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Alle Fotos (58)Biografie
Lilith Stangenberg, geboren am 14. August 1988 in Berlin, wirkte bereits in jungen Jahren in Inszenierungen des Jugendtheaters "P14" der Berliner Volksbühne mit. Aufgrund ihrer dortigen Leistungen erhielt die Autodidaktin Engagements am Schauspiel Hannover (2008/2009) und am Schauspielhaus Zürich (2009-2012). 2010 wurde sie von der Fachzeitschrift 'Theater heute' als Nachwuchsschauspielerin des Jahres geehrt. Von 2012 bis 2016 gehörte Stangenberg zum Ensemble der Volksbühne Berlin, wo sie unter anderen mit Frank Castorf, Ulli Lommel und René Pollesch arbeitete.
Nach ersten Kurzfilmauftritten spielte Lilith Stangenberg in "Das Mädchen aus Sumy" (2009) aus der Krimireihe "Rosa Roth" die Schlüsselrolle einer ukrainischen Prostituierten, die an einem Drogencocktail stirbt. Es folgten weitere Nebenrollen als Zofe in dem Fernsehspiel "Das blaue Licht" (2010) und als Freundin eines jungen Rockers in der Serienfolge "Polizeiruf 110: Stillschweigen" (2012; Regie: Eoin Moore).
In Vanessa Jopps tragikomischem Kinofilm "Lügen und andere Wahrheiten" (2014) spielte sie eine tragende Rolle als psychisch labile Nachbarin der von Meret Becker verkörperten Hauptfigur. Ihre erste Kinohauptrolle hatte Stangenberg als höchst engagierte Redaktionspraktikantin in Christoph Hochhäuslers Journalismus- und Politdrama "Die Lügen der Sieger" (2014), das 2015 in die Kinos kam. Beim Locarno Filmfestival feierte im August 2015 Lars Kraumes "Der Staat gegen Fritz Bauer" Premiere. In dem vielfach preisgekrönten, historischen Politdrama hatte Stangenberg eine wichtige Nebenrolle als verführerische und geheimnisvolle Freundin eines wegen seiner Homosexualität angeklagten Mannes.
Nach einem Auftritt als "Micky Mouse" in Ulli Lommels "Mondo Americana" (USA 2015), einem skurril-eigenwilligen Dokumentarfilm über Hollywood, sorgte Stangenberg mit ihrer Hauptrolle in "Wild" für Aufsehen: Unter der Regie von Nicolette Krebitz spielte sie darin eine schüchterne und einsame junge Frau, deren Leben durch die Begegnung mit einem wild lebenden Wolf eine Wende nimmt – sie beginnt, die animalisch-anarchische Seite ihrer Persönlichkeit zu entdecken. "Wild" wurde im Januar 2016 beim amerikanischen Sundance Film Festival uraufgeführt und startete im April 2016 in den deutschen Kinos. Ihre wagemutige Leistung in diesem Film brachte Stangenberg den Preis der deutschen Filmkritik sowie den Günter-Rohrbach-Filmpreis ein. Im Frühjahr 2017 wurde sie zudem für den Deutschen Filmpreis nominiert.
Leichtere Kost war die bayerische Krimikomödie "Grießnockerlaffäre" (2017), in der Stangenberg eine kleinere Rolle als russische Femme Fatale übernahm. Größere TV-Rollen hatte sie in der "Bella Block"-Folge "Am Abgrund" (2018) und in der "Tatort"-Folge "Blut" (2018), als psychisch labile Frau, die sich für eine Vampirin hält. Auf der Kinoleinwand sah man sie 2018 in "Whatever Happens Next" in der Rolle einer Lebenskünstlerin und Exzentrikerin, die eine Beziehung zu einem "ausgestiegenen" Mittvierziger entwickelt.
2019 gehörte sie zum Ensemble von Angela Schanelecs preisgekröntem "Ich war zuhause, aber…", gefolgt von der Hauptrolle einer geistig behinderten Frau in dem Geschwisterdrama "Idioten der Familie".
Im Januar 2020 wurde Lilith Stangenberg mit dem Ulrich-Wildgruber-Preis zur Förderung junger Schauspieler*innen ausgezeichnet. Der Filmemacher Alexander Kluge hob in seiner Laudatio Stangenbergs "Mut zur künstlerischen Grenzerfahrung und die Unbedingtheit in ihrer Arbeit" hervor. Die beiden hatten zusammen den experimentellen Spielfilm "Orphea" gedreht, der auf der Berlinale 2020 Premiere feierte; in der freien Interpretation des Orpheus-Mythos spielte Stangenberg die Titelrolle. Der Kinostart folgte aufgrund der Corona-Pandemie erst im Sommer 2021.
2022 erschienen gleich drei Filme mit Stangenberg in tragenden Rollen: In der marxistischen Vampirkomödie "Blutsauger" von Julian Radlmaier verkörperte sie die so mysteriöse wie verführerische Fabrikbesitzerin Octavia; in dem stimmungsvollen Episodenfilm "Die stillen Trabanten" spielte sie die muslimische Konvertitin Aisha, in die sich Burger-Brater Jens (Albrecht Schuch) verliebt; für den Experimentalfilm "Love Is A Dog From Hell" arbeitete Stangenberg erneut mit Regisseur und Videokünstler Khavn De La Cruz zusammen, der bereits bei "Orphea" - damals zusammen mit Alexander Kluge - Regie geführt hatte.
Im folgenden Jahr hatte "Seneca" (2023) seinen deutschen Kinostart, für den Stangenberg mit John Malkovich vor der Kamera gestanden hatte.