Jella Haase
Jella Haase, Jahrgang 1992, sammelte bereits im Kindesalter erste Erfahrungen als Theaterschauspielerin. Nach Auftritten in Kurzfilmen sah man sie 2009 erstmals in einer prägnanten Nebenrolle in einem abendfüllenden Film: In der Fernsehproduktion "Mama kommt!" verkörperte sie eine Tochter der von Senta Berger gespielten Titelfigur. Im Anschluss verkörperte sie in "Polizeiruf 110 – Tod im Atelier" (2009) eine behinderte junge Frau. Weitere Nebenrollen hatte sie in den TV-Komödien "Liebe in anderen Umständen" (2009) und "Meine Familie bringt mich um" (2010) sowie Eoin Moores "Polizeiruf 110 – Einer von uns". Außerdem gehörte sie zum Ensemble der experimentellen Mini-Serie "Alpha 0.7 - Der Feind in dir" (2010).
Ihr Kinodebüt gab Jella Haase im Jugenddrama "Lollipop Monster" (2011), in dem sie als Teenagerin aus prekären Familienverhältnissen eine Hauptrolle spielte. Ebenfalls 2011 feierte "Kriegerin" Premiere: Darin verkörpert Haase eine Teenagerin, die sich einer rechtsradikalen Clique anschließt. Für die Leistung in diesem Film wurde sie beim Münchner Filmfest 2011 für den Förderpreis deutscher Film in der Kategorie Beste Darstellerin nominiert. Zudem gewann sie für beide Filme den Bayerischen Filmpreis 2011 als Beste Nachwuchsdarstellerin. Im Jahr darauf spielte Haase ein Junkie-Mädchen in Sebastian Kutzlis erstem Langspielfilm "Puppe" an der Seite von Corinna Harfouch und hatte eine kleine Rolle in David Dietls dffb-Abschlussfilm "König von Deutschland". In der Folge "Puppenspieler" war Haase 2013 dann im Bremer "Tatort" als minderjährige Prostituierte Mel zu sehen, die per kompromittierendem Sexvideo einen Richter erpresst - und wurde prompt als beste Schauspielerin mit dem Günter-Strack-Fernsehpreis ausgezeichnet.
Als schlagfertige kaugummikauende Göre Chantal überzeugte Haase in "Fack Ju Göhte" (2013), Bora Dagtekins höchst erfolgreicher Variante einer "high school comedy" auf Deutsch. Ihre schauspielerische Leistung brachte der Berlinerin eine Nominierung für den Deutschen Filmpreis ein.
Von ihrer sanfteren Seite zeigte sie sich in der TV-Märchenverfilmung "Die goldene Gans" (2013) als traurige Prinzessin Luise. Weitere Fernsehauftritte hatte Haase in Folgen der Krimiserien "Helen Dorn" (2014) und "Der Kriminalist" (2014). Danach sah man sie in der schwedischen Kinoproduktion "Unga Sophie Bell" (2014) als hippe und enigmatische Berlinerin, die eine neu zugezogene schwedische Mitbewohnerin durch den Großstadtdschungel begleitet.
Eine kleine, aber wichtige Nebenrolle hatte Haase in der internationalen Mini-Serie "The Team"(2015) als Tochter eines Gangsters, die sich in einen verdeckten Ermittler verliebt. Ebenfalls 2015 gehörte sie zum Ensemble des Dokudramas "Die Klasse - Berlin '61", über eine Schülergruppe in der DDR zur Zeit des Mauerbaus.
Für die Kinokomödie "Fack Ju Göhte 2" (2015) schlüpfte Haase dann erneut in die Paraderolle der frechen Oberschülerin Chantal, gefolgt von einer Nebenrolle als Dienstmädchen Tinette in Alain Gsponers Neuverfilmung von "Heidi" (Start: Dezember 2015). Ernsterer Stoff war kurz darauf "Vier Könige" über vier labile Jugendliche, die das Weihnachtsfest in der Jugendpsychiatrie verbringen müssen. "Vier Könige" startete ebenfalls im Dezember 2015.
