Biografie
Klaus Wyborny, geboren am 5. Juni 1945 in Bittkau, studierte von 1963 bis 1970 Theoretische Physik in Hamburg und New York City. Ab 1963 engagierte er sich im Filmclub im Arbeitskreis Film und Fernsehen an der Universität Hamburg. Mitte der 60er Jahre begann er, sich als Filmemacher zu betätigen.
Im Jahr 1968 gehörte Wyborny mit Hellmuth Costard, Helmut Herbst, Werner Nekes, Thomas Struck und anderen zu den Gründern der Hamburger Filmmacher Cooperative. Vorbild der Gruppe war die amerikanische "New Cinema"-Bewegung, mit dem Ziel, eine europäische Variante des amerikanischen Undergroundkinos zu etablieren. Daneben gehörte er zu den Gründern der Literaturzeitschriften "Boa Vista" und "Henry" und war Mitinitiator der "Hamburger Filmgespräche". Mit seinen zahlreichen Experimentalfilmen und Experimental-Spielfilmen avancierte Wyborny zu einer der wichtigsten und prägendsten Persönlichkeiten des deutschen Avantgarde-Kinos. Auf der Documenta 5 (1972) und der Documenta 6 (1977) in Kassel war er mit jeweils mehreren Filmen vertreten, darunter "Das abenteuerliche, aber glücklose Leben des William Parmagino", "A Crowd in the Face", "Dallas Texas" und "Percy McPhee". Für "Das szenische Opfer" wurde er 1981 mit dem Preis der deutschen Filmkritik für den Besten Experimentalfilm ausgezeichnet. Zu Wybornys bekanntesten Werken gehören außerdem "Die dämonische Leinwand" (1969), "Die Geburt der Nation" (1973), "Am Arsch der Welt" (1981), "Der Ort der Handlung" (1986), "Aus dem Zeitalter des Übermuts" (1991) und "Sulla" (2001), der 2003 beim Internationalen Filmfestival Split preisgekrönt wurde.
Viele seiner Arbeiten waren im Rahmen der Berlinale im Internationalen Forum des Jungen Films zu sehen. Neben seiner Arbeit als Filmemacher hielt Wyborny zahlreiche Seminare und Vorträge zu diversen Aspekten der Filmgestaltung. Er war Gastdozent an Universitäten in New York und Ohio und hatte 2002/2003 eine Gastprofessur an der Universität der Künste Berlin. Im Jahr 2005 würdigte das Deutsche Filmmuseum Frankfurt ihn bereits zum zweiten Mal mit einer umfassenden Retrospektive – die erste hatte 1986 stattgefunden. Viele Arbeiten Klaus Wybornys wurden auch in Ausstellungshäusern wie der Kunsthalle Hamburg, der Generali Foundation Wien und der Berliner Akademie der Künste gezeigt.
Bei der Viennale 2012 wurde Wybornys bislang letzter Langfilm uraufgeführt: "Syrakus", nach Gedichten von Durs Grünbein. 2014 sah man ihn als Schauspieler in einer zentralen Rolle von Harald Bergmanns Filmessay "Der Schmetterlingsjäger - 37 Karteikarten zu Nabokov".