Inhalt
Der Orpheus-Mythos ist geläufig: Aus der Unterwelt ins Leben zurückgekehrt, besingt er mit seiner Musik die verlorene Liebe. Alexander Kluge und Khavn, ein Ausnahmeduo mit Sprengkraft, wählen den Mythos als Ausgangspunkt für eine wahre Revolution. Denn Orpheus’ Gang ins Totenreich, mit dem er Eurydike retten will, scheitert seit Jahrtausenden und endet tödlich. Wer der Geschichte eine andere Wendung geben will, muss sich etwas Neues einfallen lassen: einen Tausch der Geschlechter. Das Ergebnis heißt Orphea. Für ihren Euridiko ist sie zu allem entschlossen. Orphea (großartig gespielt von Lilith Stangenberg) verfügt über die erschütternde Kraft der Musik. Sie will nicht nur den Geliebten anblicken, sondern alle Toten zum Leben erwecken. Orphea ist der Engel der Geschichte: Sie wendet das Antlitz der Vergangenheit zu und wird der Zukunft entgegengeweht, begreift alles und reißt alles mit sich. Philippinische Slums, die Unsterblichkeitsprojekte der russischen Revolution, die Afterlife-Forschung im Silicon Valley, die Migrationsbewegungen in Europa. Die tausendköpfige Schlange, das Mammut, Tschaikowski, Purcell, Adorno, Rilke … Kluge und Khavn liefern ein Gesamtkunstwerk für das neue Jahrtausend.
Quelle: 70. Internationale Filmfestspiele Berlin (Katalog)
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