Für "Fack Ju Göhte 2" wurde sie 2016 beim Bayerischen Filmpreis mit dem Darstellernachwuchspreis ausgezeichnet (zusammen mit Lena Klenke und Gizem Emre). Kurz zuvor war sie bei der Berlinale 2016 einer der "European Shootings Stars" der European Film Promotion.
Viel Kritikerlob erhielt Jella Haase für ihre Leistung in dem Drama "Looping" (2016), als 19-Jährige, die in einer psychiatrischen Klinik eine besondere Beziehung mit zwei älteren Frauen beginnt. Fürs Fernsehen spielte Haase in der "Tatort"-Folge "Auf einen Schlag" (2016) eine Hauptrolle als Polizeianwärterin, gefolgt von einer tragenden Nebenrolle in dem Coming-of-Age-Kinofilm "Nirgendwo" (2016).
Beim Münchner Filmfest 2017 feierte das Fernsehspiel "Das Leben danach" (2017) Premiere, mit Haase in der Hauptrolle einer Überlebenden des Unglücks bei der Duisburger Loveparade 2010. Leichtere Kost war anschließend "Fack Ju Göhte 3" (2017), für den sie einmal mehr in die Rolle der Schülerin Chantal schlüpfte.
Eine weitere Hauptrolle hatte sie als ziellose Jugendliche auf abenteuerlichem Roadtrip in der Komödie "Vielmachglas" (2018); in Markus Gollers Roadmovie "25 km/h" (2018) spielte sie eine Nebenrolle als Tramperin. Eine Art Roadmovie war auch die viel gelobte Tragikomödie "Die Goldfische" (2019), in der Haase als Betreuerin eine Behindertengruppe auf einer ereignisreichen Reise begleitet.
2019 sah man sie in der Titelrolle des Thrillers "Kidnapping Stella", über eine junge Frau, die ihre beiden Entführer in ein dramatisches Psychoduell verwickelt (der Film war ein Remake der britischen Produktion "The Disappearance of Alice Creed" aus dem Jahr 2009). Um ein Remake handelte es sich auch bei der Komödie "Das perfekte Geheimnis" (2019) von Bora Dagtekin: Basierend auf dem italienischen Erfolgsfilm "Perfetti Sconosciuti" (2016) erzählte der Film von einer Tischgesellschaft, deren Teilnehmer spaßeshalber sämtliche auf ihren Handys eingehenden Nachrichten und Anrufe mit den Anwesenden zu teilen – mit peinlichen Folgen. Haase spielte in dem großen Kassenerfolg das neueste und jüngste Mitglied der Freundesgruppe.
Auf der Berlinale 2020 feierten gleich zwei Filme mit Jella Haase Weltpremiere: In Burhan Qurbanis zeitgenössischer Neuverfilmung von "Berlin Alexanderplatz" (Wettbewerb) war sie die Mieze - wofür sie später im Jahr für den Deutschen Filmpreis nominiert wurde; in Leonie Krippendorffs Coming-of-Age-Geschichte "Kokon" (Generation 14plus) gab sie die neue, selbstbewusste Freundin einer stillen, im Schatten ihrer älteren Schwester stehenden Teenagerin.
Im November 2021 kam Andreas Kleinerts hoch gelobtes biografisches Porträt des Schriftstellers, Regisseurs und Provokateurs Thomas Brasch, "Lieber Thomas", in die deutschen Kinos. Darin spielt Haase Braschs große Liebe Katharina Thalbach, die den verbotenen Dichter 1976 in den Westen begleitete. 2022 war Haase im Filmdrama " Bis wir tot sind oder frei" des Schweizer Regisseurs Oliver Rihs als Linksautonome zu sehen.
Für ihre Darstellung in "Lieber Thomas" wurde Jella Haase beim Deutschen Filmpreis 2022 als Beste Darstellerin in einer Nebenrolle ausgezeichnet.