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Alle Fotos (30)Biografie
Ivan Nikolai Desnitzky (später Ivan Desny) wurde am 28.12.1922 in Peking, China, als Sohn einer Schwedin und eines russischen Botschaftssekretärs geboren. In seiner Kindheit und Jugend besuchte er –aufgrund der wechselnden Einsatzorte seines Vaters– Schulen in Teheran, Washington D.C., Paris und Brisbane. Seine Schauspielausbildung absolvierte er in Paris. Im Zweiten Weltkrieg wurde er in einem deutschen Arbeitslager gefangen gehalten. Nach Kriegsende und seiner Rückkehr nach Paris übernahm er erste Arbeiten beim Film als Kostümzeichner und Dekorateur, bis er 1947 seine erste Nebenrolle in "La fleur de l'âge" spielte. In "Madeleine" (GB 1950) von David Lean spielte Desny als Liebhaber der Titelfigur seine erste Hauptrolle. Größere internationale Bekanntheit erlangte er mit seiner Darstellung eines rassistischen Politikersohns in der Verfilmung von Sartres "La putain respectueuse" ("Die ehrbare Dirne", FR 1952). Michelangelo Antonioni besetzte ihn in "La signora senza camelie" ("Die Dame ohne Kamelien", IT 1953) als Konsul Rusconi.
Der Durchbruch im deutschen Kino gelang Desny als Leutnant James in Max Ophüls' Magnum Opus "Lola Montez" (1955) und als neue Liebe von Maria Schell in Victor Vicas' Zuckmayer-Verfilmung "Herr über Leben und Tod" (1955). Für diese Rolle erhielt er eine Nominierung für den Deutschen Filmpreis. Weitere bedeutende Rollen hatte er an der Seite von Lilli Palmer in den Falk Harnack-Filmen "Anastasia, die letzte Zarentochter" (1956) und "Wie ein Sturmwind" (1957). In den kommenden Jahren blieben größere Rollen vorerst aus und Desny spielte kleinere Parts in Terence Fishers "Sherlock Holmes und das Halsband des Todes" (1962) oder Steve Previns "Ist Geraldine ein Engel" (1963).
Erste Erfahrungen im deutschen Fernsehen sammelte er 1965 an der Seite von Ingrid van Bergen in "Die Flasche" und 1967 in einer Folge der Krimiserie "Das Kriminalmuseum". Ab 1970 spielte Desny in den "Tatort"-Folgen des Zollfahnders Kressin (Sieghardt Rupp) den wiederkehrenden Bösewicht Herr Sievers – ein ebenso eleganter wie skrupelloser Superschurke, der nie gefasst wird. Diese Rolle des galanten und höflichen Ganoven war typisch für Desny, der auch sonst meist charmante, oft internationale Lebe- und Geschäftsmänner spielte, wobei auch sein markanter französischer Akzent zu einer Art Markenzeichen wurde.
Ebenfalls bei einer Fernsehproduktion arbeitete Desny zum ersten Mal mit Rainer Werner Fassbinder zusammen: In "Welt am Draht" (1973), über die Entwicklung einer virtuellen Welt, spielt er einen wie vom Erdboden verschwundenen Sicherheitschef. Ein Jahr später wirkte Desny an der Seite von Rüdiger Vogler und Hanna Schygulla in Wim Wenders‘ Goethe-Adaption "Falsche Bewegung" mit, die beim Deutschen Filmpreis mit dem Filmband in Gold für das Gesamtensemble ausgezeichnet wurde.
Einige Jahre später arbeitete Desny erneut mit Fassbinder zusammen, als dieser ihn für die Hauptrolle des todkranken Geschäftsmannes Karl Oswald im Kassenerfolg "Die Ehe der Maria Braun" (1978) engagierte. Danach spielte Desny in weiteren Fassbinder-Werken: Als zwielichtiger Herr Pums in dem 14-Teiler "Berlin Alexanderplatz" und als Geschäftsmann Wittich in "Lola", dem letzten Teil von Fassbinders "BRD-Trilogie". 1980 erhielt Ivan Desny das Filmband in Gold für sein Lebenswerk.
In den nächsten Jahren hatte Desny, dessen Filmografie weit über 200 Titel umfasst, vor allem Auftritte in zahlreichen Fernsehserien. 1984 und 1986 im "Traumschiff", sowie ebenfalls 1986 in Folgen von "Die Krimistunde", "SOKO 5113" und "Detektivbüro Roth". 1992 kehrte Desny zum "Tatort" zurück und hatte bis 2001 erneut einige Auftritte. Seine letzten Kinorollen waren in André Téchinés Neo-Noir-Drama "Les Vouleurs" ("Diebe der Nacht", FR 1996) sowie in "Mister Boogie" (2001) mit Big Brother-Star Zlatko Cajkovski. Trotz abgeschlossener Produktion erhielt "Mister Boogie" keinen Kinostart.
Ivan Desny lebte in Ascona, Schweiz, wo er am 13. April 2002 an den Folgen einer Lungenentzündung starb.