDR-Bürger hinter Gittern erlebt. Voller Witz und Elan versucht Martin, sich in der für ihn neuen Welt zurecht zu finden. Zögerlich nimmt er Kontakt zu seiner Frau und seinem elfjährigen Sohn auf.
Mit Hilfe seines Knastkumpels Victor findet Martin schließlich ein Job in einer Videothek. Gleichzeitig meldet er sich zu einer Schulung als Taxifahrer an. Endlich scheint es mit seinem Leben wieder bergauf zu gehen. Dann aber wird er wegen seiner Vorstrafen nicht zur Taxiprüfung zugelassen. Und durch Victors halbseidene Geschäfte gerät Martin zusehends in Bedrängnis.
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Erschwert wird ihm das durch die Tatsache, dass seine Gattin Manuela nun eine neue, quasi-eheliche Verbindung eingegangen ist mit dem aus Westdeutschland zugezogenen Lehrer Wolfgang Riedel. Zudem lernt Martin erstmals seinen inzwischen elfjährigen Sohn Rokko kennen, dessen Existenz Manuela ihm bisher verheimlicht hat. Dabei war sie einst nicht unbeteiligt an der versuchten Republikflucht mit so ungewolltem wie tragischem Ausgang.
Über Rokko knüpft Martin behutsam neue familiäre Bande. Als diese jedoch im Sand zu verlaufen droht, freundet er sich mit der attraktiven südosteuropäischen Studentin Ludmilla an. Diese arbeitet in einem Sex-Shop, bei dem auch Martin, unter den väterlichen Fittichen eines ehemaligen Zellennachbarn Victor Valentin, einen Job gefunden hat. Doch ausgerechnet jetzt kommt der noch unter Bewährung stehende Martin erneut mit dem Gesetz in Konflikt.
Während die Polizei (Udo Kroschwald als rüder Beamter) nur alte Vorurteile tradiert, schafft Martins „Ex“ Manuela die eigene Bewährung: Sie gibt dem erneut Inhaftierten einen Halt und die Aussicht auf rasche Rehabilitation – gesellschaftlich wie familiär…
Jörg Schüttauf spielt in „Berlin is in Germany“ einen Mann, der mit den aufgerissenen, ungläubigen Augen eines staunenden Naivlings durch die neue, grenzenlose Konsumwelt des westlichen Kapitalismus läuft – und sich ständig dabei zu verlaufen droht. Jede Ost-West-Larmoyanz ist dem Streifen von Hannes Stöhr fremd. Es geht hier nicht um Täter und (Wende-) Opfer, sondern um trotzige Zivilcourage in – innerlich wie äußerlich - völlig neuen, fremden Verhältnissen.
Hannes Stöhrs Debutstreifen, die Abschlussarbeit an der Berliner Filmhochschule dffb, wurde nach der Uraufführung im Panorama-Wettbewerb der 51. Berlinale mit dem Publikumspreis ausgezeichnet. Er kann glatt als unmittelbarer Vorgängerstreifen des Kassenschlagers „Good bye, Lenin“ von Wolfgang Becker durchgehen. Auf den Kinostart folgte zum Auftakt der verdienstvollen Reihe „Ostwind“, einer erstmaligen Gemeinschaftsproduktion der öffentlich-rechtlichen Sender ZDF und ORB, mit der das „Zweite“ sein Ost-Profil stärken wollte, am 9. März 2003 die TV-Erstausstrahlung gleichzeitig in beiden Anstalten.
Die Hoffnung, dass „Ostwind“ keine Eintagsfliege bleiben sollte, erfüllte sich nach der gegen den Willen des Publikums erzwungenen Senderfusion des ORB mit dem Sender Freies Berlin (SFB) zum Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb) nicht. Besonders der Mainzer Sender hätte angesichts bis dato marginaler Einschaltquoten in den neuen Bundesländern davon profitiert. Für mich schlägt dieser Low-Budget-Streifen die Großproduktion „Good bye, Lenin“ um Längen!
Pitt Herrmann